Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1925

14 *) Pflicht. Eine Skizze aus den steirischen Bergen von Josef Stohl, Lebzelter und Wachszieher, Steyr. Wer kannte nicht den langen Sepp zu dem sie auch eine kleine angeborene und den kleinen Wastl und wer wußte Leidenschaft trieb. es nicht, daß beide berüchtigte „kaiser¬ Wenn auch den Wastl manchesmal liche" Wildschützen waren? das Beiwortdas Gewissen drückte und er zum Sepp „kaiserlich“ erhielten sie deshalb, weil siewohlmeinend sagte: „Sepp, wars nit nur in den kaiserlichen Revieren wilderten. bessa, mir übareich'n in Kaiser a Bitt¬ Und wenn auch der Wastl zum Sepp gsuach, damit er uns für unsere Kinder sagte: „Wildan ma heunt a mal wowas schenkt“, da gab Sepp immer anders“, da antwortete der Sepp jedes¬ kurz zurück: „Nutzt da nix a Bittgsuach, mal kurz und barsch: „Fallt ma garWastl! Von niadrige Leut kommt a nit ei! Vielleicht gar beim verschuld'tenBittgsuach gar nit zum Kaiser. Und Grafen drenten, dem seine Gams undwannst eams eignhändi übareichn willst, Hirsch eh nur lauta Haut und Boanawirst no eingsperrt a. Bleib'n ma nur ham. Bleib'n ma nur im kaiserlichen beim Wildern; ehrliche Wildschützen Revier; denn so guatg'fütterte, so hab'n si nit in gringsten was vor¬ schöne und foaste Böck find'stnit zwerfa! leicht wo anders als wia in dö kaiser¬ Eines Tages, als beide allein im lichen Gründ und wann ma schon's Forste arbeiteten und Sepp zu Wastl Leben wag'n, so muaß sös a aus¬ agte: „Wastl, hau drauf auf d’ Arbeit, zahl'n!“ damit ma in Kaiser sein Vierzehnender Sonst waren beide kreuzbrave Leute. wieder einbringa, den ma gestern abends In der Woche fristeten sie sich mit kar¬ im Hirschkogel g’holt ham" und Wastl gem Lohn als Holzknechte hin, der aber antwortete: „Er soll koan Schad'n für eine vielköpfige Familie, die ein jederhab'n, da Kaiser“ und mit der Axt zu hatte, höchstens für eine halbe Wochenoch stärkeren Hieben ausholte, da ge¬ ausreichte. Jedesmal, wenn bei denschah es, daß auf einmal die Axt seinen beiden die Suppenschüssel auf den Tisch Händen entglitt und ihre Spitze sich kam, auf deren Boden in roker Schrifttief in seinen linken Oberschenkel grub. die Namen Jesus und Maria gemalt „Heiliger Josef, hiazt is's aus mit mir“. waren, langten gleichzeitig acht Löffel chrie Wastl entsetzt auf, sank auf die hinein und man konnte gerade bis dreiErde hin und suchte mit beiden Händen zählen und die rote Inschrift starrte den den Blutstrahl zu unterdrücken, der wie noch hungrigen acht Kindermäulern un¬ ein Springbrunnen aus der Wunde beweglich entgegen. Den Spatzen, die sprang. im wilden Efen der alten Hofburg in Sepp, der seinerzeit als Soldat bei Wien nisteten, ging es tausendmalder Sanität gedient hatte, erkannte so¬ besser als den Holzknechtkindern. So fort die Gefahr, in der sich sein Freund kugelrund und wohlgenährt wie diebefand, sah, daß eine Hauptader durch¬ Hofburgspatzen sahen weder des Wastl schnitten war, riß den Hosenriemen vom noch des andern Kinder aus. Um nun Leibe, klaubte ein viereckiges Holzblättchen die hungrigen Mäuler ihrer Kinder zuvom Boden auf, riß dem Wastl die Hose stopfen, griffen die Väter zum Wildern, vom Leibe, preßte das viereckige Brettchen *) Aus der Jagdzeitung: „Der Deutsche Jäger“, München.

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