Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

25 den armen Paul von seiner Schuld an wenn Sie etwas mit ihm zu sprechen Sie zu befreien.“ haben sollten. „Ich wünsche aber, daß jene Schuld in „Mein Besuch gilt nicht gerade ihm, anderer Weise bezahlt würde,“ sagte Herr war die etwas zögernde Erwiderung, „ich Newton. „Milly, wollen Sie meinen kam hauptsächlich, um mich zu erkundi¬ Wunsch in dieser Hinsicht erfüllen? gen, ob Sie gestern abends glücklich nach Er nahm ihre beiden Hände in seine Hause kamen. eigenen, als er diese Frage stellte, und „O gewiß, ich danke Ihnen,“ sagte Milly fühlte unter seinem ernsten Blick Milly errötend, denn sie fühlte, wie „ das heiße Blut in ihre Wangen steigen überflüssig sowohl Frage als Antwort „Ich soll allein die Schuld bezahlen?“ gewesen, da Herrn Newtons Wagen „Ja, Sie allein; von keinem andern sie nach Hause gebracht hatte. will ich die Bezahlung annehmen,“ sagte „Noch ein anderer Grund führt mich Herr Newton. heute zu Ihnen,“ begann Herr Newton „Aber ich besitze keinen Heller in der wieder. „Ich wünsche mich zu über¬ Welt, Herr Newton. Sobald Paul mich zeugen, ob Paul sein Wort gehalten be¬ eine Stelle als Er¬ verlassen hat, will ich züglich einer Angelegenheit, die wir Vielleicht werden 20 zieherin annehmen. gestern besprachen; ich behielt mir näm¬ wir nach Ablauf eines Jahres im Besitz lich vor, sie Ihnen selbst mitzuteilen. der nötigen Summe sein. „Paul erzählte mir von nichts,“ sagte „Aber ich will nicht, daß Paul bei der Milly erstaunt. sei, Sie allein Rückerstattung beteiligt Herr Newton erhob sich jetzt, trat an können mir geben, was ich verlange. ihre Seite und begann: „Ich habe nichts. „Vor einiger Zeit, Fräulein Milly, Milly senkte verschämt ihr reizendes kamen wir überein, daß es für Paul am Köpfchen, aber sie widerstrebte nicht, als besten sei, ihn der Gesellschaft seiner Ver¬ Herr Newton sie näher an sich zog. führer fern zu halten, aber dies wird „Sie haben sich selbst, Milly, und Sie kaum geschehen können, so lange er in selbst verlange ich als Vergütung, Sie London weilt“. allein können Pauls Schuld an mich „Ich fürchte es,“ schaltete Milly ein. tilgen. Sage mir, mein süßes Lieb, bist eine gute „Wenn ihm nun jemand 7 du bereit, es zu tun? Stelle, sagen wir in Indien, verschaffen Als Paul eine Stunde später zurück¬ würde, könnten Sie sich zu einer Tren¬ kehrte, trat ihm seine Schwester hoch¬ nung von ihm entschließen? errötend an der Hand Herrn Newtons In wenigen Sekunden hatte Milly entgegen und dieser verkündete dem alle Gründe, welche für und gegen diesen überraschten Jüngling, daß Milly ver¬ Vorschlag sprachen, erwogen. Für Paul sprochen, sich die Trennung von dem war es ohne Zweifel am besten so, für Bruder nicht allzusehr zu Herzen zu sie selbst ein schreckliches Opfer. Aber ihre nehmen, sondern sie so heiter als möglich Freiheit würde ihr auch manchen Vorteil zu ertragen, und daß sie eingewilligt, gewähren, überlegte sie, und in ihrer ge¬ noch vor Pauls Abreise Frau Robert wohnten Selbstverleugnung schob sie ihr Newton zu werden. Ich gänzlich bei Seite. Herrn Newton Diese glückliche Lösung seiner ver¬ entging das leichte Beben ihrer Stimme wickelten Angelegenheiten erfüllte Paul nicht, als sie jetzt ruhig erwiderte: mit hoher Befriedigung und Milly New¬ „Es wäre für uns beide am besten ton hatte nie Ursache zu bereuen, daß sie wenn Paul von hier weg wäre. Ich eingewilligt, nach Herrn Newtons Wün¬ könnte dann irgend eine Stelle an¬ schen Pauls Schuld zu bezahlen. nehmen und mein Gehalt würde helfen, —

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