Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1922

78 lustig draufhämmerten, daß tausende schim¬ mernde Funken vom Ambos sprühten und Beide und Mütterlein in viel glänzende tanzende Lichterlein einhüllten. Unten im Tale schauten die Leute zum Peter hinauf und sagten: „Der Peter ist heute wieder von Sinnen! Wie er nur wieder hämmert und singt. Er will es noch immer nicht glauben, daß er sein Handwerk muß lassen. Und wieder eines Tages des abends, sagte Peter zu seinem Buben: „Peter, heut muaßt ma dein Meisterstück mach'n, damit i die freisprecha koa, denn i will nit, daß i der letzte Nagelschmied bin. Zwölf Nägel forder i von dir!“ Und schon schickte sich jung Peter an und schmiedete zwölf blanke Nägel her. Den letzten aber, der noch glühend war und den er noch in der Zange hielt, schwang er wild um seinen Kopf umher, sodaß er weit, wie ein rotflammender Kreis durch das breite Fenster der Schmiede in die stille Nacht hinausleuchtete, stieß einen hellen Juchzer aus, machte einen Freuden¬ sprung hoch in die Luft dabei und legte dann den zwölften Nagel zu seines Vaters Füßen. Jung Peters Meisterstück war voll¬ endet und vollbracht. Hell und vierfach gab das Echo den Freudenschrei, der an die Schieferwände anprallte, zurück. Aber der Freudensprung war jung Peters Unglück. Es war sein Todessprung. Wie er so niedersprang, stieß er sich einen rostigen Nagel, wie sie am bloßen Boden in der Schmiede herumlagen in den Fuß hinein und zog sich eine böse Blutvergiftung zu. Alt Peter bot alles mögliche auf, um sein Kind zu retten. Er scheute weder Geld noch Mittel, aber nach wenigen Tagen erlag der Knabe seinen Leiden. Peters Hoffnung, daß auf seinem Häuschen sein Handwerk wieder blühen, sank aufs neue. Still und stumm ertrug auch Peter dies neue Leid. Er stieg ins Tal hinunter und holte beim Tischler einen Sarg und legte sein Kind behutsam hinein und bahrte es im Stübchen, wo unter den kleinen Fenstern viel schöne rote, blühende Blumen in Töpfen standen, so schön als möglich auf. Die schönsten davon stellte er zu den Füßen seines Kindes. Ruhig, aber untröstlich stand Peter am Fuße des Sarges seines Kindes und betete. Aber noch untröstlicher war Peters Mutter. In einem fort klagte sie und warf sich selber bitter vor, daß sie schuld sei, daß jung Peter sterben mußte. „Hätt' i do nur den Bod'n der Schmied'n z'sammkehrt,“ klagte sie, und alle Nägel aufglaubt, so hätt' sie da Peterl koan einitrett'n. „Aba Mutta,“ versuchte Peter seine Mutter zu beruhigen, „ös kinnt's ja wirklich nix dafür. Oes hat scho so sein woll'n. „Na, na, i bin schuld,“ gab die Alte untröstlich zurück, nahm einen Besen, ging in die Schmiede hinaus und fing dort an, den Boden rein zu fegen. Peter folgte ihr und sagte: „Was tuast denn Mutta? „Den Bod'n kehr i z'samm, alle Nägel will i aufglaub'n und i z'samma such'n, daß sö neamd't mer tret'n koan. Peta i agtas aufrichtig, i ängstige mi so um di. „Laß das Muatta, sprach Peter traurig, „i wia nimma in Schmied'n geh'n.“ Aber die Alte ließ sich nichts sagen, kehrte den Boden rein und klaubte all die Nägel in der Schmiede zusammen und chickte sich an, sie in den Wildbach zu werfen. „Halt!“ gebot ihr Peter, „die zwölf Nägel, die da Peterl zuletzt als Meistastuck g'schmied't hat, muaßt ma lass'n, dö brauch i zum sein Sarg zuanag'ln. Peter nahm die zwölf Nägel. Mit die übrigen ging die Mutter zum Wild¬ bach, der hinter dem Häuschen über die Felsen stürzte und streute sie in denselben hinein. Zurückgekommen, nahm Peterl und seine Mutter, schlicht und rührend, nach Christlichvolksgebrauch Abschied von ihrem Kind und Enkelkind. Sodann nahm Peter den Hammer n die Hand, den jung Peter noch vor einigen Tagen singend und schwingend auf

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