32 zuckend. „Mit solchen Leuten wird nicht gerechnet.“ Graf Achmilin war sofort wieder bei bester Laune, als er die schöne Wirts¬ tochter erblickte. Er legte seinen Arm um ihre Mitte und flüsterte ihr zärt¬ liche Worte zu, indeß Geza Achvala mit haßerfülltem Blick den Grafen verfolgte. Ferencz Nyulassy drückte sich in eine Fensternische und schaute zu Boden. Er wollte nicht sehen, wie das von ihm so heißgeliebte Mädchen dem zärtlichen Geflüster des Grafen Gehör schenkte. „Aranka!“ rief plötzlich der zorn¬ entbrannte Pferdehändler mit überlauter Stimme aus: „Komm her! Da schau, was ich dir aus der Stadt mitgebracht habe. Ein großes massives Kreuz an goldener Kette. Es ist alles echtes Du¬ katengold.“ Aranka kam kichernd herbeigeeilt, und als sie das Kreuz und die Kette er¬ blickte, schlug sie die Hände zusammen und tat, als könnte sie sich vor Staunen und Verwunderung kaum fassen. „Dieser chöne Schmuck! Und das alles echtes Dukatengold!“ sprach sie mit kindlicher Naivität, indes der Kobold des Spottes aus ihren Auglein blitzte. „Nimm nur! Kreuz und Kette ge¬ hören dir!“ sagte Achvala mit auf¬ geblasenen Backen. „Kostet ein schweres Stück Geld, aber für dich, du kleine putzige Meise, ist mir nichts teuer ge¬ nug. Freilich,“ fügte er hohnlachend und mit einem boshaften Blick auf den Grafen hinzu, „nicht jeder kann sich der¬ lei erlauben. Manches Gräflein möchte dir vielleicht gerne etwas verehren, aber es kann nicht, es hat nichts, diese Leute, die sich Kavaliere nennen lassen, stecken alle tief in Schulden.“ Die Anwesenden brachen in ein bos¬ haftes Gelächter aus und schauten mit Spannung auf den Grafen, der bei den letzten Worten des Pferdehändlers asch¬ fahl im Gesichte wurde. Die Erwar¬ tung, daß es zwischen dem gro߬ protzigen Achvala und dem Grafen zu einer hitzigen Auseinandersetzung kom¬ men werde, war in dem Blicke eines jeden deutlich ausgeprägt. „Euch, Achvala,“ sagte Graf Achmilin mit vor Erregung zitternder Stimme, „euch geht es freilich besser als so manchem aus unseren Kreisen. Ihr seid reich. Ihr habt euch ein hübsches Ver¬ mögen erworben. Aber sagt doch ein¬ mal wodurch?“ „Na,“ versetzte Achvala brandrot im Gesichte, „weiß man denn nicht, daß ich Pferdezüchter und Pferdehändler bin?“ „Ja, den Pferdehandel betreibt ihr so nebstbei. Euer Hauptgeschäft ist aber ein ganz anderes.“ „Und das wäre —?“ „Der Wucher!“ „Was — was sagen Sie?“ rief Achvala aus, indem er funkelnden Blickes in die Höhe fuhr. „Ich sagte es doch schon. Eure Haupt¬ einnahmsquelle ist der Wucher,“ versetzte der Graf ruhig, wobei er den feisten Mann vor sich mit verächtlichem Blicke maß. Alle in der Gaststube Anwesenden klatschten in die Hände, lachten und riefen durcheinander: „Bravo! Graf Achmilin hat recht! Ein Wucherer ist Geza Achvala! Ein Blutsauger!“ Der Pferdehändler schäumte vor Wut. „Was,“ schrie er mit kreischender Stimme gegen die lachenden Csikos und die anderen Anwesenden, „was unter¬ fangt ihr euch? Wer seid ihr? Ein Bettelgesindel! Betyaren seid ihr, die an den Galgen gehören!“ Und nach diesen Worten warf er ein Goldstück zur Be¬ gleichung seiner Zeche auf den Tisch und, außer sich vor ohnmächtiger Wut, stürzte er zum Hause hinaus. Die Zurückgebliebenen lachten und spotteten anfangs über dieBe¬ schimpfung des Pferdehändlers. All¬ mählig jedoch wurden sie anderer An¬ icht und schließlich fanden sie, daß sie von Achvala in unerhörter Weise be¬ schimpft worden seien. „Wir,“ sagten sie, „haben ihm doch nur die Wahrheit gesagt. Ein Wucherer und grausamer Mensch ist er. Aber mit welchem Rechte
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