Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

50 Klang in der Stimme des Vaters hörte. Drunten einzelne Rufe der Be¬ Erschreckt, veränstigt tastete es sich wieder wunderung. Und in diese Rufe hinein ... zurück ... plötzlich... ihm gegenüber . .. ein leiser, Hans raste über das Seil, als verhaltener Schrei, wie ihn Kinder aus¬ könne er es so von der Gefahr be¬ stoßen, wenn ihnen eine große Freude wahren und sah nichts mehr, als die widerfährt... Und nun wieder ... frohen, leuchtenden Augen... die ihn Der Fuß des Seiltänzers stockte an seine Frau gemahnten... die irgendwo Das Blut jagte ihm in die Schläfen. im Pommerschen begraben lag. Und jäh kam ihm zum Bewußtsein, daß Ein hundertfacher Schrei brach sich das Seil drüben nicht so stark schwang wie von den Lippen der Zuschauer. Der sonst, wenn die rote Julie darauf Seiltänzer war in die Tiefe gestürzt. ging. Seine Hände ließen die Stange los Man glaubte zuerst, er sei ausgeglitten.. Aber dann gewahrte man, daß das dicke die in die Tiefe sauste. Er riß die Binde Seil gerissen war. .. in der Mitte ge¬ von den Augen. Drüben... auf dem rissen... Zu beiden Seiten hingen die Seil ... stand sein Kind ... Teile herab. Rote Nebel jagten vor seinen Droben stand des Seiltänzers Kind Blicken auf und nieder. und starrte aufschluchzend zur Tiefe. War das Satanswerk? Wie kam Max, der Clown, kletterte rasch an dem sein Kind dorthin? Julie sollte doch dork Gestänge empor und trug die Jammernde stehen, sollte zur Mitte gehen... sollte herab. Er wollte sie der roten Julie mit ihm zur Tiefe fahren, hinab in den „ bringen, damit diese das Mädchen in Tod, den sie verdiente ... ihre Obhut nehme. Und nun stand dort sein Kind ... Aber die rote Julie hörte nicht, was im roten Flitterkleidchen... die Stange er zu ihr sagte. Sie stand und lachte in den schmalen Händen... lachend, plötzlich auf wie eine Irre... einen Jubelruf auf den Lippen Am anderen Morgen war die rote „Zurück!“ schrie der Seiltänzer Julie verschwunden. Auch Max, der gellend. Das Lächeln erlosch auf den Lippen Clown, wußte nicht, wohin sie gegan¬ des Mädchens, als es den grauenhaften gen war. Wahnsinn? Erzählung von A.Fedrigoni. Aus dem kollsten Festeswirbel, aus schwer und seltsam ergriffen mich die der Jagd sinnbekörendster Bacchanale wenigen Worte meines Vetters Jerome aus dem Lust und Wonne atmenden Marquis de Blaissy, die mich so be¬ Pariser Leben, sah ich mich je heraus¬ ehlend und doch so unerklärlich angst¬ gerissen, durch dies kleine, schwarze Blatt erfüllt baten, ungesäumt zu ihm zu Papier mit den feinen, weißen Schrift¬ eilen. zeichen. Wie wenn durch magische Gewal So sitze ich nun, fest in meine Pele¬ rine gehüllt, fröstelnd in der leise schau¬ alles um mich her plößzlich erstarrt wäre, wie wenn ein teuflischer Dämon alle kelnden Kalesche, deren düsteres Schwarz so Lebenslust in mir erdrosselt hätte in traurigem Einklang steht zu dem

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