Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

28 Aber trotz dieser tröstlichen Ver¬ sicherung blieb der Großpichler Franz aus. Dafür blieb das Wetter nicht aus. Es fing zu regnen an und wie! Ein Platzregen ging nieder, in Strömen rann das Wasser vom Himmel herunter. Das wurde dem Hansjörgl nun doch zu dumm. Durch die Kleider hindurch drang ihm das Wasser schon bis auf die Haut. Er wollte sich loslösen von dem — Kreuze doch diesmal ging die Masche nicht auf; er zupfte und riß mit den Fingern an der Masche, was ei konnte, doch die Masche löste sich nicht. Der Strick war fest geknüpft. Drinnen in der Kammer kicherte die Dirn. Er erkannte jetzt, daß er mit Absicht an das Kreuz gebunden war. Die Dirn hatte ihm einen Schabernack gespielt. Aber was half alles, er mußte sich schon auf's Bitten verlegen. „Geh, Mirzl“, rief er daher, „mach auf 'n Knopf, i bin scho durch und durch naß, das Wasser rinnt mir schon bei die Schuach aussa. „Ah, wirst nit glei' z'geh'n; gab die Dirn lachend zurück, „bist ja nit von Zucka. „Geh, Mirzl, bitk di, schneid oba in Strick“, fing der Bursch am Kreuz wieder zu betteln an, „schau, lass' mi warma eini zu dir. I hab's ja so scho' g'nug büaß'n müass'n!“ — „Ah, bleib nur a weng hänga am Kreuz“, lachte die Dirn „koan nassen Buam mag i net. Hat so scho' 's Regna aufg’hert und da Wind. der trickert di wieda. Der Bursche wollte wieder anfangen, da ging das Scheunentor neben der Mädchenkammer auf und der Bauen trat mit einem Stecken in der Hand —— aus demselben. „Was ist dös für a Lärm um mein Haus“ brummte der Bauer bös vor sich hin, „kinnan heut die Buam 's Fensterln wieder gar nit lassen! — „Ja, Vater“, rief die Dirn beim Fenster heraus, „heut kann i mi frei gar nit derwehren vor die Buam. — „Ja“, sagte der Bauer fuchtig, „wann i nur amal so an Sakra dawisch'n tat, dem tat i sein Buckl schon anständig blau'n.“ „Vater“, rief die Mirzl, „da derf da Vater nur auf's rechte Kreuz auffischaun, da hab i enk an anbund'n.“ „Jessas richti, da hängt oana“ rief der Bauer überrascht aus, als er auf's rechte Schächerkreuz sah, „aber wia kummt denn der da auffi?“ „Dös erzähl' i enk später“, sagte die Dirn „z'erscht lest's eahm nur a weng d' Le¬ viten, daß er si's merkt, oana anständigen Dirn a Ruah z'lass'n bei da Nacht. Der Bauer ließ sich das nicht zweimal schaffen und schon regnete es Hiebe mi dem handfesten Stecken auf den Rücken des Burschen. „So“, sagte der Bauer endlich, „hiatzt wirst das wohl merken, daß d nimmer zum Fenster von meiner Tochter kemma derfst.“ Er stieg auf das Kreuz und schnitt die Stricke entzwei. „Hiatt trollst di hoam, du Lotta, lass’ da aba chlaun, sunst kunnst nu a paar auf'n Buckl dawisch'n. „Beschämt, wie ein begossener Pudel, chlich der Bursche davon. „So“, sagte der Bauer, „und hiatt vazählst ma's, wia das z’weg'n bracht hast, daß den Lotta auf's rechte Schächerkreuz fest auffibinden hast kina!“ Die Dirn erzählte ihm den ganzen Hergang und als sie geendigt hatte, rief er erfreut aus: „Das hast wirkli guat g’macht, Mirzl! Siagst, is halt do guat daß i da 'n Herrgott und die zwei Schächer für's Fenster g'stellt hab' der hat uns do g’holf'n, daß ma amal so an Lotta orndli dawischt hab'n. Morg'n kuan ma glei wieda auffi den Schächer auf's Kreuz. Aber hiatt, Mirzl, leg di chlafen, denn morgen hoaßk's bald auf¬ kehn, morgen müass'n ma die groß' Wiesen mah'n Der Bauer trottete seiner Stube zu. Die Dirn schloß das Fenster, öffnete es aber gleich wieder, als der Vater hinterm Scheunentor verschwunden war und auschte in die Nacht hinaus. Es dauerte nicht lange, so hörte man von der gegen¬ überliegenden Stadelwand Schläge mil einem Slock auf einen harten Gegen¬ tand und halb unterdrückte Flüche „Du Balli, du vadammter, hab i di endli amal, 's Kreuz schlag', da ab!“

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