Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

lange ein Luxusartikel und noch während der französischen Revolution bewunderte der Engländer Voung die französischen eine Handwerker deswegen, weil jeder Serviette und seine Gabel habe. Wie alles Neue fand die Gabel entrüstete Gegner. Moscherosch läßt 1642 die alten deutschen Helden dem Philander von Sittewald einen Vorwurf daraus machen. daß er nach wälscher Manier die Speisen nicht mit der reingewaschenen Hand ondern mit der Gabel äße. Aber diese für weiblich und weibisch gehaltene Mode war damals bei uns noch sehr selter und bürgerte sich erst im 18. Jahrhunder ein. Jeder trug damals noch ein Eß. besteck mit sich, das in einem Leder¬ behälter am Gürtel hing und erst mit der Mode des „gedeckten Tisches“, die sich im 18. Jahrhundert einbürgerte, kam auch die Sitte auf, Messer, Gabel und Der Lebensroman In Boston ist im Alter von 68 Jahren Thomas W. Lawson gestorben, der als Finanzmann, Sportsmann, Schriftsteller und in erster Linie als Sonderling sehr viel von sich reden gemacht hat. Er war einer der kühnsten Spekulanten an der Newyorker Börse und seine Laufbahr war reich an spannenden Zwischenfällen Er begann als Laufbursche in dem Ge¬ schäft eines Börsenmaklers und verdiente bereits mit 17 Jahren 60.000 Dollar an Eisenbahnaktien. Aber er verlor dies Vermögen ebenso rasch, wie er es ge¬ wonnen und behielt schließlich nur noch 200 Dollar übrig, die er dazu verwendete ein prächtiges Fest zu geben. Dann wendete er sich hauptsächlich der Speku¬ lation in Kupfer zu und erwarb das Riesenvermögen von 50 Millionen Dol¬ lar, so daß er den Beinamen des Kupfer¬ königs erhielt. Noch mehr als durch seine glücklichen Börsengeschäfte machte er aber 43 Löffel für jeden auf die Tafel zu legen. Jedenfalls haben unsere Vorfahren erst im 18. Jahrhundert richtig gelernt, mit Messern und Gabeln umzugehen. Wie schwer das selbst in den höchsten Kreisen hielt, zeigt eine Erzählung des Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt, der eine vorzügliche Ausbildung erhalten hatte und doch im Essen noch sehr un¬ gewandt war, als er um die Mitte des 18. Jahrhunderts nach England kam Er fiel am englischen Hofe durch den ungeschickten Gebrauch von Messern und Gabeln auf und sagt darüber: „Nichts ist schwerer zu erlernen, als die gewandte und elegante Handhabung von Messer und Gabel. Zwar hielt ich nach Vor¬ schrift das Messer in der rechten, die Gabel in der linken Hand, aber ich führte das Messer öfters zum Munde, was allgemein als schwerer Vorstoß empfunden wurde. des Kupferkönigs. durch seine Extravaganzen von sich reden. Einmal kam er in ein Blumengeschäft, ah dort eine besonders schöne Nelke und fragte nach dem Preis. „30.000 Dollar“, antwortete der Verkäufer, und Mister Lawson erwiderte: „Stecken Sie mir sie ins Knopfloch.“ Dann zahlte er die Summe. „Ich habe durch die Re¬ klame, die mir die Sache brachte, we¬ nigstens 1 Million Dollar verdient und bin mit der Narrekei sehr zufrieden“ pflegte er später zu sagen, wenn er die Geschichte erzählte. Er erbaute sich auf einem weiten Gebiet in Massachusetts einen wundervollen Palast, den er „Dream¬ wold“ nannte und gab dafür 2 Millio¬ nen Dollar aus. Mit seiner Vacht, die ihm 250.000 Dollar kostete, siegte er in verschiedenen internationalen Rennen Für seine Glückszahl nannte er die drei. Er hatte sein Büro im Staate Street Nr. 33, als Telephonnummer 333 und

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