Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

30 Wie der Teufel das Kalb geholt hat. Eine Schnurre aus dem bayrischen Wald von Johann Peter. Das war um Allerheiligen. Während Dumpsei stand vor dem Spiegel es im Flachlande noch die herrlichstenund musterte sein Ich. Der ganze ge¬ Nachsommertage gab, waren die hoch¬ drungene Körperbau steckte in einem ragenden Kuppen des Arber und Falken¬ wasserdichten Tscherkagewand, grüne stein schon seit Wochen in unheildrohendeWollstrümpfe reichten bis zu den Hüften Wolkenmassen gehüllt, die jeden Augen¬ empor, die Füße waren in festen, wohl¬ blick den jählings hereinbrechenden Winter genagelten Schnürrschuhen verwahrt, indes den jugendlichen Kopf mit dem erwarten ließen, der hier ein gar strenges Regiment führt. strohgelben Haar und dem keck auf¬ Es war Ende Oktober. Tagsübergedrehten Schnurrbärtchen eine schwere zog der Sturm durch die finsteren Pelzhaube umrahmte, die Ohrenwärmer Grenzwälder und jagte graue Wolken unter dem Kinn zusammengebunden. zusammen. Und richtig, als die Leute Pelzfäustlinge über den Händen, in deren am nächsten Morgen erwachten, lag einer er einen knorrigen Gebirgsstock kniehoher Schnee, und ein Wehen undhielt, und aus der linken Seitentasche Brausen gab es wie um Drei Könige. lugte gar keck das Pfeifl hervor. Die Kinder freuten sich aufs Schnee¬ Gestern hatte der alte Dumpsei ballenwerfen und Schlittenfahren, auf seinem Sohn den gemessenen Auftrag Martini und den Christbaum, den Bur¬ erteilt, heute zeitlich früh das vor vierzehn schen und Mädchen brachte der grimmigeTagen in Waldhaus gekaufte Kalb zu Alte die Rockenstube (Spinnstube) undholen, und was er einmal gesagt hatte, das stand so unwiderruflich fest wie da den tollen Fasching, und das Alter nahm mit dem prasselnden Kaminfeuer unddroben der Arber. dem zu erwartenden Schweineschlachten „Ein echter Bayer“, sagte er, „darf vorlieb, und: „Ein Wechsel muß auchnichts fürchten! Mit Hölle, Tod und Teufel muß er's aufnehmen, und drein¬ sein“ meinte der alte Dumpsei, „sonst chlagen muß er wie's Donnerwetter, wüßt' man nicht, wie schön eigentlich der Frühling ist! wenn ihm ’was zu dumm wird! Und Nur einer machte ein grimmigesnun gar erst das bischen Winseln und Gesicht und fluchte, und das war derWacheln da draußen. Da bin ich ein Dumpsei=Jogl aus Zwiesel, Sohn und ganz anderer Kerlgewesen. Eine Schneid Erbe des reichen Dumpsei=Metzgers. muß man haben und ein bischen Leben Der Ort Zwiesel im Regental glich dazu, und ein Bayer muß man sein! einer Schneewüste, und der Wind heulteLass’ dir's gut gehen in Waldhaus und so grimmig von Falkenstein herunterLudwigstal drüben. Dort gibt's einen guten Trunk und eine lustige Gesell¬ und führte solche Schneemassen mit, daß einfältige Leute glaubten, der Jüngste chaft! Brauchst dir nichts abgehen zu Tag sei im Nahen. lassen, mußt zeigen, daß du der Dumpsei

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