Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

nit, wenn mir zusammenhalten“ „Manner“ sagte der Marktrichter und strich zufrieden den grauen Bart, „was kann uns denn geschehen? Radels¬ führer sein mir do' „Oh nein, oh nein!“ riefen die beiden Frankenburger. — und also sein mir so wie so von der Straflosigkeit ausgenommen. Und die andern? Glaubt ihr an die Milden vom Herberstorff? Eine Gruben is das alles, die er uns gegraben hat. Denkt an seine Blutgericht'. Er hat nur die Krallen versteckt. Zeigen wir ihm die unseren. Soll's eine Schlacht geben zwischen ihm und uns. Auch er und seine Leut' sein nit unverwundbar und wenn die Musketier' und Spießknecht und wie sie alle heißen auch Passauer¬ zettuln tragen oder Zauberkräuter auf der Brust, —i glaub nit daran, i, gegen den Tod sein's do' nit gefeit. Was kann uns denn geschehen, als ein Sterben vor dem Feind — und is das so was Schlechtes, frag' i? Sterben müssen mir alle immer amal“ „Sterben für eine gute Sach is gut gut!“ schrie Paumgartinger auf¬ springend und achtete nicht seines Weibes, das ihm flehend: „Veit, Veit“ zurief. 1 ( „Für'n deutschen Herrgott, Leut, mahnte der Achaz leise. Da stürzten Tränen über Paum¬ gartingers Gesicht. „Für'n deutschen Herr¬ schluchzte er gott, Und der Marktrichter stand hoch¬ aufgerichtet zwischen dem Wirt und dem Achaz und reichte ihnen seine starken Hände. Da wurde die Tür aufgerissen. Der alte Abraham Hammer stürzte herein. Sein langes weißes Haar war zerrauft, seine Augen blutunterlaufen. „Leut', Leuf', Leut'“ rief er atemlos und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Was is's? Was gibt's?“ Ott „Is was g'schehen „Es g'schicht und wird no g'schehen, stöhnte der alte Hammer und ließ sich schwer auf einen Schemel fallen. 51 „Red'“ sagte der Marktrichter und die Hand des Erschöpften. faßte Sie saßen um den großen Tisch; Köpfe waren vorgestreckt, eine atem¬ hre lose Spannung war in ihnen. „Manner“ begann der alte Hammer, „es steht nit gut. Mir sein do' verpfänd' an Bayern, wie ihr wißt, dafor, daß der bayrische Kurfürst dem Kaiser Hilf leisten tut im böheimischen Krieg. Der Herberskorff hat aber den Bayern gesagt, er kunnt nimmer einstehen für das Landl, weilen darein sich die Bauern rottieren und er selbsten in Gefahr is. So eine Lug, wo mir do' nichts anderes nit haben wölln als unser Recht und unsern deutschen Glauben. Alsdann gut. Und der Bayer möcht so gut sein und sich selbsten um sein' Sach' umschauen. Und so hat der bayrische Pfleger von Ried die Bayern aufgeboten und sie stehen scho' unterhalb Ried mit Mann und Roß und sein bereit, übers Landl als wie der grimme Feind herzufallen“. fragte „Wo hast das her, Mensch?“ der Marktrichter. „Mein,“ rief der Hammer, „der Herberstorff selbsten laßt die Nachricht austrummeln. In jeder Gemeinde kunnst es hören. Und er und die Bayern wer'n si' die Händ reichen über unseren bren¬ nenden Dörfern und Märkt' wenn wir nit klein beigeben, ganz klein und de¬ mütig, und zu Kreuz kriechen. „Zu Kreuz kriechen!“ rief der Achaz und warf den blonden Kopf zurück. „Ja, mein Lieber,“ sagte der Hammer und nickte vor sich hin. „Ganz klein müssen wir wer'n und bitten und betteln kommen. Und er laßt ein Mandat aus¬ rommeln, der Herberskorff, in allen Ge¬ — i hab's selbsten gehört meinden wie der Trummler hat geschlagen und der Ausrufer hat geruft: Im Namen kaiserlicher Majestät und des bayrischen Kurfürsten! Und weilen ihm keiner von den Radelsführern is ausgeliefert worden, will er, der Herberstorff, selbsten mit den Gemeinden reden, und alle Leut' sollen morgen am Nachmittag um die dritte Stund' zu ihm kommen hinaus aufs 4*

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