24 drängten. Sie haben das rechte Zeug in sich, um ein tüchtiger Mann zu werden, und um Ihretwillen möchte ich Ihnen nach Kräften dabei behilflich sein. Was sagen Sie zu einem ganz neuen Feld der 7 Tätigkeit? — Indien zum Beispiel“ Es war interessant, Pauls Mienen¬ spiel zu beobachten, während Herr New¬ ton ihm diesen Vorschlag machte; war es doch sein sehnlichster Wunsch, England zu verlassen, seitdem die Notwendigkeit, für seinen Unterhalt zu arbeiten, an ihn herangetreten war. Herr Newton las des ungen Mannes Entzücken in seinen strahlenden Zügen, er sah, daß er keine Worte fand, um seinen Dank auszu¬ drücken. „Escheint, daß mein Vorschlag Ihren Beifall findet,“ sagte er freundlich; „die Sache ist also abgemacht. Ich hatte an¬ fangs selbst die Absicht, wieder nach In¬ dien zurückzukehren, halte aber jetzt die für gekommen, mich in England heimisch zu machen. Sie werden die Stelle ein¬ nehmen, die ich bei meiner ersten An¬ kunft in Indien bekleidete. Ich hoffe, Sie werden denselben Erfolg erringen, der mir zuteil wurde.“ Die beiden Herren besprachen nun noch alle Einzelheiten des Planes und dann rief Robert Newton aus: „Was wird wohl Ihre Schwester Milly zu all diesem sagen! Es ist kaum schön gehandelt, ohne ihre Einwilligung einen endgültigen Entschluß zu fassen. Im ersten Rausch des Entzückens über die unerwartete Wendung seines Ge¬ schickes hatte Paul die Existenz seiner Schwester tatsächlich vergessen. Fast be¬ stürzt blickte er bei Herrn Newtons Frage einen Augenblick vor sich hin und sagte dann kleinlaut: „Es wird wohl nicht angehen, daß Milly mich begleitet? „Ganz entschieden nicht,“ versetzte Herr Newton. „Je weniger Last Sie sich auf¬ laden, desto besser.“ „Aber Milly wäre keine Last für mich, Sir,“ sagte Paul mit Wärme; „sie war mir stets eine hilfreiche Gefährtin und hängt so sehr an mir, daß es ihr das Herz brechen würde, allein zurückbleiben zu müssen. Ich glaube, ich bin kein Feigling, aber ich wage es nicht, auch nur die leiseste Andeutung einer solchen Möglich¬ keit zu machen.“ „So überlassen Sie es mir, Ihre Schwester davon in Kenntnis zu setzen. Sprechen Sie heute abends kein Wort über die Sache und morgen nachmittags gegen fünf Uhr werde ich in Ihrer Woh¬ nung vorsprechen, ich verlasse mich da¬ rauf, daß ich Ihre Schwester dann allein finde. Paul versprach bereitwillig, dafür Sorge tragen zu wollen, aber sein Herz war schwer, wenn er an Millys Betrüb¬ nis dachte. Doch er mußte sich zusammen¬ nehmen, da Herr Newton ihm jetzt vor¬ schlug, sich den Damen im Salon zuzu¬ gesellen. :: Am nächsten Tage wagte Paul seiner Schwester kaum ins Antlitz zu blicken. Das Gefühl, daß er ihr ein Geheimnis vorenthalte, das so einschneidend für ihre ganze Zukunft war, das eine Trennung von dem geliebten Bruder bedeute, machte ihn unruhig und befangen, und schon lange vor der bestimmten Stunde verließ er sie, da er seine Erregung nicht länger bemeistern konnte. Als die gewohnte Teestunde heran¬ nahte, wartete Milly sehnsüchtig auf des Bruders Heimkehr. Sie hatte sich ein niederes Stühlchen vor das Feuer gerückt und blickte träumend in die Flammen Da ertönten feste männliche Schritte auf der Treppe und eine Sekunde später klopfte es leise an Millys Türe. Auf ihr chüchternes „Herein“ erschien Herr Ro¬ bert Newton auf der Schwelle. Milly begrüßte ihren Besucher in ihrer freundlichen Weise und lud ihn ein, Platz zu nehmen. Aber nun trat eine peinliche Pause ein. „Paul ist ausgegangen,“ sagte Milly endlich, um nur etwas zu sagen. Denn das Schweigen wurde mit jeder Minute drückender, und sie fühlte, daß Herr New¬ tons Augen fest auf ihr Antlitz geheftet waren. „Ich bedaure sehr, Herr Newton,
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