Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

92 Der Klapperhans Nach einer alten Volkssage. Der Sturm tobt an den Fensterscheiben, Der Stoff nahm eine and're Wendung Beim Kreuzbauern weitund breit bekannt, Und Geschichten wurden neu erzählt, Drinnen der Mädchen lustig Treiben, Man dacht' nicht mehr der Ploni Sendung, Beim Spinnrad die lange Weil' verbannt. Jedoch die Jüngste, die Ploni fehlt. Von Eulenspiegel und Münchhausen Die Mädchen saßen seltsam schweigend Vom Teufel der Hexen Blocksberg Reis, Herum —kein Wort entglitt ihremMund Wie Zwerge oftmals nachtlich hausen Sahen die Uhr langsam zeigend Die und jene zu berichten weiß. Die bekannte grause Geisterstund, Und alle warenplößlich einig Plötzlich alle die Köpfe recken Nicht gar nötigsei der Männer Mut, Weil die Uhr die zwölfte Stundeschlug Es gäb' auch Weiber und nicht wenig Die Tür geht auf und zum Erschrecken Mit Courage und kaltem Blut. Ploni den Hans auf der Schulter trug. „Das mag sein“ sprach des Nachbars Vroni, Da fingen alle an zu schreien „Daß es dir an Mut nicht leicht gebricht", Und flohen erschreckt in wilder Hast, Zu der jungen und feschen Ploni Sie mochten die Wette bereuen, „Doch den Klapperhans, den holst du nicht.“ Als sie sahen den knöchernen Gast. Der Klapperhans war ein Gerippe Ueber Bänke, Rocken und Stühle, Das Jahrzehnte schon am Beinhaus hing Das Gesinde auseinander stob, Und oft mit seiner bleichen Hippe, Nur Ploni in eisiger Kühle, Beim Sturmwinde an zu klappernfing Das Gerippe von der Schulter hob Die Sehnen waren nicht verwesen Und lehnte den Klapperhans mitter Eingetrocknet nur zu einer Schnur, In der Stube fester an die Wand Wer der Tote jemals gewesen, Der Bäurin Hilferufe, Bitten, Davon fehlte heute jede Spur. Half nichts, Ploni rührte keine Hand. „Wer wird so etwas unternehmen?“ Hergeführt durch des Hauses Helle Darauf die schwarze Tini schüchternsprach, Und die Hilferufe in der Nacht, „Wer wird den Hans herunternehmen Erschien der Pfarrer auf der Schwelle, Mag sein im Rausch — doch nicht geisteswach. Vom Krankenbesuch, den er gemacht. „Wär' was dabei!“ rief Ploni heiter Sah und verwies mit strengen Worten „Mut antrinken, das wär' mir ein Held, Allen die grausige Freveltat, Ich nehme den Hans und trag ihn weiter, Die verübt an geweihten Orten Ohne Rausch, ich tu' es nur für Geld. Schon mancher gar schwer gebüßet hat „Ich möcht' mein Seidentuch verwetten!“ „Ein Frevel ist's, zu Golt zu beten: Sprach Vroni, „ich nehme dich beim Work, Herr gib ihnen die ewige Ruhl Du getraust dir nicht zu betreten. Und Friedenstörend noch zu wetten Den nächtlich schaurigen, stillen Ort! Die diese Tat vollführt, komm' herzu. „Es gill!“ sprach d'rauf die fesche Ploni Und trage ihn, wie sie gekommen „Ich bezwing den Mut durch meine Tat Sprach der Pfarrer mit fast strengen Ihr habt gehört das Wort der Vroni, An die Stell', wo sie ihn genommen Das Tuch ist mein, wie s’ versprochen hat. Zum ewigen Frieden gleich zurück. Blick,

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