fest auf die Wunde, wand den Riemen geschickt um den Schenkel und sagte dann hastig zu Wastl: „So Wastl, hiazt halt Di ganz stad, varühr' Di ja nit, i laf so schnell als i kann, um a Dokto!“ Und so schnell, als er laufen konnte, sprang Sepp den Waldschlag hinunter. Als er eben den Weg über die Alm¬ wiese, der ins Dorf hinunter führte, ein¬ schlagen wollte, stand plötzlich der Ober¬ förster vor ihm, der, in dessen Revier sie gestern den Vierzehnender gewildert hatten. „Halt, Sepp, koan Schritt weiter donnerte ihm der Oberförster entgegen und richtete den Pürschstutzen auf seine Brust. „J kim schnurgrad aus Deina Keusch'n, wo i bei der Hausdurchsuchung unterm Heu das Geweih von dem Vier¬ zehnender g'funden hab, den Du gestern im Hirschkogel g'schossen hast“ „Latzt's mi aus, Förster“, keuchte der atemlose Sepp und blieb knapp vor dem Flinkenlauf stehen „i muaß zum Dokta laf'n, mei Freund, da Wastl, hat se den Hackenspitz in Fuaß g'steß'n, a Hauptader is durch; finst vablüat a!“ Sunst nix“, lachte schadenfroh der Oberförster, „was Du immer glei nur für a guate Ausred' woast? Ja, mei liaba Sepp, heut kimst ma nimma aus, laß da guatwilli die Händ binden und folg' ma zum Bezirksgericht“ „Laßk's mi aus, Första“, bat Sepp flehentlich, „da Wastl vablüat finst. Ach kloane Kinda hat a zum dahalt'n!“ Der vablüat nu lang nit, da Wastl spottete der Förster und freute sich heim¬ lich, daß er endlich den berüchtigten Wild¬ dieb auf frischer Tat ertappt hatte. „Glaubst denn wirkli, Sepp, i bi so dumm, daß i Deiner dalkak'n Ausred am Leim geh'? Na, bei Gott, Sepp, für so dumm muaßt mi do nit halten. Gil d’ Händ' her und laß das binden“. „Os laßk's mi nit zum Dokta laf'n?“ „Hab' das scho g'sagt, daß i da die Lug nit glaub. Gib d' Händ her! Ratlos stand der baumlange, starke Sepp vor dem kleinen z'nichtigen Förster Was tun? durchkreuzte es sein Hirn. Folgt er dem Förster, so stirbt der Wastl. 15 Flieht er, so schießt der Förster nach ihm und beide sind verloren. Es bleibt ihn nur ein Ausweg übrig, den Förster eine Zeit lang unschädlich zu machen. „Es muaß aber sei, finst stirbt der Wastl“; schrie er dem Förster entgegen, riß ihm das Gewehr aus der Hand und versetzte ihm mit eisenharter Faust einen wuchtigen Schlag auf die rechte Schläfe, so daß der andere lautlos nieder¬ ank in den weichen Almwiesengrund. „Für an Eicht wirst a Ruah geb'n“. murmelte Sepp zwischen den Zähnen, warf den Stutzen dem Förster vor die Füße und raste ins Tal hinab. Und er hatte Glück. Kaum war er einige hundert Schritt gelaufen, begeg¬ neke ihm der Doktor, der den Weg zu einer kranken Sennerin machte. „Schnell, Herr Dokta“ rief er die¬ em entgegen, „der Wastl hat sö den Hackenspitz in'n Oberschenkel g'steß'n, a Hauptader is durch; schnell, sunst va¬ blüat er! „Da ist wohl die höchste Zeit, wenn eine Hauptader durch ist“, ent¬ gegnete dieser. „Wo liegt der Verletzte?“ „Glei oben da im Holzschlag!“ „So laß uns laufen, Du voraus, mir den Weg zu weisen. Verband¬ um hab' ich zufällig bei mir“. zeug Und beide liefen den Weg, der Holzschlag führte, hinauf. Nur bei zum dem Platze, wo der bewußtlose Förster lag, machte Sepp einen kleinen Bogen. Der sollte sie nicht abermals aufhalten. Oben angekommen, untersuchte der Doktor den Schwerverletzten, tauschte den primitiven Verband Sepps gegen einen kunstgerecht angelegten neuen um und sagte zu Sepp: „Es war höchste Zeit. Einige Minuten später und der Wastl wäre verloren gewesen“. „Gott sei Dank“, sagte Sepp auf¬ atmend, „und is a weita für'n Wastl koa G'fahr mehr vorhanden?“ „Nein, jetzt nicht mehr“ entgegnete der Doktor. „Aber jetzt gehe ins Dorf hinunter und hol Leute, damit wir Deinen Kameraden ins Spital transportieren können!
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