nennt er uns ein Bettelgesindel, Räuber und Diebe?“ Bei diesem Gespräche erregten sie sich immer mehr, dem Weine wurde mehr als gut zugesprochen, die Köpfe wurden immer hitziger. Plötzlich schnellten sie in riefen sie die Höhe: „Auf! ihm nach!“ mit wilder Entschlossenheit. „Wir sind freilich nur arme Csikos, aber ehrlich und rechtschaffen sind wir. Wie kommt der Geldprotz dazu, uns Gesindel, Räu¬ ber und Diebe zu nennen? Auf seinen Knien soll er Abbitte leisten. Kommt Kameraden! Unsere Rosse stehen zu¬ sammengekoppelt im Hofe der Csarda, sie haben gutes Futter gehabt, sie wer¬ den dahinjagen wie der Sturmwind über die Pußta. Achvala muß durch den dichten Föhrenforst, der zu dem Gute des Grafen Achmilin gehört, in diesem Forst dürften wir ihn einholen. Er soll uns für den Betyaren, den er uns an den Kopf geworfen, furchtbar büßen.“ Unter Verwünschungen des Pserde¬ händlers schwang sich die Schar der Csikos auf ihre kleinen behenden Rosse und fort ging's in wilder Jagd über die weite Pußta. Und kaum daß diese Männer die Csarda der Mutter Wrantoszyi ver¬ lassen hatten, bestieg Graf Achmilin, der dem Gespräche der Csikos mit Aufmerk¬ samkeit gefolgt war, seinen Wagen, ließ die Peitsche über die Köpfe der Rosse sausen und im schnellsten Tempo fuhr er auf einem Seitenwege seiner Be¬ sitzung zu. „Ich will sehen, was diese Leute mit dem Wucherer machen werden,“ sagte er sich. „Sie jagen dahin auf der Heer¬ traße, ich werde noch vor ihnen meinen Föhrenforst erreicht haben. Dort dürften wir den Mann einholen. Ich hasse die¬ sen bornierten Menschen, der von dem Adel, den er aussaugt, so niedrig denkt. Vielleicht findet sich heute Gelegenheit mich an ihm zu rächen.“ „Ferencz,“ sagte Aranka zu ihrem zurückgebliebenen Verehrer, „mir will die Sache nicht recht gefallen. Deine Kameraden führen Schlimmes im 33 Schilde. Holen sie den Geza Achvala ein, so geschieht ein Unglück.“ ich will sie „Ich will ihnen nach, warnen. Sie werden auf meine Worte hören.“ aus, „Bleib', Ferencz!“ rief Aranka jun¬ indem sie dem der Tür zueilenden „Ich gen Manne hastig in den Weg trat. weiß nicht, wie mir mit einem Male ist. Ein unsäglich banges Gefühl schnürt mir die Brust zusammen. Ich dürft' ein schreckliches Unglück erwarten.“ „Um dieses zu verhüten, muß ich fort.“ „Nein, Ferencz, du darfst nicht fort.“ „Leb’ wohl, Aranka, So Gott will, ehen wir uns Morgen wieder.“ 7 „Ferenczl Ferencz! Er hörte nichts mehr. Blitzschnell war er auf dem Rücken seines Rosses und nach wenigen Augenblicken war er auch schon dem Gesichtskreise des ihm mit einem bangen Gefühl nachschauen¬ den Mädchens entschwunden. Die Nacht war bereits angebrochen, als die den Geza Achvala verfolgenden Pferdeknechte den gräflich Achmilin¬ schen Föhrenwald erreichten. Am Wal¬ desrain gesellte sich zu ihnen Ferencz Nyulassy. „Ihr wollt dem Achvala doch nicht etwa ein Leid antun?“ fragte er seine Kameraden. „Das hängt von dem Menschen selber ab.“ „Nein, mit Gewalt dürft ihr nicht vorgehen. Das würde unseren ehrlichen Namen nur schänden.“ „Ferencz, wir begreifen dich nicht. Du hast alle Ursache, diesen reichen Fettwanst, der dir bei der schönen Aranka gefährlich werden kann, zu fürchten und zu hassen - „Gleichwohl möchte ich nicht, daß ihr ihm ein Leid antut.“ „Still! Schaut nach jener mondbe¬ glänzten Lichtung! Ist's ein Wagen, der 7 dort über die helle Fläche rollt? „Es ist das Cabriolet des Geza Achvala!“ riefen alle wie aus einem 3
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