Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

stand des Volkes wirksam zu begegnen. Das wißt Ihr übrigens so gut wie ich, denn Ihr habt gehört, wie ich dem Schreiber hab’ vorgesagt, was er schreiben soll. Wollet alsdann warten, bis daß Seine Gnaden uns die erbetene Hilf 1 4 gewährt sprach der „Ich hab's wohl gehört,“ geht mich Pfarrer heftig, „aber das alles Recht, und nichts an. Ich verlang' mein o schnell als möglich. Denn also zwar es die Herren Kommissare geboten“ haben Der Oberpfleger wischte den Schweiß: „Also Ihr wollt nit warken?“ „Wenigstens nicht allzulang“ 4 „Und wenn ich aber wark'? „Tragt Ihr die Schuld vor der hohen Kommission“. „Wie lange also wollt Ihr warten? bis „Euch zu Gefallen Sonntag“. zum Der Oberpfleger kämpfte mit seinem Zorn. Er bemühte sich redlich, um dem Mann zu dienen, dessen Ungeduld ihn in Gefahr brachte. Denn Grünbacher ahnte eine Gefahr. Gerüchte und Reden gingen von gefährlichen Rottierungen. Aber der Pfarrer stand auf den Boden des Mandats der Reformations=Kommi¬ sion, mit der nicht zu spassen war. Da fiel sein Blick auf den Schreiber, der, ein kümmerlicher Mann von jungen Jahren, in seiner schwarzen Schreibertracht noch immer an derselben Stelle stand und zag den Wortwechsel der beiden Ge¬ waltigen gelauscht hatte. Der Zorn des Gestrengen brach hervor und stürzte über den Schreiber. Er steht noch da,“ polterte Herr Grünbacher grob, „anstatt mit diesem wichtigen Schreiben schon längst davon zu sein! Was fängt er da vor mir zu zittern an, er Angsthas und Vogelscheuch der in seinem verdammten schwarzen Habit mit dem weißen Unschuldskräglein ausschaut wie ein lutherischer Prädikant Fürchtet er sich vor dem Ritt nach Linz? Hab' ich ihm nit eine ansehnliche Salva Guardia gestellt in Ansehung des hoch¬ wichtigen Schreibens, seiner Mission und 37 eigenen schäbigen Person? Fort mit ihm und da ist das Schreiben. Das er es elbst in seiner Gnaden Exzellenz Händ' übergibt — ansonsten geht es ihm schlecht! Dring' er durch alle Schranzen, so um o einen hohen Herrn postiert sein, und bekräftige er als ein ordentlicher und gewissenhafter Bote, was in dem Schrei¬ ben steht. Fort, apage!“ — Und er warf das Schreiben dem zitternden Schreiber hin, der es wie ein Mann an sich nahm, der sein Todesurteil empfängt, worauf er sich mit einem zerbrochenen Kratzfuß empfahl und vor dem fernen Groll seines Herrn salvierte. Herr Abraham Grünbacher aber ank erschöpft in einem Sessel und blies mit vollen Backen die Luft, die ihm zu ersticken drohte, von sich, indes der Herr Pfarrer Don Baldassar Zalaoga ihm anerkennend auf die Schulter klopfte und die Grünbacherin ein zufriedenes Brum¬ men hören ließ. * * Mit wehenden, von Blumen be¬ kränzten Standarten war der liebe Mai eingezogen im Landl und hatte die Herr¬ chaft ergriffen. Seiner Installation in die Benefizia der Landschaft war nie¬ mand entgegen, kein Ratsherr, Zechpropst oder Bauer, die ansonsten den Installati¬ onen von Pfarrherren mit offenem oder verstecktem Haß widerstrebten. Recht wie ein Pfarrherr des Himmels hatte sich der Mai selbst installiert und hielt allsogleich Gottesdienst unter lichtblauen Himmel, über den die sanften Lämmerwölkchen egelten, mit Sprießen, Blühen und dem jubilierenden Gesang der Vögel. Ließ auch überall seine lichtgrünen Fahnen wehen, von den Birken in der Au, von den Buchen im Wald und hatte diese röhlichen Fahnen so recht zum Zeichen einer Jungherrschaft zwischen die alten, grämlichdunklen Tannen und Fichten gepflanzt. Es war nicht des Maien Schuld, daß die Menschheit dieses fröhlichen Gottes¬ dienstes nicht achtete, sondern es waren die Ursach' dieser Nichtachtung geplagte

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