Eine Praterfahrt im Karneval. Novelette von Hedwig Wolf. (Nachdruck verboten.) ihnen doch allen der einzige, aber ver¬ Eine kleine, aber gemütliche Gesell¬ hängnisvolle Fehler der jungen Frau schaft war im Salon der Frau Lydia bekannt — der einer ebenso maßlosen Thorn versammelt. Die geistreiche und als unbegründeten Eifersucht. Umsonst lebhaft geführte Unterhaltung erlitt nur hatte ihr Thorn in den zwei Jahren manchmal kleine Unterbrechungen, wenn ihrer Ehe bewiesen, daß er sie auf das ein oder das andere Mitglied der Gesell¬ um¬ innigste und teuerste liebe — schaft zum Pianino trat, um ein Lied zu sonst hatte sie es selbst oft unter Tränen singen oder ein Musikstück vorzutragen. bereut, ihn damit gequält zu haben Diese Produktionen boten aber dann sie verfiel immer wieder in ihren Fehler. auch wahrhaft künstlerische Genüsse. „Deine arme, kleine Frau ist mit Eben war Frau Lydia Thorn, eine rei¬ einem Male ganz verstimmt und wendet zende Blondine, in ein lebhaftes Ge¬ keinen Blick von dir“ bemerkte Ober¬ spräch vertieft gewesen, als der Bediente revident Maier, ein intimer Freund eintrat und ihrem Gatten einen Brief Thorns, „und ich wüßte nicht, daß du überbrachte. Sie hatte es bemerkt, denn eine der Damen der Gesellschaft mit an¬ wie lebhaft Lydia auch sprach, ihre deren Blicken betrachtet hättest, als sich Blicke weilten so oft auf dem Gatten, für einen Ehemann geziemt.“ daß ihr nichts entgehen konnte, was ihn Maier lachte bei diesen Worten, aber betraf. Bruno Thorn sagte seufzend: „Die un¬ Sie hatte auch bemerkt, wie Thorn selige Eifersucht, ich weiß wohl, sie hat kaum die Adresse des Briefes gelesen von neuem einen Argwohn gefaßt; es hatte, als er ihn auch schon hastig zu ist ihr nicht entgangen, daß ich einen ich steckte und den Salon verließ. Der Brief erhalten habe und mich entfernte, Brief mußte sehr Interessantes, sehr um ihn zu lesen; — ihre Blicke haben Wichtiges enthalten, da er mit der mich nicht einen Moment unbewacht ge¬ Durchlesung desselben nicht warten lassen. Du weißt nicht,“ fuhr er fort, wollte, bis die Gesellschaft fort war. Von „was ich darunter leide, und wie dieser diesem Augenblick an war die junge Fehler meiner Frau das Glück unserer Frau verstimmt, das erst noch so leb¬ Ehe zu untergraben droht.“ haft geführte Gespräch brach ab, denn „Offen gestanden, so reizend deine ihre einsilbigen, zerstreuten Antworten Lydia ist,“ sagte der Freund, „ich er¬ verrieten nur zu deutlich, daß ihre Ge¬ trüge es nicht, ohne mich wenigstens danken mit etwas anderem beschäftigt einmal an ihr dafür zu rächen.“ waren. Ihr Gatte war noch immer nicht „Zu rächen, wie meinst du das?“ zurückgekehrt, seine Abwesenheit, die „Laß uns in diesen Erker treten und sonst niemand aufgefallen war, begann ich will dir näher erklären, was ich da¬ bemerkt zu werden, da Lydias Blicke ihn mit meine. mit so großer Unruhe suchten. Die Gesellschaft trennte sich früher als Endlich trat er wieder ein, er sah sonst, denn die Verstimmung der Gatten freudig bewegt aus. Lydia wandte kein hatte sich auch auf die Gäste erstreckt. Auge von ihm, sie, die sonst so liebens¬ Thorn ging im Salon auf und nieder; würdig und heiter war, schien heute er sah ernst und gedankenvoll aus. Lydia ganz ihre Pflichten als Hausfrau zu trat zu ihm und ihre Arme um ihn vergessen. Nicht nur Thorn fiel der schlingend, sagte sie bittend: starre, forschende Blick seiner Gattin „Bruno, du hast ein Geheimnis vor auf, sondern auch den Gästen — war
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