Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

116 Aus diesem Grunde war die Wahl Salzburgs zur Tagung für Heimatpflege Volksbildung, eine ungemein glück¬ und liche. Die Heimat in ihrer vollen Schönhei wird hier jedem so recht bewußt und wess' das Herz voll ist, des' geht ja der Mund über; so sprachs sichs also hier so leicht über Heimatpflege und tief schürfend nach dem Golde der Wahrheit, gaben hier die Apostel der Heimatliebe ihre besten Gedanken. Freilich war im Wirbel und Trubel der Fremdenstadt eine Gesam¬ beteiligung der Bevölkerung, wie sie in Murau oder Steyr der Fall war, in vorhinein ausgeschlossen und auch garnich geplant, allein in dem wundersamen Rahmen, welcher der Tagung in den stimmungsreichen Sälen der Residenz zur Verfügung stand, fanden sich einige Hundert, die in ihrem Herzen mitein¬ timmten in die Eröffnungsworte des Vorstandes Dr. Wagner des Salzburger¬ Vereines, der da sagte: „Unsere Arbeit ist stille Arbeit, Arbeit von innen heraus auf der Grundlage der Heimat. Diesmal erschien die Tagung inso¬ ferne in neuem Gewande, als auf die Anregung des Ministeriums hin, die Tagung der Volksbildner mit der des Heimatschutzes verbunden wurde. Die bedeutendsten Vertreter der Bundes= und Landesregierung, der Salzburger Fürst¬ erzbischof und eine Reihe von hervor¬ ragenden Vertretern der Bundesstaater des Bruderreiches zierten die Eröffnungs¬ sitzung, auf welcher Bundesminister Dr. Schneider, der für die Heimatschutz= und Volksbildungsarbeit unermüdlich tätig ist be¬ treffende Worte sprach, die in dem deutsamen Ausspruch gipfelten, daß die #4 Heimat in den Mittelpunkt der Erziehung gestellt werden müsse. Es ist hier nicht der Platz, von den weiteren Ansprachen dieses Tages zu reden, wo unter anderem der Vorsitzende des deutschen Heimatbundes die Meinung äußerte, daß die Volkswirtschaft nur danr einer dauernden Blüte entgegengehen könne, wenn sie auf einer nationaler Heimatpflege ruhe. Der Träger und Führen des Heimatschutzwesens in Österreich, Hofral Dr. Giannoni, fesselte in seinem einlei¬ tenden Vortrage über „Heimatpflege und Volkskultur“ durch die ungemeine Klar¬ heit seiner Gedanken alle Zuhörer. In langen Reihen waren im großen Kara¬ binierisaale die vielen Hunderte von aus¬ gezeichneten Bildern der Heimatschutz¬ ausstellung zu sehen, die, ein Zeichen unendlichen Sammelfleißes und verständ¬ nisvoller Arbeit, ein Buch der Heimatpflege in Bildern darstellte Ernste Arbeit und bedeutsame Be¬ schlüsse für die Zukunft zeichneten die emsige Tätigkeit der Vertreter der einzelnen Vereine aus und beanspruchten die Nachmittags¬ tunden, während die Teilnehmer von kundiger Hand geführt, sich den Schönheiten der Stadt hingaben, andere wieder die sonnigen Stunden nützten, den Zauber¬ garten Hellbrunns zu besuchen, der mit einen köstlichen Wasserkünsten, dem wald¬ das jetzt umsäumten Monatsschlößchen. die prächtige Volkskundesammlung birgt, dem romantischen steinernen Theater und ein ganz den zahmen Hirschen immer Salzburgs einzigschöner Anziehungspunk schön der bleiben wird. Unvergleichlich Blick gegen Süden, mitten im Walde das wasserumspülte Schloß Anif und ringsum der mächtige Kranz der Kalk¬ riesen. Die Luft weht kühl vom Riesen Watzmann her, denn der erste Herbstschnee hat seine weiße Haube auf alle Zwei¬ tausender gestülpt. Im Gaisberghotel und auf dem fernen Festungswürfel der Stadt blinken gleich Leuchtfeuern am Meeres¬ ufer die Fenster im letzten Sonnenlicht denn der sprichwörtlich gewordene Schnürl¬ regen war während der Heimattagung jedenfalls beurlaubt worden, um dieses liebe Stück Gotteserde ihren Lobpreisern im besten Sonnengewande zu zeigen. Den Höhepunkt der Tagung bildeten drei Vorträge, deren innerer Gehalt so bedeutend und wertvoll war, daß deren Veröffentlichung wohl allgemeiner Zu¬ stimmung begegnen wird. Der in allen Volksbildungs= und Heimatkundekreisen wohlbekannte Grazer Prof. Dr. Geramb hat in seinem Vortrage unter dem Titel „Bauernheimat“ von jenen „grünen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2