Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

der Steiner Loisl und sein Freund Hiasl. Das Publikum brüllte nur so vor Lachen, selbst der Richter konnte sich wiederholt des Lächelns nicht enthalten, als Herr Zwischenbrücken in seiner treu¬ herzig aufrichtigen Weise und mit viel unfreiwilligen Humor die ganze Begeben¬ heit erzählte, besonders als er schilderte wie er halb im Schlaf noch die Larve aufgesetzt und nach dem Gewehr gegriffen hatte und, kaum habe er es in die Hand genommen, sei es schon losgegangen auch, wovon er eigentlich erst vollständig wack geworden sei. Der Förster erzählte die Sache weniger humoristisch; aber auch er dachte jetzt anders über den Fall. Es hatte sich ihm langsam die Überzeugung aufgedräng! von der Unschuld Zwischenbrückens, er glaubte den eigentlichen Täter zu kennen und sein Auge glitt durch das Halb¬ dunkel des Saales über alle Köpfe weg hin zum Steiner Loisl, der den Blick treuherzig zurückgab. Sehr belastend war das Gewehr, das man bei Zwischenbrücken gefunden. Es war nämlich die Firma einge¬ stanzt und zwar die des Büchsenmachers Amrusch, der sein Geschäft neben dem Laden Zwischenbrückens hatte; doch konnte sich dieser absolut nicht erinnern seinem Nachbarn einmal ein Gewehr verkauft zu haben. Auch hatte Herr Zwischenbrücken keinen Waffenpaß. Ob¬ wohl das nun einerseits strafbar war da man ihn mit einer Waffe angetroffen sprach es andererseits wieder zu seinen Gunsten, da es die Wahrheit seiner Er¬ zählung beglaubigte. Auch sagten alle seine Freunde und Bekannten übereinstimmend aus, daß ihn noch keiner jemals mit einem Gewehr gesehen hatte. Dazu nahm er das Gewehr, als er den Sachverhall vordemonstrieren sollte, so spassig in die Hand, daß sich die anwesenden wirklicher und heimlichen Jäger eines lauten Lachene nicht enthalten konnten, die zunächst Sitzenden aber ängstlich wegrückten. Auch die Rosel wurde als Zeugin vorgenommen und gab widerwillig und verlegen zu, daß der „Zwobruckner Sepp' 107 diese Bezeichnung erregte wieder ein bei ihr Höllengelächter im Publikum die Nacht zugebracht habe, aber zeitlich früh fortgegangen sei. Auf die Frage des Richters, ob sie vielleicht in seinem Ruck¬ ack ein Abschraubgewehr bemerkt habe, gab sie spöttisch zurück: „Na, was geht mi denn das Glump in sein Rucksack an!“ Die Rosel war nämlich nicht mehr gut zu sprechen auf ihren Liebhaber Nr. 2. Sie hatte vor der Verhandlung unter dem Publikum einige weibliche Wesen bemerkt, die sehr intim befreundet mit Herrn Zwischenbrücken taten und auch per du mit ihm waren und hatte genug von diesem Lebemann. nun Allen Anwesenden war im Laufe der Verhandlung klar geworden, daß ich die Sache wirklich so verhalten habe und Zwischenbrücken als das Opfer eines derben Schabernacks, tatsächlich unschuldig sei. Aber wer war der Täter? Der Verdacht richtete sich naturgemäß auf den Steiner Loisl, aber der wartete ofort mit einem einwandfreien Alibi auf. Er hatte mit seinem Freund Hiasl in der Hofalm, deren Sennerin Hiasls Geliebte war, genächtigt und beide waren dann in aller Hergottsfrüh zur Steffelbauern¬ alm gegangen und hatten der Rosel ihr Hüttel frisch mit Schindeln gedeckt. Der „Zwobruckner Sepp“ sei schon fort¬ gewesen. Wann dieser aufgebrochen, wußte niemand genau. Aber daß der Loisl und der Hiasl um 6 Uhr schon angefangen hatten zu arbeiten, konnte auch die Rosel chwarz auf weiß nachweisen. War sie doch seinerzeit in eine landwirtschaftliche Schule gegangen und führte über alles ihr genau Rechnung. Zufällig hatte sie sich Ausgabenbüchel mit und da fand IX. folgende Eintragung: „Den 13. bunkt sex uhr habent der Steiner Loisl und der Mayr Hiasl angefangt ins Schindeldeggen und gearbeit bis 7 Uhr abenz, schult eahna der Vatter 13 Stund an iadn Arbeizlohn. Das freilich stand nirgends, daß der Steiner Loisl, nachdem er die verliebte Rosel zärtlich begrüßt hatte, heimlich in ihre Kammer geschlichen war und ihr

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