Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

34 Munde aus. „Vorwärts! Jetzt kann uns der Mensch nicht mehr entrinnen.“ Den Rossen wurden die Sporen in die Weichen gedrückt und nach Verlauf weniger Minuten hatten die Csikos den Wagen des Geza Achvala umzingelt. Den Pferdehändler ergriff eine wahre Todesangst, als er sich so ganz wider Erwarten von den Männern umringt ah, die er eine Stunde vorher aufs Gröblichste beschimpft hatte. „Was soll das bedeuten? Was wollt ihr von mir?“ kam es wie ein Lallen über seine bleich gewordenen Lippen. „Verlass' den Wagen! Augenblick¬ lich!“ riefen die Männer unter drohen¬ den Gebärden dem Zitternden zu. wa — warum? „Aber —. „Hinunter mit dir! Und fall' auf deine Knie und bitte uns um Ver¬ zeihung. Du erinnerst dich doch, daß du uns ein Gesindel, Räuber und Diebe nanntest!“ „Ich sollte euch kniend um Ver¬ zeihung bitten! Nimmermehr!“ „Auf deine Knie!“ „Fort, ihr Banditen! Laßt mich gehen! Wer mir zu nahe kommt, dem jage ich eine Kugel durch den Kopf.“ „Wir zerschmettern dir deine Hirn¬ schale, wenn du einen von uns auch nur im gerinsten verletzen solltest!“ Mit diesem Ausruf richteten die Männer die Mündung ihrer großen Reiterpistolen gegen die Brust des voll Schrecken und Entsetzen zurückweichen¬ den Pferdehändlers. „Auf die Knie!“ „Ihr —ihr Bluthunde! Was habt ihr mit mir vor? Ich soll vor euch auf 77 meinen Knien liegen, ich der reiche Was Geza Achvala noch weiter agen wollte, erstarb plötzlich auf seinen Lippen. Bei seinen letzten Worten fiel ein Schuß, Achvala wankte und mit durchschossenem Kopfe brach er leblos zusammen. Die Kugel drang bei einer Seite in den Kopf hinein und bei der anderen wieder hinaus. Bestürzt blickten sich die Männer ge¬ genseitig an. „Wer hat den Schuß abgefeuert? Wer hat das getan?“ fragte einer den anderen. Aber ein jeder zuckte die Achseln. Plötzlich erschien mitten unter ihnen, rein wie der Erde entstiegen, Graf Arpad Achmilin in Begleitung einiger Förster und Waldhüter. „Ihr wollt wissen, wer den Mord begangen hat? fragte er. „Der dort,“ rief er aus, indem er seinen Arm nach dem etwas rückwärts stehenden Ferencz Nyulassy ausstreckte. „Der hat den Geza Achvala erschossen. Ich sah ganz genau, wie er plötzlich seine rechte Hand mit der Pistole erhob und eine Kugel auf Achvala abfeuerte. Jedenfalls beging er den Mord aus Eifersucht.“ Der junge Csikos stand da regungs¬ los wie eine Bildsäule. „Nun, schrie ihn der Graf an, „willst du etwa leugnen? Willst du das, was ich behaupte, als Lüge hinstellen?“ „Aber,“ stammelte Ferencz ganz ver¬ wirrt, „ich begreife nicht, wie Sie, Herr Graf, behaupten können „Daß du auf den Geza Achvala aus deiner Pistole geschossen hast? Nehmt diesen Mann in eure Mitte!“ rief Graf Achmilin seinen hinter ihm stehenden Leuten zu. „Führt ihn ab! Der Mord ist auf meinem Grund und Boden voll¬ führt worden, den Mörder behaltet einst¬ weilen in sicherem Gewahrsam, morgen wird er dem Komitatsgerichte übergeben. Fort mit ihm! Und folgt er nicht willig, so wendet Gewalt an.“ Es schien, als ob Ferencz Nyulassy plötzlich vollkommen macht= und willen¬ los geworden wäre. Ohne ein Wort der Widerrede, ohne den geringsten Wider¬ tand, ließ er sich von den gräflichen Waldhütern fesseln und abführen. Und einen Kameraden erging es im Augen¬ blicke nicht besser. Ratlos schauten sie ich gegenseitig an und ließen es ruhig geschehen, daß man ihren Kameraden als Mörder behandle. Graf Achmilin warf einen spöttischen Blick auf die ratlosen Männer und wollte sich entfernen — da plötzlich

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