Leidenschaft den Polenkönig bis dorthin dann schickte die schöne Russen¬ gebracht — kaiserin ihn gewöhnlich mit einem spöttischen Lachen heim — nach Warschau! Seufzend las August Poniatowski den Liebesbrie Katharinas der Großen, rief dann Orlowski herbei und sagte kurz und hart: „Orlowski! gib Befehl, wir gehen nach St. Petersburg!“ Der Kammerherr schickte sich eben an, untertänigste Einwendungen zu machen, die Türe ungestüm aufgerissen wurde als Fürst Zarembezki hereinstürmte. und „Ei, sieh da, mein alter Freund Za¬ rembezki!“ rief der Könin erfreut, „was bringt Dich so in Wallung, daß Du so hereinstürmst! „Verzeihen Majestät meine Formlosig= keit, aber ich komme vom Hofe aus Sankt Petersburg, wo der weibliche Nero wieder eines der scheußlichsten Verbrechen ausgeheckt hat, und das bringt mich jedesmal so auf daß ich gegen die schuldige Etikette verstoße! Der König von Polen horchte gespannt. „Nimm Platz, lieber Zarembezki und erzähle rasch, was in St. Petersburg vorfiel! „Am 23. Mai 1765 haben sich die kaiserlichen Garden eine neue, kleine Ver¬ schwörung erlaubt. Sie sind unzufrieden mit der Regierung der Zarin, sie sehen ihren Herrscher in dem unglücklichen Zarewitsch Iwan und halten ihn für den rechtmäßigen Herrscher! Nun, und —.—“ fragte König August Poniatowski gespannt. „Die Zarin gab Befehl,“ erzählte Za¬ rembezki weiter, „daß die Rädelsführer und die Aufständischen auf das härteste bestraft würden. Besonders ein junger, bildschöner Leutnant Mirowitsch sollte zu langer Fe¬ tungshaft verurteilt werden. Und als die kleine, liebenswürdige Fürstin Daschkow fün ihn ein gutes Wort einzulegen wagte, schrie der Nero im Reifrock: „In die Kasematten mit Mirowitsch, er solldarin elend verfaulen! „Gräßlich!“ stöhnte König August Poni¬ atowski, „manchmal sind Katharinas Grau¬ samkeiten unfaßbar — und doch kann der¬ selbe Mund so unendlich bezanbernd sein! Zarembezki lächelte: „Ich bitte die Majestät, mich ruhig zu Ende anzuhören! Es gelang aber Mirowitsch, eine Audienz 109 zu ertrotzen, und dabei gefiel der junge Leutnant Mirowitsch der Zarin so gut, daß sie ihm versprach, die Seine zu werden wenn er den Zarewitsch ermorden würde!“ „Unglaublich!“ rief der König von Polen, Zarembezki fuhr aber unbeirrt fort: „Miro¬ witsch ließ sich von der Zarin betören und —doch kam er ermordete den Zarewitsch um seinen Lohn, denn er wurde verhaftet und in den tiefsten Kerker geworfen!“ Nun kam ihm langsam die Erkenntnis, daß er einer grausamen kaiserlichen Intri¬ gantin in die Falle gegangen war. Und als er so dumpfbrütend vor sich hin starrte, öffnete sich eine geheime Türe des Kerkers und Zarin Katharina stand vor ihm. Er sah ihr unruhig entgegen. „Fürchte nichts, mein Lieber!“ sprach Zarin, „ich komme, Dich zu retten. die Höre mir gut zu. Das Volk will, daß das — teig Haupt des Prinzenmörders fällt daher ruhig auf das Schafott. Im letzten Augenblick eilt Deine Zarin im sausenden Schlitten herbei und winkt Gnade mit ihrem Hermelinmantel — der Henker hält ein und Du bist gerettet! Mirowitsch hörte mit dumpfem Staunen zu. „Und falls es der Zarin beliebt, mich zu täuschen! Katharina die Große lachte ein klingen¬ des, falsches Lachen — öffnete verlockend die Arme, und der Betörte sank hinein, seiner hohen Geliebten aufs neue Treue schwörend. Des andern Morgens wurde Leutnant Mirowitsch auf das Schafott geführt. Auf¬ 52 recht stieg er ruhig die Stufen empor er doch, daß seine Retterin nahte. wußte Im letzten Augenhlick sauste auch wirk¬ aber lich der Schlitten der Zarin herbei — Katharina winkte keine Rettung; ohne mit einer Wimper zu zucken, sah die grausamste aller Frauen das Haupt ihres glühenden Verehrers zu Boden sinken. Todesstille senkte sich auf die kleine Versammlung, die den Worten Fürst Za¬ rembezkis gelauscht — König August Poni¬ atowski, der zuerst der Fassungsloseste ge¬ wesen, ermannte sich zuerst: „Orlowski — wir bleiben in Warschau!“ „Wie Majestät befehlen!“ Und der chlanke Kammerherr eilte davon. König August Poniatowski schritt zu
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