Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1928

jung und könne noch ein ganz gutes Fortkommen finden, da die Gemeinde auch auf ihn schauen werde. Philipp horte zu, aber kein Wort kam über seine Lippen. Es war wirklich, als hätte er in diesen Jahren die Sprache verlernt. Aber in seiner Brust tobte es, lichte, freundliche Gedanken rangen um den Sieg mit der eingefressenen Verbitterung und berauschend wirkte einen Augenblick das kleine Wörtchen „Freiheit!“ auf ihn. — Doch wenn draußen an einem heißen Sommertag sich die Gewitterwolken auftürmen und fahles Gelb über die prangende Flur sich ausbreitet, wenn es dann zu sausen beginnt in den Lüften und der prasselnde Hagel das Korn in die Erde stampft, die jungen Früchte von den Bäumen reißt und in zürnender Gewalt das letzte lebende Grün vernichtet und bedeckt hat, dann heben sich auch nicht so bald die geknickten Halme wieder empor und lange dauert es, bis die liebende Mutter Natur den Schaden, den sie selbst in ihrem Zürnen angerichtet, wieder gut macht. In Philipps Seele behielt die trotzige Bitterkeit die Oberhand. Ueber seine Lippen huschte kaum vernehmlich das einzige Wörtlein: „Zu spät! Als man ihm den Lohn für seine Arbeit auszahlen wollte, da schob er das Geld mit haßerfülltem Blick zurück, packte sein kleines Bündel und wollte hinauseilen. Als er über die Stufen zum Tor stürmte und so rasch als möglich forteilen wollte von der Stätte seines zertrümmerten Glückes, da sah er die Menschen¬ menge, die den Platz fühlte, da schmetterten auch schon die Hörner und die große Trommel drohte unter den wuchtigen Schlägen zu bersten und die Männer riefen „Vivat!“, die Weiber hoben die kleinen Kinder auf den Arm und wiesen auf Philipp, das war ein Tücherschwenken, und schon trat der Schulze, der seinen besten Rock angezogen hatte, auf Philipp zu. Dem aber war es, als drehte sich die Welt in rasendem Wirbel, bald tiefschwarz, bald in den grellsten Farben flimmerte es vor seinen Augen und er mußte sich halten, um nicht zu Boden zu sinken. Als der Schulze die ersten Sätze seiner Rede beendet hatte, da reckte sich Philipps Gestalt empor, Todesblässe überflog sein abgehärmtes Antlitz, abwehrend streckte er die Hände gegen die Menge, ein wilder Schrei drang aus seiner Brust — und dann stürzte er nieder. Draußen auf dem Friedhof bettete man den armen Philipp zur Ruhe. Und ins alte Schneiderhäuschen zog ein Weib mit frühergrauten Haaren, ein Weib, das nie mehr lachte und täglich auf den Friedhof ging, mit sorgender Hand des Grabes zu walten, das einen Unschuldigen umfing, dem das Unrecht der Menschen das Herz gebrochen. HILHIIHIHIHIHIHLIHTIHIIITHAEHAHALTAHAITAEEALAGTLEIHIIAHHIHIAHEHHHAIHAIHNETLTHHHELDer Wienerweg. In unserem Lande gibt es verschiedene mit „Weg“ zusammengesetzte örtliche Benennungen, aber keine derselben ist so beachtenswert wie der „Wienerweg“, ein reizender, einsamer Weg, der von Micheldorf aus über Tiefgraben gegen Agonitz führt und somit eine Verbindung des Kremstales mit dem Steyrtale darstellt. Das bodenständige Volk nennt den Verbindungs¬ so. weg in der Mundart „Weanaweg“ und nennt ihn vollkommen richtig Manche Leute glauben, dieser romantische Pfad habe seinen Namen deswegen, weil man halt von dort nach Wien, der großen Stadt (über Steyr usw.) käme. Was aber bedeutet wirklich des Weges Name, der bereits im 13. Jahrhundert bekannt war (1252 findet sich in einer Gleinker Urkunde die Bezeichnung 9

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2