eine schöne Stadt, ihre Schönheit wird außerdem noch verstärkt durch ihre wohl einzig dastehende Umgebung im reizvollen Alpenvorland. Oesterreich ist klein und arm geworden, es muß alle die wenigen übrig gebliebenen Schätze zusammenhalten und schützen als wertvollen Besitz. Und jeder Kenner der Städte des gegenwärtigen Oesterreich muß gerechterweise zugeben, daß Steyr, was alte Bauten anlangt, gegenwärtig wohl in erster Reihe steht. Die großen, außerhalb des alten Stadtkernes befindlichen indu¬ striellen Anlagen sind durchaus kein Hin¬ derungsgrund, sondern ein wertvolles Ver¬ stärkungsmittel der Anziehungskraft nach außen. Das österreichische Bundesdenkmalamt weiß auch sehr genau den Wert unserer Stadt für den Gesamtstaat einzuschätzen und wacht mit Recht sorgfältig darüber daß die ganze unwiderbringliche Schönheit erhalten und bewahrt bleibt. Es weiß auch, daß die Erkenntnis von dem unschätzbaren Werte hier nicht nur die maßgebenden Kreise besitzen, sondern bereits (hauptsächlich durch die zehnjährige Aufklärungsarbeit des Vereines „Heimatschutz“) in die breite Be¬ völkerung Eingang gefunden hat. Allerdings fehlt noch manches, was in dieser Hinsicht der Stadt nur von Vorteil wäre. Vor allem ist der Mangel an Unterkunftsmöglichkeiten für auswärtige Besucher am allerbittersten fühlbar, ebenso das Fehlen von brauchbaren, großen Sälen für Vorträge und einer größeren Menge zugänglichen Veranstaltungen, welchem Uebelstande bei den gegenwärtigen Bau verhältnissen wohl kaum sobald abgeholfen werden wird. In literarischer Hinsicht ist mit dem neuen Führer von Steyr wohl ein aus¬ gezeichneter Anfang gemacht worden, auch haben die großen, in Steyr sich abspielenden Romane der Schriftstellerin Enrica Handel¬ Mazzetti für die Stadt bedeutende Werbe¬ kraft. In historischer Hinsicht sind allerdings die Geschichtswerke von Prevenhuber und Pritz eine wertvolle Fundgrube, allein sie sind im Buchhandel längst vergriffen und könnten nur durch eine billige Volksausgabe 81 der Allgemeinheit zugänglich werden und so allenthalben über die ungemein reich¬ haltige geschichtliche Vergangenheit der Eisenstadt aufklärend wirken Vor allem aber soll eine Stadt wie Steyr zur immerwährenden Bewahrung ihrer Schönheit eine ausführliche Einzel¬ so¬ beschreibung in Wort und Bild eine ie genannte Monographie besitzen, wie im seinerzeit von Meister Blümelhuber in „Buch der Stadt Steyr“, allerdings etwas anderer Form geplant war. Dieses groß angelegte Werk müßte außer einer kurzen geschichtlichen Darle¬ gung über die Stadt und ihre nächste Um¬ gebung, die Beschreibung der geologischen, mineralogischen, botanischen und faunisti¬ chen Verhältnisse, einen Abschnitt über Dichtung, Sitten und Bräuche, Land und Leute enthalten. Die Hauptsache aber wären große Bilder mit Beschreibungen, welche in einer Mappe systematisch ge¬ ordnet, alle Einzelheiten des baulich alten und wertvollen Gutes enthalten müßten Die einzelnen Gruppen würden ungefähr zerfallen in 1. Häuser, 2. Fassaden, 3. Türen und Tore, 4. Fenster, 5. Höfe und Säulen, 6. Eisenschmuck, wie Fenster¬ 7 körbe, Türschlösser, Beschläge usw., Kirchen und Türme, 8. Friedhof, 9. Schöne Innenräume und Einrichtungen (Haller Biedermeiersaal) 10. Museum und städt. Archiv, 11. Garsten, 12. Sonstige alte Baudenkmäler der Umgebung. Eine Ehren¬ tafel über berühmte Männer, welche hier gewirkt und gelebt haben, wie Schubert, Vogl, Bruckner, Blumauer, Redtenbacher Pritz, Werndl könnten dieses Buch, welches für unsere Nachfahren von unschätzbarem Werte sein würde, beschließen. Es ist klar, daß diese Aufzählung bloß als Anregung angesehen werden soll. Hoffentlich nähern wir uns bald glücklicheren Zeitläufen, wo Männer der Wissenschaft und Kunst Zeit und Vorliebe zur Her¬ stellung dieses Heimatbuches aufbringen und der Allgemeinheit, wie der Nachwelt ein wertvolles Dokument deutschen Städte¬ wesens übergeben können. Auch würde sich gewiß in der reichen Geschichte unserer Stadt eine ebenso charak¬
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