Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

80 0 bewahrt die Schönheit eurer Vaterstadt. Von Prof. Gregor Goldbacher, Korrespondent des Bundesdenkmalamtes in Stei Es ist tief bedauerlich, daß in der daß keine, auch nicht die geringste Schönheit Vorkriegszeit, wo die Reisegelegenheitenso der Stadt verloren gehen kann, was jedoch bequem und billig waren, so wenige Steyrer gar nicht ausschließt, daß außerhalb des nach Deutschland gekommen sind, umdie alten Kernes der Stadt sich Neubauten „schöne deutsche Stadt“ studieren und mit aller Art erheben, Fabriken und sonstige ihrer Vaterstadt vergleichen zu können. Be¬ Zweckbauten. Jeder notwendig gewordene sonders Mittel= und Süddeutschland sind Umbau oder Neubau im Innern der Stadt reich an wahren Perlen alter Städte¬ muß sich strenge dem einheitlichen Stile baukunst, die auch dem Nichtfachmann einen anschließen und unterordnen. Wer jemals Ausruf der Bewunderung entlockt und durch das romantische Rothenburg oder durch Stunden reichsten Genusses schenkt. das fast noch interessantere Dinkelsbühl Jedem, der einmal Nürnberg, Rothen¬ gewandert ist, weiß die Bedeutung solcher burg, Dinkelsbühl, Nördlingen, Ravensburg, Vorkehrungen zu schützen. Dazu kommt Biberach, Ulm und viele andere durch¬ noch der Umstand, daß alljährlich an einem wanderte, werden die Stunden dieses bestimmten Tage in diesen Städten interes¬ Aufenthaltes nicht mehr so leicht aus dem sante Festspiele aufgeführt werden, deren Gedächtnisse entschwinden. Mit welchem Bühne' sozusagen die ganze Stadt ist und an Verständnis die betreffenden Stadtverwal¬ denen sich nahezu die ganze Bewohnerschaft tungen diese Schönheit erfaßt haben und in historische Gewänder gekleidet, mit Eifer auch praktisch zu verwerten wissen, fällt beteiligt. So haben die Festspiele „Der jedem Besucher sofort wohltuend auf. Man Meistertrunk von Rothenburg“ oder die kann ruhig behaupten, daß diese Städte „Kinderzeche von Dinkelsbühl“ Weltruf von ihrer Schönheit leben, denn sie sind erlangt und ungezählte Sonderzüge bringen infolge geschickter Werbetätigkeit alljährlich in diesen Tagen die Scharen der Gäste der Sammelpunkt von Tausenden Fremden, und damit viel Geld in die alten Städte, insbesonders von Malern, die hier die die im historischen Festschmuck doppelt reizend schönsten Motive finden, von Baukünstlern, sind. Ueber jede dieser Städte bestehen die wertvolle Anregungen empfangen und ausgezeichnete Führer, Einzelbeschreibungen, von Schriftstellern, deren Phantasie durch Romane, Theaterstücke, wissenschaftliche Ab¬ die bedeutsamen historischen Schönheiten handlungen und wertvolle Sammlungen, mächtig angeregt wird. wodurch der Ruf der Stadt allüberall Beim Betreten dieser Städte wird hindringt. Handel und Handwerk, Kauf¬ gewöhnlich dem Besucher kostenlos ein mann und Arbeiter haben den Nutzen. Plan der Stadt eingehändigt, der auf die Noch dazu ist die Umgebung dieser Städte wichtigsten Bauten hinweist und sogar die meist eben und reizlos und durchaus nicht Richtung angibt, in welcher man die Stadt geeignet, Fremde anzulocken. zu durchwandern hat, um den besten und Der Leser sieht schon, wo ich hinziele. günstigsten Eindruck von ihr zu erhalten. Wege will ich weisen, wie die Schönheiten Eine eigene Kommission von Fachmännern meiner Vaterstadt erhalten und bewahrt und Stadtvertretern wacht eifrig darüber, werden können. Und Steyr ist wahrhaftig

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