abziehn. So geht er ihr auf Schritt und Tritt nach, in die Kirche sogar darf sie nicht allein gehen. Ja, wenn er sie in ein Gläserkastl einsperren könnt', wär's ihm noch am allerliebsten. So ist das Reserl zwanzig Jahre alt geworden und hat doch noch keine zwan¬ zig Worte mit einem Mannsbild unter vier Augen geredet. Und die jungen Männer hätten's alle gern gehabt, besonders der Hauserhies, ihr Nachbar. Wenn der das Reserl ge¬ ehen hat, so ist ihm alleweil ganz anders geworden. Gern hätt er mit ihr ein Dechtlmechtl angefangt. Er hätte die besten Absichten dabei gehabt, er hätte sie kurzweg heiraten mögen — aber zuerst mußte er sich ja doch noch bei ihr selber erkundigen, ob sie ihn auch mag. Wie ein Fuchs ist er alleweil um den Stiglhof herumgeschlichen und hat ge¬ er¬ wattet, ob sich nicht eine Gelegenheit zu geben würde, mit dem Dirndl allein reden — aber der Stiglhof war fest zu und die Resl ist nicht herausgekommen. Das machte dem Hauserhies schon recht schweren Kummer. Dem Tupfer¬ epp, seinem besten Kameraden, hat er chon frei erbarmt. „Geh, Sepp,“ sagte der Hies einmal zu ihm, „woaßt denn du a keinen Plan, wie wir den Alten d'rankriegen können? Der Sepp war ein recht gutmütiger Bursch, aber dabei mit allen Salben ge¬ schmiert, nur mit keiner guten, als Spa߬ vogel weit und breit bekannt, kurz ein recht geriebener und lustiger Mensch. „Nu wart', i werd' nachdenken, hatte er dem verzweiflungsvoll dreinschauen¬ den Hies zur Antwort gegeben. Wenige Tage danach kam er auch schon dahergesprungen. „Friert dich, weil'st so daherhupfst?“ fragte der Hies etwas grantig. „Nix, Freunderl, von dem. Heut' mußt aber schon was zahl'n, wann's dir g'lingt, mit der Resl alloan z’reden.“ „Wie willst denn das anfangen?“ fragte der Hiesl gespannt. „Das wirst schon sehen, du kaufst dem 15 Stiglbauer seine Kalbin ab, die du so alleweil gern möchst, das andere laß nur mich machen.“ Der Hies ist damit einverstanden, zieht seinen Schafpelz an, denn es ist Winter, und geht mit dem Sepp zum Stiglbauern. Der Handel um die Kalbin dauert lange; dem Hies ist sie ein wenig zu teuer und der Stiglbauer will nichts nachlassen, denn er ist ein Mensch, der ich um einen Sechser ins Knie bohren ließe. Aber weil ihm der Sepp alleweil „Ja“ zudeutet, so gibt ihm der Hies endlich doch das Verlangte. Nach dem Kaufe sitzen sie noch eine Zeitlang bei¬ ammen, die Resl bringt einen Laib Brot und ein Glaserl „Zwetschkernern“ wie es halt in Bauernhäusern der Brauch ist. Die Männer essen und trinken und der Tupfersepp reißt dabei seine Witze. — „Hörst, Stiglbauer,“ fangt er auf ein¬ mal an, „neulich bin i schön zu an Hun¬ derter kommen. Hab’ da mit oan g’wett, daß er nit a Stund lang bei derer Kälten jetzt beim offenen Fenster sitzen könnt. Hat's aber a nit amal a halbe Stund' ausgehalten.“ „Was,“ schreit der Stiglbauer, „das muß a recht a gfrerter Kerl g’wesen sein —i hätt' den Hunderter nit verspielt!“ könntest es a „A moanst nur so — nit aushalten“, läßt der Sepp den Bauern steigen. Wann der Stiglbauer von einem Geld hört, da vergißt er auf alles andere. „Geh her, wetten wir!“ schreit er. „Meinetwegen,“ meint der andere und tut doch, als ob er nicht recht wollte. Aber der Stiglbauer laßt ihn nimmer aus, der Sepp muß den Hunderter zu dem einigen setzen, dann zündet sich der Bauer seine Pfeife an, öffnet das Fen¬ ster und setzt sich hin, der Sepp neben ihm und erzählt seine Schnurren weiter, damit dem Bauer nicht Zeitlang wird. Der Hauserhies hat anfangs klein und groß d'reingeschaut, was das ganze be¬ deuten sollte — aber endlich ist ihm ein Licht aufgegangen. Ganz still entfernt er
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