Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

59 Takt eines hurtigen Schrittes. Er kam Welt, die er trotz vielem Bitteren mit jetzt von dem Münster her und mochte allen Sinnen seines überströmenden unter dem Torbogen sein. Konstanze riß Künstlertums genossen! In seinem letzten ich in heißem Erschrecken empor. Was Brief an Da Ponte, der drüben im war das? Wollte der nächtliche Gast Arbeitszimmer der Absendung harrte, noch einmal zu ihr? hatte er jüngst ja selber noch offen be¬ Doch auch der Kranke mußte das tont: „La vila era si bella!“ So schön hohle Klappern der Schritte vernommen so sonnig und schalkhaft, so wienerisch haben. Lauschend starrte er über die wirr leicht war dieses Leben gewesen! Uni durcheinander liegenden Noten hinaus nun? in die weißgepuderte Nacht. „Horch, Das Unwetter draußen hatte sich Stanzerl ... da kommt er!“ Und noch¬ fühlbar beruhigt. Dem eiskalten Regen mals, nach einer Pause, in der die war weißes Flockenwirbeln gefolgt. Das bebende Frau den Schlag des eigenen tanzte und spielte in endlosem Treiben Blutes als schmerzhaften Druck am die Rauhensteingasse entlang, als hätte Herzen empfand, hauchte der Sterbende ein spukhafter Frühling Milliarden mühsam: „Der Graue, Stanzerl, der will silberne Schmetterlinge aus ihren Winter¬ mein Totenlied holen... Nur ruhig... verstecken gejagt. Die Glocke Sankl ich bring's ihm ja schon... Stephans brauchte sich nicht mehr gegen Ein banges Lächeln über die letzte, die Fänge des Nordsturmes zu wehren nicht voll beglichene Schuld huschte um Zehnmal, elfmal schon hatte sie ihre Augen und Mund. Dann legte der Stimme in voller Klarheit erhoben. Nun er¬ Meister sich schwer auf die Seite, war es Mitternacht. Wie Himmelsmusik schöpft von der rastlosen Arbeit des waren die letzten Schläge vom flocken¬ Lebens. Draußen aber, gegen die Himmel¬ umschwirrten Turm in das dunkle pfortgasse, verhallten die Schritte. Am Patrizierhaus gefallen und dann mit nächsten Morgen hatte der Schnee auch anftem Klingen verstummt in die nun die letzten Spuren von ihnen begraben... lautlose Stille pochte plötzlich der harte Schlaflosigkeit. Von Dr. med. E. Mosbacher. schlafen, oder wenn sie des Nachts häu¬ eine Klage, die Schlaflosigkeit — figer aufwachen und mehr oder weniger in unendlichen Wiederholungen jedem kurze spanne Zeit wach liegen müssen. viel beschäftigten Arzt von einer Reihe Man täuscht sich des Nachts außer¬ seiner Patienten wohl fast täglich vorge¬ ordentlich über die Wach= und die Schlaf¬ tragen wird. Im wahrsten Sinne des zeit. Wortes kommt Schlaflosigkeit nur außer¬ Das Schlafbedürfnis der einzelnen ordentlich selten vor, höchstens findet Menschen ist sehr verschieden; im allge¬ man sie bei schweren Geisteskranken meinen ist es zu Beginn des Lebens Im allgemeinen pflegen Kranke, die an —am größten; der im Mutterleibe Schlafstörung leiden — meist unbewuß Embryo schläft 24 Stunden, das Neu¬ zu übertreiben. Es gibt Menschen, geborene erwacht nur, um Nahrung zu die schon über Schlaflosigkeit klagen sich zu nehmen, und je älter der Mensch wenn sie 8—9 Stunden nur 6—7 Stunden

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