bohrten sich in die Lippen und auf seinen bleichen Wangen brannten heiße rote Flecke. Am anderen Tage blieb Regine dem Hause fern. Sie und der Knabe fehlten allen. Sie ist wunderschön,“ rühmte Thekla Burkhard die Ferne dem Künstler. „Ich kenne keine Frau, die so geistreich ist, wie ist Witwe, aber über ihren Gatten sie. Sie ie noch kein Wort! Das finde ich sprach onderbar. etwas „Witwen, die nicht von ihren Gatten sprechen, sind geschiedene Frauen, lächelte er etwas boshaft. 7 „Sie glauben, daß sie geschieden ist? „Ganz sicher!“ nickte er. „Dann ist sie mir noch interessanter muß sie mir ihre Geschichte erzählen! Nun Sie ist gewiß ganz ohne Schuld!“ Es wird eine alte Geschichte sein Mann, der sie vernachlässigte, meinte ein Maler leichthin. der „Unmöglich! Welcher Mann könnte olche Frau vernachlässigen? eine „Es gibt Männer, die ihre eigenen nie begehrenswert finden. Frauen „Warum? Weil sie das Unglück haben, ihre Frau zu sein?“ fragte Frau Thekla ungläubig lächelnd. „Weil sie langweilig werden auf die Dauer. Frau kann das niemals,“ be¬ „Diese hauptete Frau Thekla. Lorenz Kahlenberg zuckte mit den Achseln und ein böser Zug legte sich um Mund. Er schien es besser zu wissen. seinen Er lehnte sich schweigend in seinem bequemen Stuhl zurück und ließ vergangene Bilder an seinem geistigen Auge vorüber¬ ziehen. Vor sich sah er ein ganz junges blondes Geschöpf. Im ersten langen Kleide ging sie ungeschickt einher. Wie ihn das reizte, dieses Knospenhafte, halb Kind, hall Weib. Schüchtern, verstohlen schwärmte sie ihn an; er sah es mit lächelndem Wohl¬ gefallen. Nur ein Handausstrecken und sie sein! war Er rechnete, er überlegte, aber er über¬ schätzte die Mitgift, die sie ihm bringen würde. 71 Dann nahm er sie. Das junge, kind¬ liche Weib betete ihn an, ihn, den doppeltso alten Mann, den interessanten, verwöhnten Liebling der Frauen. „Pah —“er stäubte die Asche von einer Zigarre. Eine Torheit war's. Nur Aerger, Verdruß und Enttäuschung erlebte er in seiner Ehe. Die Knospe erschloß sich nicht. Sie — an Empfindlichkeit. krankte Drei Jahre — dann war's vorbei! Strich durch Er erhob sich, um an seine Arbeit zu gehen. Frau Thekla hielt seine Hand fest. „Was ist Ihnen, mein Freund? fragte leise. ie fühlte einen warmen, zaghaften Er Händedruck; ein leises Beben ging von ihr zu ihm hinüber. Wieder eine Blume, die sich ihm zu¬ neigt; wieder nur ein Handausstrecken ... chärfer als je lag auf seinen Zügen Aber die Uebersättigung Mitleidig blickte er hinab auf die Frau, die mit sich rang im Kampfe um Ehre und Pflicht und mit der Macht, die er ausübte. Sie reizte ihn nicht. Er verließ sie und wandelte ruhelos im Mondlicht. Er dachte an sie, an die andere, die Stolze, Herbe, Unnahbare, an die Mutter, die ihr Kind vor ihm schützte. Es ging immer heißer durch seine Adern. Als er sie wiedersah mit dem schönen an der Hand, schrie etwas in ihm Knaben Seine Augen glühten ihr entgegen, auf. Lippen zitterten. eine Du — Du — kannst Du ver¬ „O 77 5 geber Mit einem stolzen, spöttischen „Nein, wandte sie sich ab. Er folgte ihr. Er suchte sie. Seine Kühle wich einer heißen Leidenschaft. Ruhelos vergingen seine Tage und Nächte. Seine Arbeit litt. Er konnte nicht schaffen mit brennendem Blick und wirrem Hirn. Er lauschte nur immer auf ihre Worte draußen, die so hell und lachend an sein Ohr drangen. Sie war eine andere geworden und doch war sie es. Die Knospe hatte sich ent¬
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