Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

50 „Laßt es gut sein,“ sagte der Wirk dumpfund vergrub sein Gesicht nach¬ denklich in den Händen. Das Wort „Radelsführer“ schwebte wie ein unsichtbares Gespenst ober ihren Häuptern, drohend, unheilvoll. Da schlug die Türe schmetternd zu. Sie uhren auf, aber es war kein Grund Angst da. Der junge Achaz Häupl zur war eingetreten. Sein Gesicht glühte vom raschen Lauf, er keuchte. Aber er lachte. „Daß i euch nur find', Manner, schnappte er. „Was is's?“ Die Fragen fuhren gegen ihn. „Wirtin, ein' Trunk! Ehbevor kann i nit reden. Bin g'loffn wie ein Hirsch, hinter dem die Meuk' bellt.“ Die Wirkin brachte den Krug. „G'segen's Gott, Achaz,“ sagte sie, „Wann's nur was Gutes is, was du bringst“ Der Achaz zuckte die Achseln, trank lange und fuhr dann mit dem Hand¬ rücken über die nassen Lippen. „No, was is's?“ drängten die Manner. „Der Herberstorff ist wie der Teuxel, sagte der Erfrischte, „gestern war er in Vöcklabruck, heut is er scho' in Frankenburg“. Frankenburg!“ schrie der „In Schuster auf und der Bäcker Neuhödl klagte: „Da trau i mi' nimmer heim „Hasenfüß'“ antwortete der Achaz verachtungsvoll. „Erst das große Maul voll, dann die Hosen“. Er reckte sich im Bewußtsein seiner ungebrochenen Kraft “ rief er fröhlich, „nit bang „Manner, machen lassen, nit den Kopf hängen. (0 Mir leben no’ und haben no' Fäust. Das war ein gutes Wort, das festigte und die erschlaffenden Gedanken zum Arbeiten brachte. Der Marktrichter hob langsam seine Hünengestalt empor und hieb den Burschen auf die Schulter. „Brav red'st, Achaz. Ein junger halt, da merkt man, daß einem jungen die Kraft und der Mu nit so leicht ausgehen“. „Was weiter?“ sagte Achaz lachend. „Mir fangen von neuem an“. Der Wirt hob den Kopf und schaute gespannt auf den Burschen. C „Freilich, lachte dieser. „Unsere Leut' sein auseinander, — ein paar Bot¬ chafter her, schnelle Füß', und mir haben's wieder beisammen. Mir hätten niemals nit auseinanderlaufen sollen“, „Hätten nit sollen, grollte Paum¬ gartinger, „leicht g’sagt. Waren eh scho' müd von der Arbeit, wie mir vor Freyn sein gelegen und sein die halben Leut' davon. Haben wohl andere zu uns ge¬ funden hernach. Aber das Mandat vom Herberskorff hat wie eine Stuckkugel eingeschlagen unter uns. Waren nimmer zu halten. Jeder hat geglaubt, daß er traflos is und so is eins nach dem andern davon“ „Der richtige Kopf und die richtige Hand haben gefehlt,“ nickte der Markt¬ richter. „Weil keiner ein Radelsführer hat sein wölln“ schrie der Schuster, „und i bin auch keiner, Kreuzmalefiz über¬ einander! I hab g'nug, i geh! „Da bleibst,“ schrie der Marktrichter und faßte nach dem Widerstrebenden. 67 „Mitgegangen, mitge „Nur davon red' nix“ ächzte Neu¬ hödl und fuhr sich an den Hals. Der Achaz sah die beiden Franken¬ burger staunend an. „Was sein das für Leut'?“ fragte er, „Manner oder alte Weiber?“ Dann schlug er auf den Tisch: „Daß is's wieder sag: Nix nit is verloren. Wenn's hoch kommt, tausend Mann hat der Herberstorff, Schützen — und mir sein fünftausend. und Reiter Können bald mehr sein, wenn mir nur wölln. Die Not, die droht, wird uns no' mehr Leut' zutreiben. Fest müßt's aber stehen“ „Fest stehen,“ wiederholte Paum¬ gartinger und seine Augen glänzten. „Fest stehen!“ rief der Marktrichter. „Nit biegen lassen,“ rief der Achaz. „Was Mandat, was Radelsführer. So is keiner von uns, daß er sein' Brudern tät verraten. Und er kann's auch gar

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