Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

64 wurden endgültig abgesagt. — In der Slo¬ wakei wurden 200 Ungarn wegen Spionage¬ verdacht verhaftet. — 7.: Blutige Straßen¬ demonstrationen in Leipzig forderten sieben Todesopfer, 35 Verletzte. — In Baden kam es zu großen, von Hakenkreuzlern verur¬ sachten Krawallen. — 8.: Im Zentrum Wiens wurde um die Mittagsstunde ein Kassier überfallen, schwer verletzt und um 38 Millionen beraubt. — Nach acht Wochen langer Dauer wurde in Budapest der Bäckerstreik beendet. 9.: Eine Ver¬ trauensmännerversammlung der Bundes¬ angestellten beschloß die Anwendung schärfster Kampfmittel. — Das Ministerium Stambuliiski in Bulgarien wurde gestürzt, die Minister verhaftet, der Belagerungs¬ zustand verhängt. — 10.: In Oberschlesien wurde der Generalstreik ausgerufen. 8 Der französische Dichter Pierre Loti starb. —11.: Im Münchner Hochverratsprozeß wurde die Ladung des Prinzen Rupprecht als Zeuge beantragt. — Bulgarien stand vor dem Bürgerkrieg. Stambuliiski leitete den Zug der Bauern gegen die Stadt. 12.: Die deutschen Eisenbahner im Ruhr¬ gebiet beschlossen, den Widerstand fortzu¬ setzen. — Die Wirren am Balkan ver¬ größerten sich. — Die neue bulgarische Re¬ gierung Zankow wurde gestürzt, Stam¬ buliiski erschossen. — 13.: Panik entstand an der Berliner Börse, der Dollar stand gleich 100.000 Maxk.— In Magdeburg wurde eine neue putschistische Geheim¬ organisation entdeckt. — 14.: Der Index wurde plus 1 errechnet. — In Berlin wurde eine gefährliche internationale Banknotenfälscherbande entdeckt. 15.: Die Franzosen besetzten sämtliche Eisen¬ bahnverkehrspunkte, es trat Lebensmittel¬ knappheit in den großen Städten ein. 16.: Das Blechwalzwerk Vogl & Noot in Mürzzuschlag wurde zum Teil eingeäschert. 17.: In Berlin waren große Teuerungs¬ krawalle, über Brandenburg wurde der Belagerungszustand verhängt. — Auch die polnische Währung brach zusammen, 1 Dol¬ lar galt gleich 110.000 polnische Mark. 18.: Im 18. Wiener Bezirke wurde im Csartoryski=Schlössel das größte Wiener Jugendheim in Anwesenheit des Präsi¬ denten Seitz und Bürgermeisters Reumann eröffnet. — 19.: Die deutschen Arbeiter forderten den Index. — Ein Konfident prellte die Budapester Polizei um 140 Mil¬ lionen Kronen. — 20.: Amundsen sagte seinen Flug zum Nordpol ab. — Der Aus¬ bruch des Atna nahm sehr gefährliche Formen an. — 21.: Aufgedeckte Putsch¬ pläne in Budapest führten zu 55 Verhaf¬ tungen. — Der Atna verschüttete ganze Ortschaften. Der Lavastrom floß in einer Höhe von 20 Metern. — 22.: In einer Massenversammlung am Vorabend wurde die passive Resistenz der Bundesangestellten ohne Eisenbahner beschlossen. — In Agram wurden die Vorstellungen Breitbarts ver¬ boten. — 23.: Durch das neue Wahlgesetz wurde die Zahl der Nationalratsmandate auf 165 herabgesetzt. — Infolge der Hitz¬ welle starben in Chikago 17 Personen. 24.: Die Leiche der seit Wochen eifrig ge¬ suchten Bankbeamtin, Else Marchhart — wurde verwest aufgefunden. Staatsrat Glückstad wurde im Gefängnis zu Kopen¬ hagen tot aufgefunden. — 25.: In Pört¬ chach am See wurde in feierlicher Weise ein Denkmal für den Kärntner Lieder¬ komponisten Thomas Koschat enthüllt. 26.: Unter dem Bett eines Budapester Stadtrepräsentanten wurden 18 Kilo Ekrasit gefunden. Die Polizei beschlag¬ nahmte 60 Kilo Ekrasit. — 27.: In der Singerstraße in Wien wurde eine 71jährige Witwe ermordet und beraubt. —28.: Auf Ministerpräsidenten Pasic wurde ein Attentat verübt, Pasic wurde leicht verletzt, der Urheber des Attentats verhaftet. Das kaiserliche Palais in Peking wurde durch eine Feuersbrunst vollständig ver¬ nichtet. — 29.: Burgtheaterdirektor Paulsen wurde zum Rücktritt gezwungen. — 30.: Die große Rheinbrücke von Duisburg nach Hochfeld flog in dem Augenblick, als ein belgischer Besatzungszug darüber fuhr, mit einem ungeheuren Krach in die Luft, die Zahl der Toten wurde mit 50 bis 60 ge¬ meldet. Damit wurde die wichtigste Kohlen¬ strecke der Alliierten zerstört. Somit chließen wir für dieses Jahr unsere wichtigsten Aufzeichnungen. H. A.

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