Nacht besetzt ist, zu uns ins Land? Hof¬ fentlich nicht im Luftschiff?“ „Mach' keine dummen Witze, Franzl. Du weißt doch den Habichtsriegel? „Und ob! Das ist ja die Waldstelle, wo sich Füchse und Hasen Gute Nach sagen. Da geht nicht einmal ein Schmuggler durch. Die Leute fürchten das unheim¬ liche Eulengeschrei bei Nacht, und sogan bei Tag soll es dort nicht recht geheuer sein. Man hört allerlei munkeln. „Und ich sage dir, gerade über den Habichtsriegel gehen die Schmugglerzüge: über den Habichtsriegel kommen die Schweine, über den Habichtsriegel komm die Pest, kommen Tod und Verderber zu uns ins Land. Und wer weiß, wie lang' es noch dauert, dann rafft sie auch unsdahin, die Schweinepest. Toni hat sich in einen hellen Eifer hineingeredet; die ganze Gesellschaft ist aufmerksam geworden. „Ich will wetten, wenn ich morgen früh in den Habichtsriegel hinaufgehe kann ich solche Schmuggler sehen. So fest bin ich von meiner Annahme überzeugt. „Wenn Sie es als Einheimischer sind“ läßt sich jetzt der Zollinspektor ver¬ nehmen, „dann bin ich es auch. Der Habichtsriegel ist tatsächlich ein Gebiet, das von unseren Beamten wegen seiner sonstigen Schmuggelfreiheit wenig began¬ gen wird. Man hat bisher noch nie ge¬ hört, daß über den Habichtsriegel auch nur das Geringste geschmuggelt worden wäre. Das ist mir ganz neu. Ich danke Ihnen, Herr Hochmoser, daß Sie mich auf diese Möglichkeit aufmerksam machten. die mir nun selbst sehr wahrscheinlich vorkommt. Ich lade die Herren ein, mor¬ gen früh ums Taganläuten auf den Ha¬ bichtsriegel zu kommen. Dann können Sie Zeuge werden, wie man Schmuggler abfängt, und Sie werden Gelegenheit haben, die Findigkeit der königlich bay¬ rischen Grenzbeamten zu bewundern. [4 Gute Nacht, meine Herren! „Gute Nacht, Herr Zollinspektor Auf Wiedersehn morgen früh am Ha¬ bichtsriegel!“ ruft ihm der Hochmoser Ton noch nach. 35 „Sollen wir wirklich den schönen Morgenschlaf versäumen und auf den Habichtsriegel gehen?“ meinte der Lehrer. „Gehen Sie nur mit; Sie bereuen es nicht. Es wird wirklich eine Sau herübergeschmuggelt. Und die Schmuggler, wenigstens die Anstifter, sind der Franzl und ich. Dem Herrn Zollinspektor soll einmal etwas vorgeschmuggelt werden, aber so, daß ihm der Habichtsriegel und Walddorf und sein Jammern und Gro߬ sprechen für immer verleidet wird. Komm nur, es wird ein Hauptspaß! Aber pft! noch nichts verraten! So, und nun ins Bett, damit wir morgen recht¬ zeitig auf den Beinen sind. Gute Nacht! „Na, da bin ich neugierig“, meint der Herr Pfarrer, „den Spaß werde ich mir auch ansehen. * Am nächsten Morgen, noch vor Ta¬ gesgrauen, pilgert der Hochmoser Knecht mit einem Rückentragkorb der Grenze zu, in der Richtung auf den Habichts¬ riegel. Kein Mensch ist noch um die Wege. Da und dort kräht ein Hahn, und vom Habichtsriegel kommt ab und zu das gedehnte Geheul einer Eule. Das Knechtl, selbst ein Schlankl, ist von Toni und Franzl ausersehen worden, den Schmuggel ins Werk zu setzen. Ge¬ tern abend haben ihm die beiden noch die nötigen Weisungen gegeben, und er hat freudig eingewilligt. Wie die Sonne ihre erstenStrahlen die Täler über die Berge heraufsendet liegen noch tief im Schatten —, sammeln die ich bei der Linde vor der „Post“ am „Festteilnehmer“, wie sie der zuerst ich Platz anwesende Zollinspektor, der er¬ vom heutigen Tage neue Lorbeeren hofft, scherzweise benennt. Als sie alle beisammen sind, setzen sie sich in Marsch, dem Habichtswalde zu. Vor ihnen her patrouillieren einige Grenzaufseher, damit die Schar der allenfallsigen Schmuggler, die etwa schon unterwegs wären, nicht zu früh verraten wird. Aber ungesehen erreichen sie den Wald. Dort geht es über unwegsames Gelände, über Stock 3*
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