Junge, schüttete den Pferden den Hafen vor. Der Alte ließ eine handvoll Häcksel durch die Finger gleiten. Er sah in den Trog, trat an die Pferde heran und musterte sie mit prüfendem Blick. Noch immer sprach er kein Wort; aber ein verhaltener Zorn lag auf seinen gefurchten Stirn Der Junge erkannte das wohl scheu beobachtete er den Vater von dei Seite, wie einer, der sich mancher Schuld bewußt ist; er bangte vor dem Ausbruck eines drohenden Unwetters. Da trat der Alte an ihn heran, Feuer in den Augen; dicht stand ei ihm. vor „Ich bin soeben auf deiner Kammer en.! gewe Der Junge schwieg. Da warf der Alte die Haferkiste zu, es dröhnte. daß „Junge, Junge: nun sag ich dir' letzten Male, wenn das mit den zum verfluchten Büchern nicht aufhört, gibt's noch ein Unglück. Ich hab dir's gesagt, du wirst Bauer, damit basta, du braucht keine Bücher! Und eher leg ich hien meine Hand in die Häckselmaschine, ehe ich dich auf die hohe Schule tu. Daß dus weißt! Und nun richt dich danach im guten!“ Mit harten Schritten ging er zum Stall hinaus. In der Tür wandte er sich um! „Heute mittag gehst mit auf den Rotberg, daß wir den Acker pflügen! Der Bauer ging über den Hof. An der Einfahrt blieb er stehen und sah den Weg hinaus und hinab. Aha, der Lehrer! Auch ein solch verschmitzter Tu¬ nichtgut! Der kam ihm gerade gelegen. Sein Aerger war noch warm und frisch. Da sollte der Magister gleich sein Teil mit¬ bekommen. Schon von weitem winkte er ihm zu. Der Lehrer nickte. Doch beeilte er sich nicht sonderlich. Er sah in das Gesicht des Bauern, das deutete auf Sturm. Dann hielt er sich gern möglichst fern Fünfundzwanzig Jahre saß er zwischen den Bauern. Not und Last des Dorfes 45 hatte er brüderlich mit ihnen geteilt. Er beackerte sein Stücklein Feld. Zudem loß altes Bauernblut von Vaters Seite her in seinen Adern. Er wußte, was dem Bauer frommte. „Guten Morgen, Haverkamp“, grüßte der Lehrer, „wie stehl's?“ „Gar nicht gut stehl's, Herr Lehrer, und daß Sie's wissen, Sie sind schuld daran. Der Lehrer lächelte! „Da bin ich CC aber neugierig! Der Bauer schnaubte ihn an: „So, wer hat denn dem Jungen die Flausen in den Kopf gesetzt, wer steckt ihm die Bücher zu und wer unterrichtet ihn heimlich. Ich sage Ihnen, Herr Lehrer, der Junge kommt auf keine Schule. Nun wurde der Lehrer ernst. „Zu allem, was Sie da gesagt haben, be¬ kenne ich mich schuldig. Ich tat's in der besten Absicht und in der stillen Hoff¬ nung, daß Sie doch noch dem Jungen den Weg zu seinem Glück freigeben würden. „Sein Glück liegt auf dem Hof und seinen väterlichen Aeckern, da haben es alle Haverkamps gefunden. „Aber Haverkamp, ihr müßt doch ehen, der Junge laugt nicht zum Bauern, der Drang zum Lernen steckt in ihm. Laßt ihn frei und Ihr werdet noch eure Freude an ihm haben. Der Bauer schüttelte den Kopf „Herr Lehrer, Ihr wißt, ich habe nur ein Kind, und da ist keiner mehr, der den Namen Haverkamp führt, wollt Ihr mir meinen Jungen abtrünnig machen? Er sah sich um und beschrieb mit ausgestreckter Hand einen Bogen um den Hof. „Das ist sein Erbe, da haben wir gesessen seit Jahrhunderten. Soll nun ein ander Geschlecht auf ihm wachsen und das meine heimatlos in der Welt werden und zugrunde gehen? Der Lehrer sah dem Bauer in das feierlich ernste Gesicht. „Gut tut Ihr, Bauer, daß Ihr euren Hof und euer Geschlecht liebt. Aber diese Liebe darf nicht zum blinden Tyrannen werden.
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