Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1927

76 müssen allemal waizn.“ D' Hofbäurin seufzt und jammert, und d' Dorfleut suchen den Weiher ab. In ihrer Angst vor dem Toten wankt die Bäurin in d' Stuben; aber kaum sitzt s’ a paar Augenblick am Tisch, da is 's ihr grad, als wenn der Hofbauer leibhaftig vor ihr stünd. A Schrei und Satz — und draußen is 's wieder am a Weiher. Und hinter ihr drein is ein Spektakel, als ob sieben junge Teufe Hochzeit hätten. Brer * „Gfehlt is 's!“ schreit d' Bäurin „Der Hofbauer geht um! Lauft's gschwind um den Herrn Pfarrer. „Gelt, es is wahr!“ kriumphiert d' Unterdirn. Und jedem lauft jetzt Dc übern Buckel. kalt „Aberglaube!“ sagt der Schulghilf überlegen. „I glaub's aa net!“ sagt der Bäcker¬ Wastl, der lauter neumodische Büche liest. „Die Gespenster sind schon läng abgeschafft. Seit dem „finstern Mittel¬ alter“. Und überhaupt gibt 's keine. Aber kaum hat er des gsagt, gibt's ihm an Riß, daß er bald umgflogen wär. Denn im Schlafkammerl vom Hof¬ sehen s’ auf einmal ein Licht. Und bauer zerst is 's ganze Haus stockfinster gwesen. A jeder sieht das Licht, und an jeden stehn d' Haar zu Berg. Nachais's Licht wieder verschwunden. „Sehtihr'sihr zwei Siebengscheiten? sagt der Dürnhuber zum Schulghilfn und Bäckerwastl. „Werwaizt denn nacha? zum „I net,“ sagt der Bäcker=Wastl und is stad So wird's nach und nach hell, und's ganze Dorf steht um den Weiher, aber den Hofbauer ham s’ net gefunden. Bloß seine Joppen und sein Huat ham s’raus¬ gfischt und zu die Schuh am Ablaß glegt. Ins Haus hat sich aber niemand getraut; denn da „geht der Hofbauer um“ In aller Früh kommt auch gleich d' Grichtskommission, um die 's Post¬ fräuln telephoniert hat, daher. Und d' Sucherei is von vorn angangen, und 'n Weiher ham s’ ablassen, aber an Hof¬ bauer ham s’ net gfunden, sondern bloß an Holzstock und alts Graffel, des man so in an Weiher wirft. „Ein seltsamer Fall,“ sagt der Bäcker¬ Wastl, der Siebengscheit. Der Herr Pfarrer schüttelt den Kopf. D' Gendarm striegeln noch a Weil diensteifrig im Weiherschlamm umanand, aber der Leichnam vom Hof¬ bauer is net z' finden. „Nichts zu machen,“ sagte der vom Gericht. „I moan aa net,“ sagt der Bäcker¬ Wastl. Und wie s’ alli schaun und schaun, schlagt 's vom Kirchturm zehn Uhr vor¬ mittag. Da hörn s’ auf einmal d' Haustür gehn, und der Hofbauer steht in seiner ganzen Läng am Wassergrand, reibt sich d' Augn und wascht sich. Da sieht er den Haufen Leut au der Hofwiesn, die ihm das schöne Grummet vertreten. „Des is sauber,“ sagt der Hofbauer. „Des mag i, wenn das schöne Gras hin is! Wer hat enk denn erlaubt ..?“ D' Leut schaun und schaun. „Was gibt 's da eigentli?“ sagt der Hofbauer wieder und nähert sich der Gruppe. „Der Hofbauer hat sich gestern tränkt!“ sagt a kleiner Bub aus am fremden Dorf, weil 's den Einheimischen d' Red verschlagen hat. „Der Hofbauer?“ sagt der Hofbauer. — des bin i! Da müßt „Der Hofbauer aa was wissen.“ „Ja, was schaut 's den a so?!“ schreit er dann ganz wild, weil keiner a Wörtl sagt. „Bin i narrisch oder seid 's ös narrisch — bin i der Hofbauer oder seid 's ös der Hofbauer? Wer hat enk denn überhaupt a Recht gebn, auf meiner Hofwiesn, daß 's ganze Grummet kapu is? Wo is denn eigentli d' Bäurin?“ „Da is s'!“ sagt der Bäcker=Wastl. „Zum Donnerwetter! Was soll denn eigentlich die Kommödie?!“ ruft der Ge¬ richtsherr. „Sind Sie der Hofbauer oder sind Sie 's nicht?“ „Jawoi, i bin der Hofbauer! Wer soll i denn nacha sei?“

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