Die Stadt Steyr und der Bauern¬ aufstand des Jahres 1626. Von Franz X. Bohdanowicz. Durch den Sieg der aufständischen Bauern bei Peuerbach am 21. Mai 1626 über den von ihnen so gehaßten Statthalter Herberstorf waren die Sieger von der Zuversicht erfüllt, daß die von ihnen gesteckten Ziele bei ent¬ sprechender Betätigung bald und sicher in der erhofften Weise erreicht sein würden. Im Heerlager um Peuerbach begann eine rege Tätigkeit. Stephan Fadinger, der bald nach der Schlacht aus dem Mühlviertel zurückgekehrt sein mag, wurde zum Oberhauptmann der gesamten Bauernarmee ernannt. Bereits am 23. Mai erfolgte der Aufbruch der Massen zu neuen Taten, neuen Erfolgen. Während Zeller mit den sogenannten „Donaubauern“ über die Donau ging, zog Fadinger mit der Hauptmacht nach Aschach— Eferding, vertrieb die Franziskaner in Pupping und erschien bereits am 24. Mai vor der Stadt Wels. Nachdem er die Stadt besetzt und eine Be¬ satzung von 400 Bauern mit 9 Geschützen unter dem Kommando des Hans Mayringer aus Grieskirchen zurückgelassen hatte, zog ein Haufe nach Vöcklabruck, Gmunden und Ebensee. Fadinger selbst wandte sich nach Kremsmünster, woselbst er am 28. Mai erschien. Die vom Kloster zur Verteidigung aufgebotenen 400 katholischen Untertanen hatten, als sie die überlegene Macht des Bauernheeres herannahen sahen, die Flucht ergriffen. Die Tore des Klosters öffneten sich dem Bauernheere und der Oberhauptmann Fadinger schlug sein Hauptquartier in den sogenannten Kaiserzimmern auf. Die Absicht der Aufständischen war, „alle katholischen Priester zu verjagen, protestantische Prediger einzusetzen, an dem Statthalter Rache zu nehmen, alle Auflagen und Unterwürfigkeit gegen die Vorgesetzten aufzugeben.“ Fadingers nächster Plan war, sich der Stadt Steyr zu versichern. In Steyr lag damals nur eine Besatzung von 100 Soldaten, welche beabsich¬ tigte, sich mit ihren Kanonen ins Schloß zurückzuziehen und dort den Ansturm der Bauern abzuwarten. Der Statthalter erließ jedoch den Befehl, mit aller Munition zu Wasser nach Enns abzuziehen. Die Nachricht vom Zuge des Bauernheeres gegen Steyr war in der Stadt rasch bekannt geworden, gab es doch in Steyr seit längerer Zeit teils offene, teils geheime Parteigänger der Aufständischen. Am 28. Mai verließen alle katholischen Geistlichen Steyr, auch die Mönche und der Abt des benachbarten Klosters Garsten ergriffen die Flucht aus Furcht vor den Bauern, von denen es hieß, daß sie im Hasse gegen alles Katholische schon so manchen Priester ermordet hätten. Auch der katholische Bürgermeister Johann Mayr, der Stadtrichter und Stadtschreiber samt anderen Katholiken, mit den Beamten des Schlosses — nur der Rentmeister verblieb im Schlosse — fanden es gleichsam ratsam, den ergrimmten Bauern nicht in die Hände zu fallen, und suchten das Weite. Einige katholische Räte blieben in der Stadt zurück, unter anderen Jakob Zettl (Zetl), der eine chronikartige Aufzeichnung über die Vorfälle in der Stadt Steyr aus dieser Zeit (1612—1635) uns hinterließ, die Professor Edlbacher im XXXVI. Jahresbericht des Museums in Linz herausgab. Dadurch sind wir über Einzelheiten genau unterrichtet, und zwar, was um so höher anzurechnen ist, durch einen Zeitgenossen. 2 17
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