Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1927

77 hat. Und wie er nachher ins Bett is. „Sie sind aber heute nacht gegen Und da geht jedem a Bogenlampn ein Uhr freiwillig in den Tod gegangen. auf, so groß wie die im Schöffbräusaal Hier sind die Beweise: Rock, Schuhe, und noch größer, besonders dem Bäcker¬ Hut. Wastl, der 's Lachen anhebt. Und einer Jetzt ist das Verwundern am Hof¬ nach dem andern fangt z' lachen an, auch bauer. „J94 der Gerichtsherr. sagt er und besinnt sich a „Da muß i schon um mildernde Weil, wie einer, der nach einem „Mords¬ Umständ bitten,“ sagt der Hofbauer, „weil brand“ alles verschlafen hat. Nach und iwirkli nix woaß, daß i mi tränkt hätt. nach gehl ihm ein Licht auf, so groß wie so¬ Ueberhaupts hätt i 's net im Sinn, die Bogenlampn im Schöffbräusaal. Und lang 's noch a Bier gibt. Und weil 's er fangt zu erzählen an, wie ihn gestern so guat ausganga is, lad i enk ein auf sei Alte nicht ins Haus gelassen, wie a Maß zum Schöffbräu, und der Bäcker¬ er gsagt hat, daß er sich ertränkt, und Wastlmußa Red haltn über meinenschönen wie er nachher statt seiner den Holzstock „Tod in den Wellen“. Aso a Gaudi ...!“ ins Wasser gworfen hat und gschrien W Die da Leid tragen. Erzählung von E. Hartmann. überbrauste. Zwei Bahnarbeiter hatten Herbststurm. ihn gefunden und die Polizei benachrichtigt. Schwere, regendrohende Wolken Ein lähmendes Gefühl des Schreckens ziehen am Firmament hin, grausam zaust erfaßte die Frau und drohte ihre Willens¬ der pfeifende Sturm Blätter und Zweige kraft zu brechen. Doch sie wußte, daß von den im Winde knarrenden Aesten sie sich aufraffen, daß sie schnell handeln herunter und wirbelt sie unbarmherzig mußte. — Würde ein grausames Schicksal durcheinander. Am Fenster einer einsam ihr den Gatten rauben? gelegenen Villa steht eine Frau, die ge¬ Nur das nicht! dankenvoll in die aufgeregte Natur hinaus¬ Die Minuten wuchsen sich ihr zur blickt. Ewigkeit aus, bis der schnell benachrichtigte Elisabeth Manitius erinnert sich heute Arzt kam und seine Untersuchung beendet jenes Tages, an dem vor zwei Jahren hatte. ihre Leidenszeit begonnen hatte. Wie Achselzuckend stand er ihr gegenüber im Traum läßt sie nochmals diese Zeit und meinte, daß völlige Ruhe vorläufig an sich vorüberziehen, und im Geiste einzige sei. das durchwandert sie alle die Stationen ihrer Die Viertelstunden schlichen langsam langen Leidensbahn. Wie war es doch dahin. Bleich und regungslos lag der * gleich? Gatte auf seinem Lager, jedoch sein Es war ein Tag und ein Wetter schwacher Pulsschlag zeigte, daß immer wie heute. Um die Nachmittagsstunde noch Leben in ihm war. Kein Laut war schreckte lebhaftes Leuten an der Haus¬ weit und breit zu hören, nur die Uhr glocke Elisabeth aus ihrer Lektüre auf. im Zimmer lickte weiter. Zwei Polizisten brachten ihren Mann Das Schicksal konnte nicht so na¬ bewußtlos. menlos grausam mit Elisabeth sein, es Kurz vor der Stadt hatte sein Reit¬ durfte sie nicht zur trostlosen Witwe machen. pferd gescheut, als ein Schnellzug vor¬

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