Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1928

2 Pernstein zu locken. Während des Zechgelages ließ aber der Pernsteiner die Feste seines Bruders, den Schellenstein, anzunden, und als der Besitzer dieser Burg durch die hohen Fenster des Rittersaales entsetzt den Brand seines Heimes sah, stürzte ihn der Bruder aus einem Saalfenster in die ungeheure Tiefe hinab. Diese schauerliche Brudermordsage, vielleicht nur ein Abglanz wirklichen Geschehnisses, wurde auch von Dichtern verwertet und ausgeschmuckt. Die Pernsteiner, welche dem tückischen Morde nahe standen, sollen später von Reue ergriffen in das Heilige Land zum Kampfe gegen die Ungläubigen gezogen sein; auch ihr Geschlecht ging, unbekannt zu welcher Zeit, unter. Im 13. Jahrhundert werden die „Truchsen“ als Besitzer von Pernstein erwähnt. Im 14. Jahrhundert wurde Eberhard von Wallsee Herr auf Pernstein. Er erbaute die Burgkapelle (Kapelle Unserer Lieben Frau zu Pernstein), welche noch heute als Gnadenort gilt. Ruine Alt=Pernstein, im Hintergrunde die Kremsmauern. Nach öfterem Besitzwechsel gelangte Pernstein im 16. Jahrhundert an das gewaltige Geschlecht der Jörger. Karl Jörger ließ die beiden Brunnen in Alt=Pernstein errichten. Im Jahre 1621 kam die Herrschaft Pernstein in den Besitz des später so gefürchteten Grafen Adam Herberstorff, des Ur¬ hebers des berüchtigten Frankenburger Würfelspieles. Seine Witwe Salome kein damals beliebter Frauenname) verkaufte 1630 wieder das Besitztum Pernstein an das Stift Kremsmünster, dem es heute noch gehört. Frau Sage hat sich nicht nur mit dem Untergange der Burg Schellenstein befaßt, sie hat auch die Erinnerungen an die schrecklichen Zeiten des Hexenwahnes und der Zaubereieinbildungen vor mehreren Jahrhunderten behalten. Das Burgverließ zu Pernstein steht als Denkmal jener Zeitläufte noch. Im Jahre 1648 wurde der Weißgerber Wolfgang Langemann aus Kirchdorf wegen Zauberei nach Burg Pernstein gebracht und später hingerichtet.

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