und Schilde splitterten, Rosse und Ritter stürzten und den Knappen und dem Trosse ringsumher brannten die Augen vor Kampfbegier und zuckte die Hand nach der Waffe. Nur dem Bauernknechte kam seine Kraft und der Wunsch, sie zu erproben, gar nicht zum Bewußtsein Das Schauspiel ergötzte ihn sehr — war seiner Meinung nach überhaupt nur zu einer Unterhaltung da — und zu der des Königs, der ja auch nur von einem purpurverhüllten Balkone aus zusah. Und Könige müssen es doch verstehen, sich den besten Teil der Lustbarkeit aus¬ zuwählen. Dann wurden riesige Tafeln gedeckt köstliche Speisen dampften, und Ritter, Troß und Ingesinde, kurz alle Anwesenden durften zulangen. Das Glück aber wan im Gewande einer Magd in die Küche geschlüpft und hatte eine süße Würze in die Speisen getan, die in jedem, der davon genoß, ein ewiges, aufreizendes Verlangen nach dem Leckerbissen des Königsmahles erwecken sollte. Aber der¬ jenige, dem dies bestimmt war, fühlte sich von dem Gefühl, an eines Königs Tafel zu sitzen, so erhoben und be¬ klommen zugleich, daß er keinen Bissen zum Munde brachte. Enttäuscht und empört rüstete das Glück zum letzten, entscheidenden Angriff. Wieder mußte der Glücksnarr von der schönen, schnöden Prinzessin vernehmen, die diesmal nicht zu bewegen sei, ihre Gemächer und Gärten zu verlassen. Als nun nach der Tafel die Kampf¬ spiele wieder begannen, irrte er, des Schauspiels überdrüssig, durch Höfe und Parkanlagen, bis er in einem herrlichen Blumengarten stand. Da sah er plötzlich die Prinzessin — oder vielmehr das Glück, das ihre Gestalt angenommen hatte und anfangs sehr verschämt und entrüstet tat, daß man sie zu stören wage. Aber dabei lächelte die liebliche Erscheinung herzberückend; denn ver¬ scheuchen wollte sie den Eindringling doch nicht, der denn auch wie gebannt stehen blieb. Wie aus weiter Ferne hörte er das bezaubernde Weib reden 61 und verstand kaum, was es da sagte: zuerst schüchtern, dann zärtlich, zuletzt glühend und hingerissen in Leidenschaft. Das Glück hatte sich so sehr in die Rolle hineingelebt und fürchtete so sehr, dem Unerschütterlichen gegenüber macht¬ los zu bleiben, daß es die überzeugendsten Töne der Liebe fand. Jetzt warf es sich ihm bebend zu Füßen: Ich bin das Glück! Nimm mich hin und sei glücklich! Ich liebe dich! Ich bin dein! Nimm mich, nimm mein Königreich!“ Da trat er betroffen einen Schritt zurück, furchte die Stirne, wie in an¬ gestrengten Denken, musterte die Kniende lang und eingehend — und sagte dann ganz ruhig: „Du bist schön. Aber die Morgensonne auf Bergesgipfeln, das Mondlicht, das den nächtlichen Wald in zitternden Silberseen spiegelt, ist schöner, Du liebst mich, sagst du. Wer bin ich, was hab' ich für dich getan, daß du Königskind mich lieben solltest! Bietest du deine Liebe jedem Unbekannten oder ist sie eine Falle, mich zu verderben? Ein Königreich willst du mir schenken? — Viel ist ein Königreich — und doch wenig — unendlich weniger als die Welt, die jedem gehört, der ihre Schönheit versteht. — Lebewohl, Königskind! Ich — wie kann nicht dein Sklave sein Kerkermauern beengt mich euer Prunk ich kehre in mein Reich, in das Königreich der Freiheit zurück.“ Und er wandte sich und schritt aus dem Garten hinaus, der sinkenden Sonne entgegen. Das Glück war fassungslos. „So 1 77 hätte am Ende der Narr mich genarri murmelte es, erhob sich und eilte hinweg. So verwirrt war es, daß es auf den Weg nicht achtete und plötzlich in der Hütte vor der alten Mutter stand. Die war fast völlig erblindet; aber den Licht¬ schimmer von des Glückes Gewand erkannte sie dennoch. Und sie neigte sich tief und küßte den Saum dieses Ge¬ wandes. „Dank, Dank!“ stammelte sie; „du hast dein Wort gehalten! Mein Sohn ist glücklich! „Dein Sohn ist ein Narr,“ brauste da das Glück auf, „ein Narr, der meine
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