Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

58 27.: Wegen monarchistischer Umtriebe wurde im rechtsrheinischen Bayern der Belagerungszustand verhängt. —Die Re¬ parationskommission lehnte das Morato¬ riumsgesuch Deutschlands ab. —Die Ausfuhr von Kohle aus dem Ruhrgebiet nach Deutschland wurde verboten. —28.: Die Wiener Arbeiter veranstalteten gegen die soziale Reaktion eine imposante De¬ monstration. 300.000 Demonstranten zogen über die Ringstraße. — 29.: Die Sozial¬ demokraten machten stärksten Widerstand im Kabinettsrat kund, sie setzten mit der Obstruktion ein. — Aus Italien kam das Gerücht eines Attentats auf Mussolini. 30.: Der Eisenbahnverkehr wurde im ganzen Besetzungsgebiete der Franzosen stillgelegt. — 31.: Max Paulsen wurde de¬ finitiv zum Wiener Burgtheaterdirektor ernännt. — In Beuthen fand eine furcht¬ bare Grubenexplosion statt. 33 Bergleute wurden getötet, 600 verschüttet. Fe¬ bruar, 1.: Die Kontrollkommission für Österreich erteilte die Ermächtigung zur Aufnahme eines 3½ Millionen Pfund¬ Kredits. — 2.: Die Wiener Hochschullehrer protestierten in einer großen Versammlung gegen die Abbaupläne der Regierung. In Breschen, Ruhrgebiet, wurde ein Bergmann von den Franzosen erschossen. Der Oberpräsident der Rheinprovinz, Vogt, wurde von den Franzosen verhaftet. —3.: Auf der Parlamentsgalerie kam es zu großen Krawallen der Arbeitslosen, welche durch die Rede eines bäuerlichen Abgeordneten hervorgerufen wurden. Bei der Wiener Lombard= und Escompte¬ bank wurde eine Riesendefraudation entdeckt — und zahlreiche Beamte verhaftet. 4.: Reichskanzler Cuno erschien in Essen und sprach in einer Konferenz mit Vertretern der Behörden und der politischen Parteien. 5.: Durch Hochwasser wurde der Donau¬ kai in Wien überschwemmt. — 6.: Feldmar¬ schall Ludendorff erschien in Wien mußte jedoch, durch den Empfang aufmerk¬ sam gemacht, seinen Aufenthalt sehr kür¬ — zen. Im Außerordentlichen Kabinetts¬ rat kam es zu einem schweren Zusammen¬ stoß zwischen Sozialdemokraten und dem Vizekanzler.Dr. Frank. — 7.: Die Fran¬ zosen besetzten badisches Gebiet. — 8.: Einer Eisenbahnkatastrophe bei Düsseldorf fielen 28 französische Soldaten zum Opfer. — In ganz Jugoslawien wurden mehr oder minder tarke Erdbeben verzeichnet. — 9.: In einer Vertrauensmännerversammlung aller Ver¬ kehrsangestellten wurde eine scharfe Resolution gegen die Regierung beschlossen. Zwischen dem französischen Eisenbahn¬ minister und dem belgischen Minister¬ präsidenten fand eine Konferenz betreffs übernahme des gesamten Eisenbahn¬ betriebes am Rhein und der Ruhr statt. 10.: Eine große Versammlung der Wehr¬ männer nahm scharfe Stellung gegen die Regierung. — Budapest wurde durch das Hochwasser arg mitgenommen. Licht und Trinkwasser waren vollständig unter¬ brochen. — 11.: In Sofia vernichtete eine Brandkatastrophe das Nationaltheater, wo¬ bei zwei Personen verbrannten und fünfzehn verletzt wurden. — 12.: Ein Kabinettsrat in Berlin nahm scharfe Stellung gegen die französische Note, wonach Mitgliedern der Reichsregierung und der deutschen Landes¬ regierungen die Einreise ins Ruhrgebiet verboten wird. — 13.: Ein Holzhändler in Graz ergannerte durch Luftgeschäfte mehr als eine Milliarde Kronen. — 14.: Emmerich und Wesel wurden von den Franzosen besetzt. — Der Schaden, den das Hochwasser in Budapest verursachte wurde mit 80 Milliarden Kronen beziffert. — 15.: Die Verhandlungen über den Ange¬ stelltenabbau wurden im Kabinettsrat be¬ endet.— Über die täglich neuen Brutali¬ täten der Franzosen in Deutschland kam die Erregung des deutschen Volkes in schärfster Weise zum Ausdruck. In Köln wurde ein Fabriksangestellter ohne allen Grund von einem französischen Posten niedergeschossen. — 16.: Die Stadtgemeinde Wien stellte ein umfassendes Investitions¬ brogramm auf, welches bei einem Er¬ fordernis von 85 Milliarden die Arbeits¬ losigkeit verringern sollte. — Gegen die Verhaftung des Bürgermeisters von Essen traten die städtischen Angestellten und Ar¬ beiter in den Proteststreik. — 17.: Die Botschafterkonferenz sprach die Stadt Memel den Litanern zu. — Die Ungarn

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