30 Aranka wahrlich nicht nötigen. Im Nu standen sie sich gegenüber, stemmten die Hüften und nun wurde alles aufgeboten, Leidenschaft, Feuer, Anmut und Grazie um jeder Körperbewegung einen Reiz zu verleihen. Die Anwesenden waren in den An¬ blick des tanzenden Paares so sehr ver¬ tieft, daß sie die Ankunft eines mit Ge¬ räusch eintretenden neuen Gastes gar nicht wahrnahmen. Erst als Mutter Wrantoszyi ausrief: „Sehr hübsch von euch, Geza Achvala, daß ihr euch auch an dem heutigen Markttag in meiner Csarda sehen läßt. Nehmt Platz! Heute jedoch müßt ihr euch mit jener Tisch¬ ecke begnügen. Ihr seht, die Stube ist — bei diesen Worten erst fast überfüllt“ wurde man auf den neuangekommenen Gast aufmerksam. „Der Platz ist nicht für euch!“ riefen die Freunde des Nyulassy, als sie sahen, daß der feiste Pferdehändler sich an der Tischecke recht breit machen wollte. „Den Platz dort haben wir für den Ferencz Nyulassy aufgehoben. Setzt euch nur anderswohin! An unserem Tische ist für euch kein Platz mehr!“ Geza Achvalas kleine graue Augen spien gleichsam Gift und Galle. „Ich soll dem Ferencz Nyulassy weichen?“ rief er brandrot vor Zorn im Gesichte aus. „Wer ist denn dieser Mensch? Ein Pferdehirt, eine Null, ein Nichts ist er! Und wer seid ihr? Doch, ich glaube ihr scheint nicht zu wissen, mit wem ihr redet? Damit stellte sich Geza Achvala an ein Fenster und trommelte mit zorn¬ bebenden Fingern an die Fensterscheiben und sah, wie vor der Csarda ein mit vier Rappen bespannter Wagen, dem ein junger, elegant gekleideter Mann entstieg, hielt. „Graf Arpad Achmilin!“ riefen einige in der Wirtsstube Anwesende. „Aranka, freust du dich nicht über den Besuch des vornehmen jungen Herrn?“ „Mir ist jeder Gast gleich lieb und wert,“bemerkte Aranka etwas spitz. Und den neben ihr stehenden Ferencz mit einem schalkhaften Seitenblick strei¬ fend, fügte sie rasch hinzu: „Bis auf Einen. „Bis auf den Grafen Achmilin, dem 77 du besonders zugetan bist, nicht wahr? rief Ferenz in leidenschaftlicher Auf¬ wallung aus „Es läßt sich nicht leugnen, daß der Graf recht liebenswürdig ist,“ sagte lächelnd die kleine Kokette. „Er hat schon manches Mädchenherz betört. Die arme Cingalya!“ rief sie plötzlich hell auf¬ lachend aus. „Sie ist vor dem Hause, sie lauert dem Grafen auf. Das arme Ding ist eifersüchtig auf mich.“ „Du verstehst es aber auch vortrefflich, Eifersucht zu erwecken. Aranka, wenn du in mein Herz blicken könntest —“ „Da würd' ich was Schönes sehen Still! Der Graf hat den Wagen ver¬ lassen. Zehn Pfund Wachskerzen will ich unserer lieben Frau von Szegend weihen, wenn nicht in diesem Augen¬ blicke Cingalya wie ein Pantherkätzchen auf den Grafen zugesprungen ist.“ Diese Behauptung Arankas war auch vollkommen richtig. Kaum daß Graf Achmilin seinen Wagen verlassen, stand auch schon an seiner Seite Cingalya, das schönste Zigeunerkind, das jemals Ungarns unabsehbare Ebenen durchzog. Ein wahres Wundermädchen an sinn¬ berückender Schönheit, reich an Leiden¬ schaft, reich an Liebe und Haß. Graf Achmilin wurde zornrot im Gesichte, als er das in grellfarbene Seide und Sammt gekleidete, mit Gold¬ münzen förmlich bedeckte, jedoch bar¬ füßig daherlaufende schöne Zigeunerkind 1 erblickte, „Was suchst du hier?“ herrschte er sie unter finsterem Blicke an. „Dich, Arpad, suche ich, dich —“ „Was willst du von mir? „Und du kannst noch fragen? Dich, Arpad, will ich, deine Liebe verlange ich. Weshalb kommst du so oft in diese Csarda? Du liebst die schöne Aranka. Arpad, ich warne dich!“ „Was, du kleiner Kobold, du unter¬ stehst dich, mir zu drohen? Fort aus
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