Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

62 Fünfzig kommuniftische Aufrührer wurden in Mühlheim verhaftet. Es war geplant, das Rathaus zu besetzen und die Gewalt an sich zu reißen.— 22.: Die Hissung der französischen Trikolore in Essen ging ohne Zwischenfall vor sich. — 23.: Die Tschecho¬ Slowakei verbot ungarischen Reisenden wegen der letzten Zwischenfälle mit Horthy¬ Soldaten die Einreise.— 24.: Der Ver¬ trieb der „Muskete“ wurde auf drei Mo¬ nate auf Antrag des Stadtschulrates von der Polizei verboten. — Die Fleischpreise wurden wieder fortlaufend gesteigert. — 25.: Mit. den Straßenbahnern wurde ein neues Lohnabkommen getroffen, der Fahr¬ preis in Wien wieder auf 1700 Kronen erhöht. — Der Kollektivvertrag der Indu¬ strieangestellten wurde gekündigt. —26.: Ein amerikanisches Syndikat machte den Vorschlag, das mitteleuropäische Eisenbahn¬ netz zu pachten. — Bei Kaschau überfielen Hejjas=Leute einen tschechischen Grenz¬ posten, dem ein tschechischer Grenzer zum Opfer fiel. — 27.: Bei einer kommuni¬ stischen Arbeitslosendemonstration in Wien kam es zu einem Zusammenstoß mit der Wache, wobei fünf Personen verletzt wurden. — 28.: Die Lueger=Gedächtnis¬ kirche am Zentralfriedhof wurde durch einen Brand schwer beschädigt. — 29.: In Klagenfurt wurden bei einer kommuni¬ stischen Demonstration gegen den Bundes¬ kanzler mehrere Personen verletzt. — 30.: Eine Hakenkreuzler=Versammlung gegen die eine kommunistische Gegenkundgebung ver¬ anstaltet wurde, war Anlaß zu großen Tumulten auf der Straße, wobei 34 Wach¬ leute verletzt und zahlreiche Verhaftungen vorgenommen wurden. — Mai, 1.: Der Aufmarsch der Wiener Arbeiter erfolgte diesmal vor dem Rathause. Etwa 250.000 Arbeiter mit 3000 Sängern boten ein über¬ wältigendes Bild. Präsident Seitz sprach über die Bedeutung des Tages. Die kom¬ munistischen und tschechischen Arbeiter hielten ihre Maifeier gesondert ab. — Herr Krupp wurde von den Besatzungsbehörden verhaftet, weil er die Sirenen pfeifen ließ. Marschall Foch hielt sich vorübergehend in Wien auf. — 2.: Die neue deutsche Note wurde in Paris überreicht. — Die seiner¬ zeitige ungarische Dokumentenangelegenheit fand durch die Verurteilung des Ver¬ mittlers der Dokumente, zum Tode durch den Strang, durch die Budapester Gerichte einen tragischen Abschluß. — 3.: Der französische Ministerrat hat die deutschen Vorschläge einmütig für unannehmbar befunden. — 4.: In Favoriten kam es in¬ folge einer Versammlung der Hakenkreuzler zu blutigen Unruhen. Vier Schwerverletzte, zahlreiche Verwundete und Verhaftete wurden gemeldet.— 5.: Eine vorläufige Zählung ergab in Wien eine Bevölkerungs¬ zunahme um 1-2 Prozent gegenüber 1920. 6.: Auf der Wiener Ringstraße ereignete sich ein Fall von Sonnenstich. —7.: Nach einer christlichsozialen Versammlung in Hernstein kam es zu blutigen Zusammen¬ — stößen zwischen Arbeitern und Bauern. 8.: Beim Länderwettkampf Österreich¬ Ungarn auf der Hohen Warte in Wien waren 50.000 Menschen als Zuschauer. Das französische Kriegsgericht verurteilte Krupp zu 15 Jahren Gefängnis und 100 Millionen Geldstrafe, vier Direktoren er¬ hielten je 20 Jahre Gefängnis und dieselbe Geldstrafe, während andere mit zehn Jahren davonkamen. — 9.: Deutschland richtete eine scharfe Protestnote an die französische Regierung. Die Verurteilten wurden nach Frankreich verschleppt. — 10.: Bundeskanzler Dr. Seipel traf in Salz¬ burg ein. Er kündigte dort eine vollständige —— Umgestaltung der Bundesbahnen an. Infolge der Eisenbahnattentate wurde ein Rädelsführer namens Schageter zum Tode verurteilt. — 11.: Der Pressechef Rußlands auf der Lausanner Konferenz. Worowski, wurde ermordet, sein Sekretär —Der frühere lebensgefährlich verletzt. Ministerpräsident Caillaux wurde auf einem Spaziergang in Toulouse von poli¬ tischen Gegnern durch Schläge verletzt. 12.: Das Grazer Volkszählungsergebnis zeigt, daß die Bevölkerung abgenommen — 13.: Die Frau des Präsidenten hat. Masaryk, Charly Masaryk, starb 73 Jahre alt. — 14. Der erste Flug der neueröffneten Fluglinie Wien=München verlief gut. Die sehr scharf gehaltene englische Note rief große Bestürzung und Enttäuschung in

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