Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1924

Bestand, unter dem Namen „Föhren¬ chacher!“ bekannt, denn dort in der Nähe der historischen Richtstätte mit dem schönen Marterl fanden durch ungezählte Jahre am Sonntag vor Frohnleichnam die Übungen des Bürgerkorps statt. herrliche Ist nicht der ganze Schloßpark mit seinen altehrwürdigen und vielfach recht seltenen Bäumen ein schauungswürdiges Naturdenkmal für sich? Besonders die mächtigen Kastanien¬ bäume, wie sie in einer schönen Gruppe um den eigenartigen Brunnen im Schlo߬ hofe, oder als wundersame grüne Insel am Derflererker vor dem berühmten Innerbergerspeicher (Museum) oder als eltene gelbblühende Art im Schrader¬ garten, oder endlich als prächtige Allee¬ bäume in der vom letzten Abt von Garsten gepflanzten Garstnerallee stehen, gehören zum stilvollen Schmuck einer Stadt. Gleich Riesenfingern, die den Weg dem Wanderer schon von ferne weisen, erheben sich allenthalben die Pappel¬ bäume, die früher entlang den Land¬ traßen und an hervorragenden Punkten standen, heutzutage aber immer mehr verschwinden. Die wenigen noch vor¬ handenen, so zum Beispiel bei der ehe¬ maligen Maut in Ennsdorf, beim Ra¬ hofergut, beim „Kaiser in der Saß“ und in der Sierningerstraße sollten unbedingt erhalten werden. Von seltenen Bäumen wären noch die Eiben zu erwähnen, deren wenige im Holubgarten auf der Promenade und im Schloßpark sich be¬ finden, außerdem der wildwachsende Pfeifenstrauch und Pux bei Tratten¬ bach im Ennskal. Unser lieber alter Damberg mit seinen ausgedehnten herrlichen Wäldern trägt auf seinem Rücken so manchen alten und seltsamen Baum, so die drei, bald tausendjährig werdenden Eichen auf der Haide gegen Dambach, die pracht¬ volle einzelnstehende Fichte auf der Leiten unterhalb des Henimayrhäusle und die fast bei jedem Bauernhause wachsenden immergrünen Schratl¬ bäume mit ihren prächtigen roten 119 Beerenfrüchten. Wandern wir durch un¬ eren stimmungsvollen alten Friedhof, so ällt uns beim Grabe der beiden Volks¬ dichter Schosser und Moser die pracht¬ volle riesige Trauerweide auf, die hre langen Aste wie Schleier über die Entschlafenen niederhängen läßt. Am Wege durch das herrliche alte Schnallen¬ tor begleiten uns zu beiden Seiten alte tämmige Birnbäume; die eine präch¬ tige Allee bilden. Erwähnen wir noch die alte Buche vor dem städtischen Bauamt, so dürften damit die wertvollsten Bäume in Stadt und Umgebung ge¬ nannt sein, was freilich nicht ausschließt, daß dort und da versteckt, noch ein edler, eltener alter Baum sich des Lebens freut. Außer den Bäumen gibt es freilich noch eine große Zahl von Naturdenk¬ mälern, welche des Schutzes bedürfen. Es ist jedoch nicht Zweck dieses Auf¬ ates, ein erschöpfendes Gesamtbild dieser Naturdenkmäler zu geben, es möge nur auf die bedeutendsten, zumeist der weiteren Umgebung angehörenden, hingewiesen werden. Es wird wohl wenige Städte geben, die in ihrer Mitte einen natürlichen Wasserfall bergen, wie dies bei uns im herrlichen Teufelsbachfall zu sehen ist, der bei hohem Wasserstand und im Winter ein einzig schönes Bild gibt. Hier sei auch auf die mannigfachen Höhlenbildungen der Umgebung ingewiesen, welche dem Forscher noch manche Aufgabe bieten dürfte, da sie bis heute im Sinne der modernen Höhlen¬ orschung eigentlich noch der endgiltigen Erschließung harren. Hieher gehören unter anderen: Das Windloch am Dam¬ berg, die Nixenlucke beim Hintsteiner auf der Dirn, das Geldloch am Schoberstein und die gleichbenannte Höhle bei der Rohrbachgrabenbrücke zwischen Losenstein und Reichraming, die berühmte Lettmayrhöhle in Kremsmünster und die ausgedehnte Kreidenlucke in Stoder. Geologisch interessant sind die vielen Tuffsteinriffe in der Umgebung von Losenstein, insbesonders der Sauzahn

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