Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1927

104 Die lustige Leiche. Von F. Schrönghammer=Heimdal. Wo steht geschrieben, daß alle Leichen keine Vettern und Basen. Wer soll ihm also da nachweinen? traurig sein müssen? Warum soll es nich auch einmal eine lustige Leiche geben? Und wo man nicht weinen braucht, Und warum soll man bei einer Beerdigung da soll man heiter sein und lachen, und wenn's auch eine Leiche ist. Denn das nichts auch einmal Tränen lachen statt weinen hat sich der Gaglgori längst zurechtge¬ Solcherlei Gedanken hat der alte gelegt, daß es bei Hochzeiten und Leichen Gaglgori oft gehegt, und er hat sich dabei immer nur der Leib ist, den die Geschichte fleißig vorgenommen, daß seine Leiche angeht. Und oft hätten die Leute bei einmal ein richtiges Volksfest werden einer Hochzeit mehr Grund zum Weinen sollte. Mit Lustbarkeiten hak's der Gaglgor wie bei einer Leiche. als alter Hochzeitslader überhaupt gehabt. Dies und das hat der Gaglgori Nicht daß er sich in das Irdische allzusehr vor seinem Ableben auch mit seinem vertieft hätte; im Gegenteil. Er hat vor Seelenhirten besprochen, und der hat ihm Kindsbeinen an eine feste, echt waldlerische Recht gegeben. Weltanschauung gehabt, die den Leib Und dann heißt es eines Tages im Zaume hielt, dafür aber dem Geiste „Der Gaglgori ist tot. „Ist nicht wahr“ gab, was des Geistes ist, nämlich die geistert der Tote durchs Dorf. „Bloß Herrschaft über den sterblichen Adam mein Adam ist hin. Ich selber bin noch und seine Fleischeslüste. Er halte der alleweil am Leben, und jetzt erst recht. alten Sünder längst durchschaut und ihmWerdet's schon sehen .. in keinem Stück nachgegeben. So ist der Die Nachbarn laufen zusammen, um Gaglgori auchs ledig geblieben und hal den Toten für die Beerdigung herzurichten; nur andere Paare zu den Freuden des denn der Gori hat ja niemand hinter Ehestandes geführt. Warum hätte er auch ich. heiraten sollen, wenn er sowieso alle Auf den Tisch finden sie einen Zettel Woche einmal Hauptperson bei einen darauf steht des Gaglgori letzter Wille. Hochzeit war? „Erstens: Tut meinen Leib in den So ist der Gaglgori in lustigen Ehren Sarg, der am Dachboden steht, und nagelt alt und grau geworden. Und er mußte ihn nach der Totenschau gleich zu, damil an den kalten Gesellen denken, der als sich die Kinder an dem grauslichen Kerl letzer Hochzeitslader in jedes Leben kommt nicht schrecken. der lauch des Hagestolzen nicht schont Zweitens: Laßt die irdischen Ueber¬ auch wenn es ein solcher nicht gerade reste des Gaglgori rechtschaffen eingraben, wie es sich für einen Christenmenschen not hätte, von einem bösen Weibe los zuswerden, weil er ja keines hat, wic gehört. Wie's halt Brauch ist. der Gaglgori ja auch, die hat er alle Drittens: Nach der Beerdigung ist den andern überlassen. Und darum hat Leichentrunk beim oberen Wirt. Das Geld für die Leichenkosten liegt beim er niemand hinter sich, nicht Weib und Raiffeisenverein. Wer bei meiner Leiche Kind, keine Schwieger und Schwäger,

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