Eine geheimnisvolle Mordtat. Wenn du den Tinterer Maxl aus an den Hinterbeinen in ein Dickicht, Blasldorf mit seinem biederen Gesicht, kniete nieder, zog ein großes Messer und in dessen Mitte ein Pfeifenstummel her¬ erstach — sich? — nein, das Schwein! abhängt, anschaust, so möchst du gar Dann bedeckte er das tote Tier mit nicht glauben, daß dieser Mann mit den Reisig und Laub, kehrte an den verlas¬ halb offenen, blauen Augen, den empor¬ enen Weg zurück und eilte rüstig gezogenen Brauen und der herabhän¬ seinem Dorfe zu. In dem Hausflur trat genden Unterlippe zu etwas anderem ihm sein Weib, das ihn ungeduldig er¬ fähig wäre, als in gemessenen Zeit¬ wartet hatte, mit der Ollampe in der räumen seine Tabakswolken auszustoßen, Hand entgegen, prallte aber erschrocken die Pfeife auszuklopfen und wieder zu zurück, als es an den Händen und Klei¬ stopfen. dern des Mannes Blutflecken entdeckte. Aber, da irrst du dich. Hör mir zu, „Um Gottes Willen, Mann!“ rief es; was der Tinterer Maxl einmal ausge¬ „was hast du angestellt? Du siehst ja führt hat. Eines Tages hat er auf dem gerade aus, als wenn du einen umge¬ Jahrmarkte in Obermunding sein ma¬ bracht hättest!“ geres Rößl gut verkauft und ein fettes „Hab' ich auch!“ brummte der Maxl Schwein eingehandelt. Nachdem er sich und warf sich auf die Ofenbank. beim Wirte „zur blauen Gans“ wie ge¬ „Ja, was für einen denn?“ wöhnlich in eine heitere Stimmung ver¬ „Meinen Reisegefährten! Aber was setzt hatte, machte er sich um sechs Uhr geht das dich an? Gib mir etwas zu abends auf den Rückweg nach dem essen!“ antwortete der Maxl mürrisch heimatlichen Dorfe, das fast drei Stun¬ den von Obermunding entfernt ist. Ge¬ „Ja, was hat er dir denn getan? fragte die Frau außer sich. mütlich watschelte er mit dem Leitseil in der Hand hinter dem Schwein her „Er wollte nicht, was ich wollte,“ lautete die Antwort. Diese unerschütter¬ und gab sich allerlei behäbigen Gedanken hin und summte das schöne Lied vor liche Ruhe ihres Mannes, bei dem sie sich hin: „Was frag' ich viel nach Geld gerade keinen Spaß gewohnt war, ver¬ und Gut, wenn ich zufrieden bin!“ etzte die Frau in wahre Todesangst. Aber es kam anders für den braven Sie rannte aus dem Hause und schrie Mann. aus Leibeskräften: Der korpulente Reisegefährte des „Mein Mann ist närrisch geworden, mein Maxl ist närrisch geworden!“ Maxl verriet allgemach Spuren von Er¬ mattung, und als beide sich gerade Mehrere Nachbarn, von dem Lärm mitten in einem Walde befanden, sank geweckt, erschienen in ihrem Nacht¬ kostüm. der Vierfüßler plötzlich nieder, und alle Als sie in die Stube traten, saß der Ermahnungen, ja selbst die schlagendsten Beweise für die Zweckmäßigkeit des Maxl beim Tische und verzehrte in Weitergehens waren nicht imstande, ihn großer Ruhe sein Abendessen, das er sich zum Aufstehen zu bewegen. selbst aus der Küche geholt hatte. „Was tun?“ hieß es jetzt. Es war „Nachbar! Nachbar!“ riefen sie durch¬ acht Uhr, dämmerte bereits, Blasldorf einander und schüttelten den vermeint¬ war noch anderthalb gute Stunden ent¬ lich Wahnsinnigen an den Armen, fernt, weit und breit kein Haus zu „du bist doch sonst ein vernünftiger sehen. Das schwere Tier zu tragen, daran Kerl, geh, besinn' dich doch!“ war auch für einen Mann von Maxls Der Maxl ließ sich aber durchaus Stärke nicht zu denken. nicht stören, sondern blieb ruhig bei Rasch entschlossen zerrte er dasselbe seiner Aussage.
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