Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

tragt, wird als Rebeller behandelt, sagt's Mandat. Es war eine bange Stille in der Wirksstube. Endlich sagte der Wirt: „Es bleibt dabei: I geh'. „Veit!“ rief die Wirtin. „Sei stad, gebot Paumgartinger. is Mannersach. I geh’ weil i muß. „Das „Wann si' alles so verhalt', wie der Hammer hat verzählt,“ meinte Hörleins¬ perger. „G’wiß und wahrhaftig, beteuerte der Alte. „I glaub' dir,“ sagte der Wirk. mi is's ausg'macht“ „Für „Für mi' auch, sprach der Markt¬ richter. „I hab Weib und Kind — i geh'. Bau'n mir halt auf die Zukunft. „Und du?“ fragte Hörleinsperger den jungen Achaz. Der stand auf. „I geh' auch,“ sagte er ruhig. „I hab zwar nit Weib und Kind, aber meine Voreltern taten si' im Grab umdrehen, wann i mei' Anwesen opfern tat, ohne daß i das meinige hätt getan. Und dann, er lächelte, „i tu euch nit verlassen. In Freud und Leid müss'n mir zusammenstehen, Brüder, als evan¬ gelische Christen und auch einen Dornen weg miteinander gehen.“ Da preßte der Marktrichter die Arme um ihn und küßte ihn herzhaft. * * * Das Haushamer Feld liegt auf einer mäßigen Anhöhe. Breit dehnten sich Wiesen und Aecker, von Buschwerk und kleinen Waldbeständen umgeben. Unter Obstbäumen duckte sich das kleine Dörfchen Hausham. Wie ein Wahrzeichen aus uralter Zeit erhob sich auf den Feld eine mächtige Linde mit weitaus¬ greifenden Aesten, massig und riesig, der Opferbaum, in dessen Krone die alten Götter in der Urzeit saßen und wohl¬ gefällig auf die Opfer sahen, die ihnen dasgläubige Volk brachte. Ein weiter Ausblick tat sich dem auf, der neben der alten Linde stand Der Hausruck, das Vöcklatal, die Vor¬ 53 berge der Alpen, der Traunstein, das Höllengebirge, der Schafberg, der Unters¬ berg. Ein frischer Maiwind fuhr über Wiesen und Felder, zauste die Haare und latternden Mäntel im Uebermut. Haare und Mäntel waren genug zu zausen an diesem Tage auf dem Haus¬ hamer Feld. An die sechstausend Bauern und Bürger der aufgebotenen Gemeinden tanden unbewaffnet in einem großen Halbkreis angesichts der Linde. Sie standen auf dem Dornenweg der Buße Demütigung und Es schlug drei Uhr des Nachmittags auf der Vöcklamarkter Kirche, als der Statthalter Graf Herberstorff mit großem Gefolge gegen die Menge gesprengt kam. Er ritt einen feurigen Braunen und trug schwarzsamtene hispanische Tracht. Auf seiner Brust tanzte eine breite güldene Kette und von seinem Halse fiel ein reicher Spitzenkragen über Schultern und Brust. Er hielt das Kinn mit dem stark ergrauten Spitzbart vorgestreckt und hatte die Augen halb geschlossen. Zu seiner Rechten ritt der Obrist Inigo Nunnez de Sertosa, zu seiner Linken der krobatische Rittmeister Tlolpich. Hinter ihnen sprengte eine halbe Schwadron krobatischer Reiterei und eine halbe Schwadron der schwarzen Pappenheimer, die ein Locumtenent, ein unges fröhlich Blut, kommandierte. Trommeln und Pfeifen erkönten. Der Zug hielt und ordnete sich, den Statthalter in der Mitte nehmend, um den Hallpartiere sich reihten. Das Fu߬ gefolge kam langsam nach und drängte ich rechts und links neben den Statt¬ halter. Darunter waren Herr Abraham Grünbacher, die Pfleger von Vöcklamarkt und Frankenmarkt, Don Baldassar Za¬ laoga mit verbundener Stirn, der Pfarrer Bonifaz Gruber von Vöcklamarkt, viele Geistliche und Beamten und der Franken¬ burger Amtsschreiber. Als Rosse und Menschen standen, dem Trompeter. winkte Herberskorff Der blies seinen Ruf und von links und rechts antworteten Trompeten. Und als¬ bald brachen von allen Seiten die Fu߬ knechte zwischen den Büschen und Bäumen

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