Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1927

etwas mitzuteilen. Setzen Sie sich hier nieder. „Na, na, 's Niedasitz'n auf an so an fein Foteul g’hert sich nöt für an Hausknecht. Aber mei Pfeifa zünd i ma an, wann's es dalaubts. „Mir wäre es lieber, wenn Sie eine Zigarette rauchten. Meine Frau kann jeden Moment kommen. Sie kann den Pfeifengeruch nicht leiden. „A was! Dö Weiber ham allweil was. Hiazt zündt i mas erscht recht an. Schick'n Sie 's nur za mir, wann ihr was nöt paßt, i wias scho' dressiern. Nur Ruhe, nur Ruhe, dachte sich der Doktor und schluckte dreimal krampf¬ haft, um seinen Zorn über diesen Lümmel hinunterzudrucken. „Also, rauchen Sie, was Sie wollen Nun zur Sache. Die hohe Ehre wird Ihnen widerfahren ... „Nau also, muaß i halt do' in Wag'n schmiern.“.. „So kommen wir nicht weiter; kurz und gut, Sie sollen morgen bei dem est mitspielen. Bur „Ja so, beim Schnapf'n soll i mit¬ toan. „Aber nein!“ „Tarockier'n kann i nöt.“ „Aber wer spricht denn vom Karten¬ spiel Den Thespiskarren sollen Sieziehen. „Ja so! Hagelziag'n soll i?“ „Aber nein, einen Knappen sollen Sie spielen. 604 9Ö 7 „Ja, Sie, mich reizt Ihre hohe Ge stalt. „Wer razt Eahna?“ „Weil Sie so groß sind, gefallen Sie mir als Knappe. „Mei' Kapp'n is Eahna z'groß Sö brauchans ja nöt aufsetz'n.“ „Aber verstehen Sie mich doch recht. Ich brauche einen großen, starken Mann der, als Knappe verkleidet, morgen au der Burg in einer kleinen Rolle auf¬ treten soll. Nun werden Sie sich doch auskennen? „Ja, ja, da fahlt sie nix. Sö brauchan an stark'n Mann, der mit da Kapp't 51 vakleid't auf dö Burg auffitret'n soll. A, i kenn mi schan aus. „Nein, lieber Michl, Sie kennen sich noch nicht aus. Sind Sie schon einmal auf den Brettern gestanden? „Ob i auf Bretter g'standen bi'?“ „Ich möchte durch diese Frage er¬ ahren, ob Sie Routine haben?“ „Na, den han i nöt.“ „Michl! Michl! Ich bitte Sie, passen Sie nun auf, was ich sage: Morgen um drei Uhr kommen Sie auf die Burg .... „Ja so, mit dö Bretta“ „Stören Sie nicht immer meinen Gedankenflug. Sie kommen auf die Burg und bekommen für einige Minuten Dienst¬ leistung zwei Schillinge. Sie haben dafür nur einige Worte zu sagen. „Ja so, zwoa Schilling. „Ja, für einige Worte. für „Herr Dokta, was griag i denn was i hiazt all's g'sagt hab?“ dös „Aber Michl! Wir sind doch jetzt nicht am Theater. Dies ist doch nur eine Besprechung. Hier haben Sie einen Schilling Trinkgeld. „Ahan! I vasteh's hiazt. Morg'n griag i dö andern zwoa. „Also, endlich verstehen wir uns. Nun könnten wir gleich eine kleine Probe halten. Also, Sie kommen auf die Burg und werden dort kostümiert.“ „Mit dö Bretta, vasteh. „Ohne Bretter! Sie werden kostümiert und stellen sich zum Burgtor“ „Griag i dö zwoa Schilling, wann i ohne Bretta kimm?“ „Ja, ja, ja! Also, Sie stehen beim Burgtor und wenn die Herrschaften, näm¬ lich Herr und Frau Bezirksoberdirektions¬ rat Knausolek, vor demselben erscheinen. öffnen Sie und sagen: „Der edle Graf von Losenstein läßt euch geziemend mel¬ den, daß er und seine Sippe euch beim Hungerturm erwarten. Ich, sein Knappe Dagobert, ich soll euch hingeleiten. Also Michl, hast du mich verstanden? Dies hast du zu kun, sonst nichts. Dafür ein königlicher Lohn.“ „Recht war's, wann i ma dös da¬ mirka kunnt.“ 4*

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