Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

* 79 Dann drückte er der Toten die Augen den Amboß niederfallen ließ und schlug zu, faltete ihre starren Hände ineinand, einen Nagel nach dem anderen, die sich dann trug er alle Blumenstöcke vom Fenster der junge Gesell selbst geschmiedet hat, in her und zündete eine Totenkerze an. den Sarg hinein. So und jetzt in Gottesnamen hinunter Es war kein lustiges Hämmern und ins Dorf, in der stürmischen Herbstnacht Klingen mehr. Dumpf und traurig klangen zum Doktor, zum Pfarrer und zum Tischler die Töne ins Tal hinaus. Aber mit dem Geld schaute es schlecht aus. Unten im Tale horchten die Leute Das, was er hatte, reichte gerade für wieder, kannten die dumpfen Schläge und schuldende Arznei und Totengräber. Aber sagten: „Hiazt nagelt der Peter sein einen Sarg brauchte der Peter. Aber ein Buam sei Totentruha zua. Sarg beim Tischler kostet gut ein paar Gulden Geld. Und Schulden viel hatte Vom Leichenbegängnis heimgekommen, der Peter schon über das Häuschen. ging Peter in die Schmiede, nahm noch Wer borgt da! Ha, fuhr es den einmal die geliebten Werkzeuge in die Peter durch den Kopf, „den Sarg zimmre Hände, blickte mit scheuer Trauer noch ich mir selber und gleich jetzt.“ Suchend einmal über den rußigen Raum und über blickte er sich in der Stube um. Der die kalte Esse und sagte: „Nimmermehr Lehmboden war in der kälteren Zeit mit wir i Feuer in Ess'n leg'n, nimmamehr dünnen Brettern bedeckt, grade sechs, die wir i den Hammer schwingen und nimma mußten nun dran glauben. Eins ums wir i die Schmied'n aufmacha!“ andere löste er behutsam heraus beim Die bittersten Tränen stiegen ihm Schein der flackernden Totenkerze. So, jetzt auf, als er den Werkzeug wieder beiseite noch die Nägel. Nägel! Hat ja doch seine legte und mit bebenden Händen und Mutter alle in den Wildbach geworsen. schwerem Herzen schloß er die schwarzen Nicht einen einzigen ließ sie im Haus. Balken der Schmiede zu. Nägel! Das Wort allein griff ihm an seine Wieder vergingen Jahre. Peter und alten Wunden. Nirdends waren welche sein altes Mütterlein darbten und kargten Da riß er Türangeln und Schloß heraus so gut sie nur konnten, oben im Häuschen um Eisen zu gewinnen. Und mit zusammen¬ weiter. Rührig und emsig schuf Peter gebissenen Zähnen ging er hinaus in die unter den Holzknechten weiter, aber die Werkstatt und löste die Balken von dieser harte Arbeit zerrte stark an seinem schwäch¬ zweiten Totenkammer, in der sein Lebens¬ lichen Körperbau. glück begraben lag. Hei, wie fuhr der Herbststurm durch Peter wurde immer schwächer und Tür und Fenster und breit fiel Mondlicht kränklicher, der Lohn immer kläglicher und auf Hammer und Nägelzangen. Dort stand die Not und Sorge immer größer. Auch die Esse, Kohlen vom letzten Feuergang Peters alte Mutter griff Not und Sorge lagen noch davor. Da wollte den armen am gesunden Leibe stark an. Sie wurde Peter sein ganzer Jammer übermannen krank, ermachte es nimmer lang und legte Endlich aber raffte er sich doch auf. „In ich bald zum Sterben. Als Peter einmal Gottsnam, zum letztenmal“ und ging an spät von der Arbeit heim kam, war sie eine Arbeit. Peter, der letzte Nagelschmied, chon tot. Tränen hatte er nicht, obwohl schmiedete die Sargnägel für seine tote vielleicht selten ein Sohn seine Mutter Mutter. so lieb gehabt wie Peter die seine. Aber Unten im Tale aber horchten die er war hart geworden und sagte nur mit Leutchen im Schlaf auf, und träumten von gramvollen Lächeln: „So, hiazt hab i aba der alten, schönen Zeit ... nix mehr zum wegnehma. E

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