Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1926

„Um Gotteswillen, Herr Förster, schrie Zwischenbrücken auf, „Sie wern 94 ma do die Händ nit fesseln: „Freili, sagte der Förster, „so an heimtückischen Lumpen kann ma nit trauen, mir müassen durch'n Hetzgraben durch und da kuntens mi leicht abisteßen in die Schlucht. Gebens d' Händ her jetzt oder i setz' eahner in Lauf an die Brust!“ Willenlos ließ sich nun Herr Zwischen¬ brücken fesseln. „So, und hiazt drahns eahner um, damit i eahner in Rucksack und in Bock aufladen kann!“ befahl der Förster. „In Gamsbock muaß i a trag'n?“ sprach bitter der Arme und vor seinem geistigen Auge lag der lange Weg in der sengenden Sonnenhitze. „I werd' in do nit tragen,“ lachte der Förster hönisch, „i trag nur eahna Gwehr, zwegn der Sicherheit halba, wissens,“ er hob das Gewehr auf, prüfte, ob es noch geladen wäre, hängte ihm den Rucksack um und zum Schluß lud er ihm noch den Gamsbock auf, unter dessen Last Zwischenbrücken ganz zu¬ ammenknickte. „Und so gengama hiazt!“ sagte der Förster. „Und so muaß i durchs ganze Tal und durchs Dorf mit eahner gehn? fragte Zwischenbrücken verzweifelt. „Ja freili,“ entgegnete trocken der Förster: „koan geschlossenen Häftlings¬ wagen ham mir da heroben im Gebirg net!“ So fügte sich Herr Zwischenbrücken denn in sein Schicksal und wankte ganz gebrochen mit seiner Last vor dem Förster her. Was er ihm den ganzen langen Weg vorjammerte und vorklagte, gäbe ein ganzes Buch. Aber der Förster blieb taub und unerbittlich. In seiner Ver¬ zweiflung versuchte Zwischenbrücken sogar, den Förster zu bestechen. Was versprach er ihm nicht alles! Aber leider prallten alle schönen Reden und Versprechungen an dem Unbestechlichen wirkungslos ab; er blieb seinem Diensteid treu. Einmal nur gönnte er seinem armen Gefangenen eine kurze Rast im Jäger¬ haus, an dem sie vorbeikamen. Die dort 105 nicht anwesenden Jagdgehilfen schauten chlecht, als der ihnen wohlbekannte Herr Zwischenbrücken in diesem Aufzuge daher¬ kam und gar, als er sich nach des Försters znapper Schilderung als gefährlicher Wilderer entpuppte. Bald aber hieß es wieder weiter. Zwischenbrücken mußte wieder sein Kreuz, das heißt seinen Gemsbock auf sich neh¬ men und den mühseligen Weg weiter wandern. Wie sie in die Nähe des Dorfes kamen, fing er wieder an: „Herr Förster, wenns mi so durchs Dorf treiben, da zergeh i vor Schand! „Wird nit glei aus sei!“ erwiderte der Förster gefühllos, heimlich aber freute er sich schon auf die Anerkennung seiner Vorgesetzten über die Dingfestmachung des Wilderers. Das stimmte ihn etwas milder und er sagte zu dem vor ihm Gehenden: „Wissens was, bevor ma zum Dorf keman stülp i eahner die Wilderer¬ larven übern Kopf, da kennt eahner dann niemand. „Jessas, da sans aber brav, Herr Förster!“ keuchte Zwischenbrücken, dem die Last des Gamsbock stark zu¬ etzte, „i werd' eahner das nia vergessen.“ Und wirklich stülpte ihm der Förster die chwarze Tuchmaske über sein schwei߬ bedecktes Haupt. Heiß war es unter der Maske zum ersticken. Jedoch Herr Zwischenbrücken schwitzte gerne. Die Hauptsache war, daß er nicht erkannt wurde. Und dennoch war das ganze Schwitzen umsonst gewesen! Das Jagdhaus, wo sie waren, hatte nämlich ein Telephon und einer der Jagdgehilfen hatte nichts eili¬ geres zu kun gehabt, als sofort nach dem Weggange der beiden, die interessante Neuigkeit brühwarm ins Dorf hinaus¬ zutelephonieren — und so kam es, daß das ganze Dorf auf den Einzug Herrn Zwischenbrückens wohl vorbereitet war. Ein böser Zufall, wie sich eben überhaupl alles gegen ihn verschworen zu haben chien, wollte es auch, daß gerade eine Filmaufnahme an diesem Tage in der Gegend stattfand und der Filmgesellschaft kam dieser Zwischenfall eben recht. Als nun der Förster und Herr Zwischen¬

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