64 Europas unter diesen Gesichtspunkten und er weist auch auf die Nachfolgen hin, die das Erbe der sterbenden Kohle antreten und uns neue noch gewaltigere Kraftmengen liefern sollen. Wenn man bedenkt, daß die Sonne an Energie etwa 500 Billionen PS an die Erde sendet so versteht man, daß sich Hunderte von Erfindern mit der Ausnutzung der Sonnenenergie beschäftigen. Die vor Prof. Marcuse erfundene Sonnenkraft¬ maschine kann vielleicht von unerme߬ licher Tragweite für die Weltwirkschaft werden; sie kommt aber natürlich haupt¬ sächlich für die heißen Länder in Be¬ tracht. Sodann hegt man den Plan, die Luftelektrizität der Menschheit dienst¬ bar zu machen. Ist es doch schon in Amerika gelungen, einen künstlicher Blitz von 2 Millionen Volt herzustellen und die Erzeugung einer so gewaltigen Spannung bietet ungeheure Aussichten für die Gewinnung von Kohle aus Luft in der Zukunft. Sodann denkt man daran, die Kohle direkt in ihrem unter¬ irdischen Lagerplatz zu Gasen zu ver¬ wandeln und sie durch Leitung an die Oberfläche der Technik und Wirtschaft dienstbar zu machen; dadurch würde un¬ geheuer viel Energie, die durch die jetzige Verarbeitung der Kohle verloren geht gespart werden. Auch der Regen, der Wind, die vulkanischen Kräfte des Erd¬ innern sind als Energiequellen der Zu¬ kunft in Betracht gezogen worden und werden bereits in bescheidenem Umfange verwendet. Die Ausnutzung der Wasser¬ kraft, der „weißen Kohle; hat bereits große Fortschritte gemacht. Noch ge waltiger aber ist die Idee, die Wasser¬ kräfte des Ozeans als Energiequelle heranzuziehen. Dabei handelt es sich nicht nur um Ausnutzung der Meeres¬ wellenkräfte, die durch Wellenmotore dem Menschen dienstbar gemacht werden, sondern hauptsächlich um die Ebbe¬ und Flutwirkung. Der Höhenunter¬ chied zwischen Flut und Ebbe beträgt meist 2—4 Meter. An der Südwestküste Frankreichs werden sogar oft Wasser¬ luten von 15 Meter Höhe beobachtet. Der Arbeitswert dieser riesigen Meeres¬ energie ist auf 11 Trillionen PS ver¬ anschlagt worden; man könnte damit nach dem gegenwärtigen Bedarf etwa 40 Milliarden Juhre auskommen. Aber nur ein ganz kleiner Teil der Kräfte läßt sich ausnützen, und solche Flut¬ kraftwerke sind schon in früheren Jahrhunderten in primitiver Form an¬ gelegt worden. In England beabsichtigt man jetzt, an der Mündung des Severn eines der größten Kraftwerke der Erde mit über 1 Million PS anzulegen, das die Meeresflutwirkung ausnützt und das bisher größte Kraftwerk am Niagarafall um 400.000 PS übertreffen würde. Auch an die Ausnützung der im Erdinnern ruhenden Wärme hat man gedacht, die in den tiefsten Erdschichten auf etwa 200.0000 geschätzt wird. Aber die er¬ staunlichsten Aussichten eröffnen sich durch den Gedanken, aus der Zertrümme¬ rung der Atome ungeheure Energie¬ mengen zu gewinnen. Kann doch ein Gramm Radium bei gänzlichem Zerfall ebensoviel Wärmekalorien liefern wie 300 Zentner Kohle. Nicht minder gro߬ artige Perspektiven als die moderne Akomtheorie eröffnet die Theorie, den o dringend notwendigen flüssigen Motor¬ brennstoff aus den Bestandteilen von Luft und Wasser herzustellen. Der rastlos schaffende Menschengeist wird also auch nach dem Sterben der Kohle da¬ für sorgen, daß uns die Kräfte der Natur in reichstem Maße zur Verfügung stehen.
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