Außer Gemütserregungen sind als Ur¬ achen der Schlaflosigkeit Schmerzen, Herzkrankheiten, Fieber, Katarrhe und dergl. zu nennen. Besonders kommt hier und noch die Ueberfüllung des Magens die des Darms in Betracht. Weitaus aus Mehrzahl der Schlaflosen besteht Neurasthenikern und Hysterischen; beson¬ ders die Erstgenannten, für die erhöhte Reizbarkeit bei verminderter Leistungs¬ ein fähigkeit kennzeichnend ist, stellen großes Kontingent. Die Schlafstörungen können nun in verschiedenartigster Form auftreten; hierzu gehört zunächst der zwar genügend lange, aber dauernd flache Schlaf, der nicht er¬ quickt; sodann das frühe Erwachen ohne daß wieder Einschlafen folgt oder auch mit spät einsetzendem kurzen Morgenschlaf; und schließlich stunden¬ lang verzögertes Einschlafen. Die letzt¬ genannte Art der Schlaflosigkeit findet sich vielfach bei Neurasthenikern. Alte Leute ertragen meist das Wachliegen mit Gelassenheit; jüngere jedoch leiden viel¬ fach an Unruhe, an Hinundherwerfen Kribbeln und Hautjucken, an Hitze¬ en gefühlen, Angstzuständen, Herzklox sick usw. Diese Erscheinungen steigern bei Nervösen und durch das Bewußtsein der am folgenden Tag zu erwartenden verringerten Leistungsfähigkeit. Natürlick erschweren dann derartige Erwägungen das Einschlafen noch mehr. Die Behandlung der Schlaflosigkeil gehört zu den schwersten Aufgaben des Arztes. Schlafmittel gibt es ja genügend aber bekanntlich bringen die meisten eine Reihe von unerwünschten Begleiterschei¬ nungen mit sich, und vor allem verliert jedes Schlafmittel, wenn es regelmäßig genommen wird, mit der Zeit an Wirk¬ samkeit. Diesem Abwechslungsbedürfnis der Schlaflosen kommt die chemische In¬ dustrie mit vollen Händen entgegen. Alle Augenblicke wird ein neues Schlafmittel auf den Markt gebracht. Es ist sogar schon schwierig geworden, neue zugkräftige Namen für frisch herausgebrachte Schlaf¬ mittel zu erfinden. So verdankt das be¬ kannte Schlafmiltel Veronal seinen 61 Namen nur einer zufälligen Eisenbahn¬ fahrt, die der Erfinder dieses Mittels nach der ersten Herstellung von München nach Verona unternahm. Ohne willige Mitarbeit des Schlaf¬ losen wird der Arzt kaum in der er¬ forderlichen Weise helfen können. Denn zunächst muß sich dieser ein genaues Bild über die Ursachen und Art der Schlaflosigkeit aus den Angaben des Patienten bilden, vor allem ob nicht Fehler in der Lebenshaltung als Ursachen der Schlaflosigkeit anzusprechen sind; — wie nächtliches Kaffee= und Fehler Teetrinken, Lesen im Bett, Nachtarbeit, übermäßiges Rauchen usw. Vor allen Dingen hindert vielfach die geistige Arbeit bis spät in die Nacht hinein das Einschlafen ganz außerordentlich und ist daher zu unterlassen. Bei zahlreichen Schlaflosen tritt besonders deutlich die Furcht vor dem Nichteinschlafenkönnen hervor; hier ist durch den suggestiven Einfluß des Arztes, unter Umständen durch Hypnose viel zu bessern. Bei einer Reihe von Kranken wirkt schon das Gefühl, für alle Fälle ein Schlafmittel auf dem Nachttisch zur Hand zu haben, ehr beruhigend. Dann haben zahlreiche Schlaflose die seltsamsten Angewohn¬ heiten, ohne deren Anwendung sie glauben, nicht einschlafen zu können; die Art des Kopfkissens, des Unterbettes oder der Bettdecke, die Lage des Bettes, ob es frei, ob es rechts oder links von der Wand steht, absolute Dunkelheit, völlige Geräuschlosigkeit und dergleichen sind für diese überempfindlichen Voraus¬ etzungen für den Schlaf. Hier fällt vor allem dem Arzt die Aufgabe zu, diese übertriebene Empfindlichkeit allmählich abzugewöhnen. Die Erfolge des beliebten Zählens während des Wachliegens sind meist wenig befriedigend; besser wird es chon, wenn es gelingt, sich angenehme Erlebnisse der Vergangenheit wieder vor¬ zustellen. Licht anmachen und Lesen in der Nacht dürfte nur bei wenigen Per¬ sonen angebracht sein. Wenn allerdings der Schlaflose beobachtet, daß er während des Lesens schnell ermüdet, um bald nach
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2