24 Die Herrgottsmirzl. Von Josef Stohl, Lebzelter und Wachszieher, Steyr. Die Brunhuber Mirzl war ein vergessat si leicht und 's Unglück ist sauberes Dirndl, just so, wie's der Herr¬ ertig. * — „Na, drum hab i ihr eb'n'n gott grad brauchte, damit die Liebe auf Herrgott und die zwei Schächer g’rad der Welt nicht ausstirbt. Die Mirzl war vor's Fenster setzen lassen; erwiderte be¬ wirklich ein sauberes Ding. Sie hatte deutungsvoll der Brunhuber und gab goldgesträhntes Haar, daß sie in schweren eine Pfeife längere Zeit aus dem Munde, Flechten um das schöngeformte Köpfchenwas er sonst nie tat, „damit's Dirndl gewunden hatte und ein paar nußbraune nit auf schlechte Gedanken kimmt, damit's Augen, aus denen ein loser Schelmnit in Versuchung g’rat, damit, wann's hervorschaute. Und ein gar arger Schelm beim Fenster aussi schaut, immer den Den Beinamen „Herrgottsmirzl“ trug sie bluatig'n Herrgott siacht. Extra recht deshalb, weil vor ihrem Kammerfenster bluati hab’ i ihn aomal'n lassen!“ ein großer Herrgott, nebst beiden, den Aber trotzdem, daß der Herrgott linken und rechten Schächer, aufgestellt aus seinen fünf Wunden schrecklich blutete, war. Die Burschen im Dorf brachten ihr gingen doch die Burschen unbekümmert den Namen auf. Ihr Vater war zwar um das grellrote Blut, das aus den keiner von den großen Bauern im Dorf, Wunden in Strömen floß, zu der Brun¬ (4 aber auch keiner von den ganz kleinen. huberischen in's „Fensterln . Ebensowenig Aber er gehörte zu denen, die noch au kümmerte sich die Mirzl um den ge¬ trenge Zucht und Ordnung im Hause malten Heiland. Wenn so ein blonder selbst und unter ihrem Hausgesinde hiel¬ oder brauner jungmännlicher Trotzkopf ten. Wehe, wenn er einen Knecht und des Nachts bei ihrem Fenster erschien, eine Dirn in einem unlauteren Ver¬ o öffnete sie es und schaute lieber in hältnis erwischte, oder wenn er in einer die liebesdurstigen Augen eines Burschen, Dirnenkammer einen Liebhaber entdeckte. als auf die fünf Wunden des Erlösers, Auf der Stelle jagte er denjenigen aus die beim grellen Lampenschein noch heißer dem Hause. Bei seinem Kinde war es zu brennen schienen, als das Herz der was anderes. Die konnte er doch nichtMirzl, die sich nun einmal gar zu gern aus dem Hause jagen, dazu hatte er sie zu chön gereimte Fensterlsprüche und glü¬ gerne. Da baute er halt mit allen möglichen hende Liebesbeteuerungen anhörte. Dabei Mittelnxvor. Er stellte ihr ein Kreuz mil aber blieb sie standhaft und schenkte nur einem lebensgroßen Herrgott und die einem einzigen wirklich Gehör und Gunst. zwei Schächer vor ihrem Kammerfenster Das war der Großpichler Franz, ein „Sie soll mit'n Herrgott fensterln“ er¬ Kerl, wie ihn der Herrgott nicht schöner klärte er seinem Nachbar, auf dessen hätte aus dem Boden wachsen lassen Frage, warum der Herrgott und die zwei können, dabei war er groß, schlank und Schächer gerade vor dem Fenster seiner helläugig und blondlockig wie sie. Na¬ Tochter stehe, „da g'schiacht ihr wenigstens türlich machte diese Bevorzugung böses nixi! — „Recht hast, Brunhuber“ ent¬ Blut unter den Burschen und erzeugte gegnete der Nachbar, „ma kann bei die Neid, Mißgunst und Eifersucht. Aber die jungen Leut nicht g'nuag aufpassen! A Brunhuberische wußte sich schon zu helfen so a jung's hißig's Bluat wia dei Dirndl und sann fortwährend auf Mittel und
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