S. 63 die dem Tagespublikum behagt. An das darum besorgt ist, daß die Bevöl¬ dieser Mischung begeistert es sich. Hier kerung des Scheunenviertels nicht erst ist der Herzschlag der Gannowen, die von den Feierabend abwarten muß, um sich überall her aus dem Scheunenviertel zu¬ den drastischen Freuden des Kriminal¬ strömen, Ausdruck geworden, den der films zu ergeben; denn wenn die Sonne kurbelnde Rhythmus vermittelt. Sie sinkt, lockt dort die Dämmerung zu an¬ kommen, staunen, schauen und gehen derer als rein beschaulicher Tätigkeit; und machen neuen Platz, die dunkelsten dann beginnt am Scheunenviertel erst Gestalten der Großstadt, die Gannowen, der Kampf ums Dasein — anderer. die Zuhälter mit den von der durch¬ Nein, am hellichten Tage, wenn die wachten Nacht noch müden Mädchen. Hände und die Köpfe feiern, lockt die Die Orgel lockt — der Tag ist lange Gannowen=Orgel zu Spiel und Schau. hier blüht in un¬ und unfruchtbar — Das Kino=Theater, an dessen Ein¬ zähligen Akten, in Nimbus gehüllt, und gang sie mit den Glockenschlag zehn ihre von Glorie umstrahlt, das Heldentum, lockende Stimme erhebt, ist abends ein das sie alle erstreben; hier ist die Apo¬ Kintopp wie jeder andere. Brave Bürger these, hier die Verklärung ihrer kühnsten und sensationshungrige Mädchen besuchen Träume. Hier, in diesem einzigen Berliner es und folgen mit aufgerissenem Mund Kinotheater, in dem auch tagsüber für dem Spektakel auf der Leinwand. Aber ein Publikum gespielt wird, das nur am bei Tag! Fast ununterbrochen ist Vor¬ Tage Zeit hat, der „Kunst zu dienen“ stellung. Nur in den ersten Nachmittags¬ wird Schule für die Heldentaten des stunden wird eine kleine Vorführungs¬ Abends gehalten. Jeder Kriminalfilm, pause eingelegt. Ueber die weiße Fläche der über die Leinwand rollt, ist ein kanzen im ewigen Reigen die Helden „Lehrfilm“. Und die Zuschauer folgen aus Kriminal= und Abenteuerfilmen. ittsam, still den Darbietungen ihres Die ganze Schauerdramatik, die gerade Theaters. Draußen lockt und lockt und noch an den Klippen der Zensur vorbei singt und kreischt in den wirbelnden kam, feiert unablässiges Auferstehen. Werktag hinein die unermüdliche Stimme Zwischendurch schleimt sich tränensüße der Gannowen=Orgel von Berlin. Sentimentalität. Das ist die Mischung, Die sterbende Kohle und ihre Nachfolger. die Abtrennung Oberschlesiens von deut¬ Wir leben heute im Zeitalter der schem Gebiet als eine Unterbindung einer Kohle, denn seit sich in der europäischen wichtigen Lebensader. Aber das Zeitalter Wirtschaft Eisen und Kohle vermählten, der Kohle wird nicht ewig dauern. Wir ist eine neue Epoche angebrochen, die können bereits berechnen, nach wieviel eine gewaltige Entwicklung der Industrie, Jahrzehnten es für die verschiedenen die Ansammlung der Bevölkerung in Lagerstätten zu Ende geht. Deshalb sind Großstädten, die Verfeinerung der Tech¬ die Erfinder von heute eifrig auf der nik und des Verkehrs, kurz unsere mo¬ Suche nach neuen Energiequellen. In derne Zivilisation brachte. Die Kohle ist einem packenden Werk: „Die sterbende in den letzten Jahren zu einem wichtigen Kohle“, das bei G. I. Manz in Regens¬ Angelpunkt der Politik geworden und burg verlegt ist, schildert Anton Lübke hat das Schicksal der modernen Völker das kulturelle und wirtschaftliche Schicksal mitbestimmt. So empfinden wir z. B.
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