Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1923

110 noch der schöne Skunksmuff bei dem Vor¬ Erich versuchte auf diplomatischem stadtkürschner, der inzwischen sicherlich auch Wege seiner Frau beizubringen, daß Pelz¬ verkauft war. Ganz niedergeschlagen kam werk im allgemeinen und Skunksmuffe im der junge Gelehrte heim. Auf seinem Schreib¬ besonderen in der jetzigen Zeit zu teure — Nanu tisch lag die Nachmittagspost. Objekte seien, um sie Gattinnen von Privat¬ ein Brief von seinem Bankier? Erich konnte dozenten der Geschichte als Weihnachts¬ ich nicht entsinnen, mit diesem irgendwie geschenke zu machen. Doch mit echt frau¬ in der letzten Zeit ein Geschäft gemacht zu lichem Instinkt witterte die hübsche Else aus haben. Doch hastig schnitt seine Hand mit ihres Mannes Reden heraus, daß er ihren dem Brieföffner die Hülle auf, er nestelte großen Lieblings=Weihnachtswunsch, wie sie orgfältig zusammengefalteten Brief¬ den ihn nun einmal nannte, nicht erfüllen heraus und las mit wachsendem Er¬ bogen wollte, oder vielleicht auch nicht konnte ... taunen: und deshalb war sie betrübt, ging mit ge¬ enktem Köpfchen und scheinbar auch ver¬ „Sehr geehrter Herr Doktor! weinten Augen umher, und das waren die Hierdurch teilen wir Ihnen mit, daß Wolken am vorweihnachtlichen Himmel bei in Rücksicht auf eine neue Emission Dr. Wielands. der „Pluto=Aktien“ das Bezugsrecht der „Wenn ich nur wüßte, was ich mache? alten Aktien zum Verkauf steht. Falls Diesen Satz wiederholte sich der junge Ge¬ Sie die Absicht haben sollten, dieses an lehrte in den letzten vierzehn Tagen vor uns zu verkaufen, offerieren wir Ihnen dem Weihnachtsfeste täglich mindestens ein¬ als Kaufpreis Mk. 80.000. Wir bitten mal und Frau Else seufzte täglich, natürlich um Ihre umgehende Mitteilung und nur heimlich, mindestens dreimal: „Mein zeichnen chöner Weihnachtsmuff?“ Ja — das Frage¬ hochachtungsvoll zeichen vor allem, seufzte sie mit. usw.“ Eines abends suchte Erich in einer Hurra! Das war ja. .. nein, das Mappe verschiedene Unterlagen zu einer war ja gar nicht möglich! Erich hätte am Steuerdeklaration, die er ausfüllen mußte. liebsten gleich seinen Bankier antelephoniert, Dazu brauchte er auch die letzte Abrechnung aber die Bank war um diese Zeit geschlossen. eines Bankiers. Doch wer am nächsten Morgen punkt neun — daß ich damals so „Donnerwetter Uhr als einer der ersten am Effektenschalter gescheit war, die „Pluto=Aktien zu kaufen, tand, war Herr Dr. Erich Wieland. Er war eigentlich.... Hm, hm, die Dinger unterzeichnete das entsprechende Schriftstück stehen jetzt hoch, aber sie jetzt schon zu ver¬ fragte, schon halb zum Gehen gewandt, und kaufen, wäre Unsinn, vielleicht steigen sie Bankangestellten: den noch mehr .. .“ Und Erichs Bleistift flog „Bis wann kann ich Nachricht haben?“ über ein Blatt Papier, auf dem er sich „Heute verkaufen wir das Bezugsrecht schnell ausrechnete, was er jetzt beim Ver¬ der Börse, Herr Doktor und morgen an kauf der Aktien verdienen könne. Als er haben Sie die Gutschriftsanzeige rüh am nächsten Morgen in die Zeitung sah, Dr. Wieland stürmte zur Bank hinaus, waren die Aktien um 15 Prozent gefallen, ich in das erstbeste Auto, sauste zu warf am übernächsten Tage gaben sie weitere Vorstadtkürschner und — o Wunder dem 5 Prozent nach. Es war rein zum Ver¬ Skunksmuff war noch nicht verkauft. der zweifeln — kein Ausweg. Und als der Weihnachtsabend kam, lag er Am nächsten Nachmittag machte Doktor und friedlich unter dem brennenden chön Wieland einige Einkäufe. Doch um die Christbaum. Frau Elses erfüllter Lieblings¬ Pelzwarengeschäfte machte er einen großen vunsch — ihr Weihnachtsmuff! Bogen. Vor seinen Augen schwebte immer S

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