20 Inzwischen hatte sich die Lage der aufständischen Bauern zu verschlechtern begonnen; am 23. Juli war in Enns bereits kaiserliches Kriegsvolk ein¬ gezogen und am 25. kam viel Bauernvolk vor den kaiserlichen Reitern nach Steyr geflohen. Am 27. Juli wurden zwei von den in der Nähe der Stadt Steyr umher¬ schwärmenden kaiserlichen Reitern durch „Kellner und Junge Pursch“ ge¬ fangen genommen und unter großem „Getümmel“ gebunden in die Stadt gebracht, wo man sie in das Gerichtshaus brachte. An diesem Tage wurde das Kloster Gleink durch Bauern — auch einige Bürger von Steyr waren dabei — geplündert; alles, was nicht Anwert auf Mitnahme hatte, wurde zertrümmert. Unter der gemachten Beute befanden sich auch zwei Fässer Wein, welche man zu Christoph Gstöttner brachte; dort wurde die „Kandl um 8 Kreuzer ausgeleuthgebt“. Von dem eingegangenen Gelde wurde Pulver und Saliter gekauft. Der Mangel an Pulver muß bei der Bauern¬ besatzung groß gewesen sein, denn am 28. Juli gingen der Kommandant Neumüller und der Bastl (Sebastian) Pollhamber in Begleitung etlicher Bauern nach Garsten, um im Kloster Nachschau nach Pulver zu halten. Sie fanden dort vermauert Rüstungsstücke, „Toppelhäkhen und Musqueten“, und führten diese nebst anderen brauchbaren Gegenständen nach Steyr, woselbst die Gewehre unter die Bürger und Bauern verteilt wurden. Auch in den Häusern der Stadt wurde fleißig nach Pulver gesucht, man fand jedoch nur bei Max Wutschletitsch ein „Väßl Salitter: Im kaiserlichen Schlosse wurde die Rüstkammer erbrochen, alle Rüstungen, wie auch die alten Dienstschwerter mit „Sammeten Schayden“ wurden in die Stadt verschleppt, der Rentmeister wurde verjagt, das Pflegerzimmer ge¬ plündert usw. Auch das Stadtrichterhaus wurde erbrochen und ein Bauer namens Wastl Bollhamber nahm das Richterschwert samt dem Szepter. Am 29. Juli kam Fadingers Nachfolger (Fadinger war bekanntlich am 28. Juni vor dem Linzer Landhause angeschossen worden und erlag bald darauf der Verwundung), Hauptmann Wiellinger, mit 2000 schwarzen Bauern nach Steyr in der Absicht, das kaiserliche Kriegsvolk aus dem Lande zu jagen. Er ließ die gesamte Bürgerschaft auf dem Stadtplatz zusammen¬ rufen und befragte sie, ob sie weiter Leib und Leben mit ihm, bezw. mit der Sache der Bauern wagen wollten. Cosmas Mann beantwortete namens der Bürger die Frage: „Ja, was nicht wider Ihro Kaysserliche Maystätt ge¬ handlet wirdt in demselbigen seye die Bürgerschafft willfehrig mit Ihnen zu halten. Um 1 Uhr nachmittags erschien die ganze Bürgerschaft mit Unter¬ und Obergewehr am Platz. Wer sich weigerte, wurde mit Gewalt herbei¬ geholt. Hauptmann Wiellinger stellte seine 2000 Bauern in Ordnung, je 7 Mann zu einem Glied formiert, auf und um 3 Uhr begann der Abmarsch der Bauern mit 50 Reitern. Auch etliche Bürger zogen mit, der Marsch ging nach St. Florian. Der Hauptmann Eckler verließ am 30. Juli heimlich die Stadt, obwohl er mit den Bürgern und Bauern zu leben und sterben geschworen hatte. Auch viele katholische Bürger flohen, da sie stets der Gefahr ausgesetzt waren, von den Bauern erschlagen zu werden. Am 4. August mußten die in der Stadt befindlichen Schmiede den Bauern eine Kette herstellen, 100 Klafter lang und ein jedes Glied 20 Pfund schwer; das Eisen hiezu mußte die Gewerkschaft liefern. Diese Kette kam nach über Aschach, wo sie unter dem Kommando des Wirtes von Herzogsdorf die Donau gespannt wurde, um ein Herabfahren der Schiffe nach Linz ver¬ hindern zu können.
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